Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schmorkau
3 Viertelstunden nordöstlich von Oschatz entfernt, am rechten Ufer der Döllnitz, zwischen Mannschatz und Schönnewitz in angenehmer, fruchtbarer Gegend gelegen.
Schmorkau ist ein sehr alter Ort und gehörte zu denjenigen vielen Dörfern, welche dem Kloster Altzelle zugeeignet waren.
Im Jahre 1230 hat das Dorf das Kloster an das Stift Meissen verkauft und später kommen auf dem dasigen Vorwerk die Herren von Schmorkowe vor, von denen 1297 ein Thom von Schmorkowe als Geschworner zu Oschatz genannt wird. Als spätere Besitzer erscheinen im 15. Jahrhundert und zwar 1461 Nicolaus Meissner auf Mannschatz und Striecha; im Jahre 1551 bis 1611 lebten hier die Herren von Seydlitz.
George Albrecht von Seydlitz wurde von Jacob Gotthard, einem Schafknecht von Weyda bei Riesa, mit seinem Schäferstabe erschlagen. Der Mörder wurde am 20. Sept 1614 auf dem Markte zu Oschatz enthauptet. Von 1618 bis 1744 war die Familie von Lindenau in Besitz Schmorkaus; hierauf kam es an die von Hagen. Unter diesen Herren im Jahre 1728 erlangte das zum Gute erhobene Schmorkau die Schriftsässigkeit, so dass es nun unter die neuschriftsässigen Rittergüter gezählt wurde.
Im Jahre 1787 acquirirte Schmorkau der Sächs. Conferenzminister Georg Reinhardt Graf von Wallwitz, bei welcher Familie das Gut sich jetzt noch befindet. Der derzeitige Besitzer ist Herr Carl Sebastian Graf von Wallwitz.
Das hiesige Herrenhaus erinnert noch an die alten Zeiten des Ritterthums; das Schloss selbst ist mit einem Wall umgeben. Das Gut wurde mit einem Ritterpferde verdient und besitzt 450 Scheffel Landes, darunter gute Wiesen und vortreffliche Waldungen.
Es übt die Jagdgerechtigkeit und hatte eine Einnahme von 105 Thlr. Zinsen; doch musste es selbst bis zur erfolgten Ablösung in das Oschatzer Rentamt und geistl. Aerarium Getreidezinsen zahlen.
Die Schäferei vom Gute Schmorkau ist eine schöne und grosse; denn es hält immer noch 600 Stück Schafe. Die Verbesserung der Oeconomie [237] des Gutes ist durch den Herrn Minister von Wallwitz erfolgt, und wird sein Andenken fortleben bei seinen Nachkommen bis in die spätesten Zeiten.
Die ziemlich hoch gelegene Kirche des Orts war schon 1266 erbaut. In diesem Jahre überliess der hiesige Pfarrer die Einkünfte von der ihm gehörigen Fleischbank in Oschatz dem Kloster zum heiligen Kreuz bei Meissen; erst 1555 wurde diese Kirche Filial von Terpitz.
Im Jahre 1575 erkaufte Cyriacus von Seydlitz die Pfarräcker sammt dem Pfarrhause gegen einen jährlichen, dem Pfarrer zu Terpitz um einen zu entrichtenden Erbzins von 15 Thlr., sowie um jährlich 6 Thlr. Speisegeld und 1 Viertel Korn, ausserdem wurden von den Kirchenvisitatoren noch 4 Pfarrwiesen an den Gastwirth Horter in Oschatz käuflich abgetreten.
Bemerkenswerth von der Schmorkauer Kirche ist das Monument eines alten Ritters. Ein ausgestreckter Arm mit eisernem Handschuh hält den Schild entgegen, vollständige Waffen schmücken dasselbe und 3 Schwerter hängen ihm zur Seite.
An der herrschaftlichen Betstube befinden sich 4 herrschaftliche Wappen von bunten Farben gemalt, mit folgenden Buchstaben:
1) C. G. S. 2) M. E. G. Z. 3) E. E. V. L. G. M. 4) G. W. V. L. und darunter die Jahreszahl 1675.
Die Hauptkirche in Terpitz ist nicht so alten Ursprungs, wie ihre jetzige Tochterkirche, und steht unter der Gerichtsbarkeit des Rittergutes Borna.
In Terpitz war früher ebenfalls ein Rittergut, nach welchem sich 1297 der markgräfliche Voigt zu Oschatz, Woitz von Terpitz nannte.
Der von Terpitz aus gegen Osten liegende und in hiesiger Gegend durch seine herrliche Aussicht weit bekannte Ottenberg, wurde bis zum Jahre 1833 von den Dorf- und herrschaftlichen Schafen als gemeinsame Hutung benutzt.
Im genannten Jahre trat die Gemeinde von Terpitz von 107 Acker 27 Quadratruthen ihr Recht zu hüten an die Herrschaft ab, mit der Bedingung, dass ihnen die Frohndienste, Zinsen, kurz alle Leistungen und Abgaben an die Herrschaft von Borna erlassen wurden. Und so kam es denn, dass ohne grossen Kostenaufwand von beiden Seiten abgelöst, die Bauern ganz freie Leute wurden und auch 18 Acker 99 Quadratruthen von der Hutung als Eigenthum bekamen, die sie unter sich vertheilten und urbar machten.
Die Benennung Ottenberg mag von dem Gotte Odin der alten Deutschen herrühren, dessen Bildsäule daselbst aufgestellt war.
Jetzt ist auf demselben ein elegantes Weinbergshäuschen erbaut.
Der Pfarrer von Terpitz besitzt dagegen in Schmorkau bedeutende Wiesengrundstücke.
Die Schicksale von Schmorkau und Terpitz anlangend, so sind dieselben in den Jahren 1812 traurig zu nennen und kaum war dieses Jahr mit seinen Drangsalen überstanden, so sind beide Orte von verschiedenen Feuersbrünsten hart heimgesucht worden.
Im Jahre 1819 wurden auch die herrschaftlichen Schäferei-Gebäude ein Raub der Flammen, und 1834 zündete der Blitz in den Wirthschaftsgebäuden des Gutes. Doch wurde man des Feuers Meister und die drohende Gefahr glücklich abgewendet.
Die Gemeinde Schmorkau, welche ausser dem Rittergute aus 9 Gärtnern und 16 Häusslern besteht, worunter sich 1 Wassermühle, 1 Schmiede, 1 Wagner, 1 Schneider, einige Zimmerleute, Maurer und überhaupt Tagarbeiter befinden, zählt gegen 250 Einwohner, die vor dem Gerichtsamte Oschatz Recht leiden.