Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Skasska
Skasska, in Urkunden auch Sckaska und Skasko genannt, ist eine
altwendische Niederlassung deren Namen „ein Gässchen“ (Haska) bedeuten
soll. Der Ort liegt am linken Ufer der Elster und der Rocknitz, die
hier das schwarze Wasser oder schwarze Fliess heisst, von Biela herabkommt,
die dortigen und einige Weissiger Teiche mit Wasser versorgt,
in Weissig einigen Zufluss empfängt, weiter hinab wieder etliche Lisker
Teiche speist, an der Grenze von Skasska Döbra und Lieske das von
letzterem Orte herkommende Bächlein aufnimmt und nach einem Laufe
von zwei Stunden sich mit der Elster vereinigt. Kaum eine Viertelstunde
von Skasska, das genau zwischen Camenz und Wittichenau gelegen ist,
befindet sich die Preussische Grenze. Das Dorf zählt vierundzwanzig Häuser
mit etwa hundertsechszig Einwohnern, darunter vier Bauergutsbesitzer.
Das Rittergut Skasska war bis zum Ende des siebzehnten Jahrhunderts immer mit dem nahegelegenen Döbra vereinigt. Es hat ein schönes geräumiges Schloss, treffliche Wirthschaftsgebäude, einen in französischem Geschmack angelegten und mit Wasserkünsten gezierten Garten und ein Areal von einhundertfunfzig Ackern trefflichen Feld- und Wiesenbodens. Das lebende Inventarium besteht aus vier Pferden und vierzig Stücken Rindvieh. – Als im Jahre 1716 die Rittergüter Lieske, Ossling, Döbra mit Trado und Skasska mit Liebegast zusammen gehörten, wozu später auch noch Milstrich kam, wohnten die Besitzer immer auf dem Skasskaer Schlosse, wo damals auch eine Fasanerie und ein Weinberg, der erst vor etwa dreissig Jahren einging, sich befanden. Zum Rittergute gehört eine Mahl- und Oelmühle mit Hirsestampfen.
Ritter Wilwich von Gusk, der 1383 der Stadt Camenz ein Stück Wald verkaufte, ist der älteste bekannte Besitzer des Gutes Skasska. Zwar wird schon im Jahre 1272 in einer Streitsache der Ritter Gottfried von Gusigk als Schiedsmann genannt, es ist jedoch von ihm nicht erwiesen, [55] dass er Herr des hiesigen Schlosses war. Im funfzehnten Jahrhundert gehörte Skasska den Herren von der Duba, die schon 1215 in hiesiger Gegend ansässig waren und mit der Stadt Camenz in häufiger Fehde lebten. Heinrich von der Duba schenkte 1432 dem Pfarrer und Schulmeister zu Ossling eine Quantität Holz, und da er auch Hoyerswerde besass, erhielten die Einwohner des Dorfes Skasska freies Streurechen und einiges Holz, sowie das Rittergut jährlich ein Gefälle von mehreren Stämmen Bauholz, welches Privilegium die Rittergutsbesitzer bisweilen landesherrlich bestätigen liessen (das letzte Mal vom Churfürsten Johann Georg II. am 21. December 1668) in neuerer Zeit aber nicht mehr berücksichtigten. Im Jahre 1480 gehörte Skasska mit Döbra Barthel Rober, (Rauber) dessen Vater, Nikol Rauber, 1438 auch Petershain besass. Mit dem Anfange des sechszehnten Jahrhunderts kamen die beiden Rittergüter an die damals reichbegüterte Familie von Ponikau, aus der Hans von Ponikau 1570 auch Weissig besass und die drei Güter um 1590 an seinen Sohn Hans vererbte. Dieser starb 1625 und hinterliess Skasska seinem Sohne Hans Otto von Ponikau, der jedoch das Gut sehr bald an den churfürstlich Sächsischen Obristen und Commandanten der Festung Senftenberg, Johann Friedrich von Knoch, verkaufte, welcher der Kirche zu Ossling 1646 einen neuen Altar schenkte. Ob vor dem Obersten von Knoch Balthasar von Gersdorf kurze Zeit Skasska besass, ist nicht erwiesen, denn die Umschrift einer Uhrglocke auf dem Thurme des Schlosses: „Balthasar von Gersdorf, Oberstwachtmeister, Maria Sophia geb. Keyin 1643“ ist insofern nicht massgebend, als ein späterer Besitzer des Schlosses die Glocke aus einem Gersdorfschen Besitzthum an sich gebracht haben kann. Der Oberst von Knoch verkaufte Skasska 1651 an Hans Christoph von Ponikau, welcher es wieder dem churfürstlich Sächsischen Berg- und Kammerrath Ehrenfried von Klemm überliess. Johann Christian von Klemm, des Kammerraths Sohn, starb am 13. Februar 1713 zu Döbra, Skasska aber mit Trado und Liebegast hatte der andere Sohn August von Klemm geerbt, der das Hauptgebäude des hiesigen Schlosses aufführen liess. Am 28. September 1716 verkaufte August von Klemm Skasska für 32000 Thaler an die verwittwete Oberküchenmeisterin Sophie Eleonore von Haugwitz, geborne von Klengel, die sich später mit dem Freiherrn von Seyffertitz vermählte, und durch Rescript vom 16. Juni 1717 am 29. November desselben Jahres mit Skasska, das indessen allodificirt worden war, belehnt wurde. Nach dreizehnjährigem Besitz überliess die bisherige Besitzerin das Rittergut Skasska dem bekannten Sächsischen Kabinetsminister und Geheimerathe Carl Heinrich Reichsgrafen von Hoym, Herrn auf Schlaventitz, Dürrenhennersdorf, Althammer, Putzkau, Neusalza, Spremberg, Schönbach und Laube, der in demselben Jahre auch Lieske mit Ossling, Döbra mit Trado und Milstrich an sich brachte. Dieser Minister hatte das Unglück sich die Ungnade seines Königs zuzuziehen, namentlich wurde ihm, ausser vielen anderen Vergehen, vorgeworfen, dass er sich bedeutende Willkührlichkeiten mit Staatsgeldern erlaubt habe. Noch befindet sich im Archive zu Skasska der Kabinetsbefehl des Königs August, datirt Königsburg am 27. März 1731, welcher dem Minister die höchste Ungnade verkündete und ihn nöthigte sämmtliche Güter zu verkaufen, damit durch die auferlegte Zahlung von 100000 Thalern, zahlbar halb zur Michaelismesse 1731 und halb zur Neujahrmesse 1732 an die Generalacciskasse zu Leipzig, ein Theil der Verluste gedeckt werde, die er durch üble Verwaltung verursacht haben sollte. Der bedrängte Mann verkaufte 1731 die sämmtlichen hiesigen Güter für 111975 Thaler an seine Schwester Rahel Charlotte verwittwete Gräfin von Vitzthum-Eckstädt, deren Gemahl Kabinetsminister und Oberkammerherr gewesen war, und wohnte mehrere Jahre auf dem Skasskaer Schlosse, da die Gräfin ihm den Niessbrauch der Güter gegen ein Aversionalquantum von jährlich 5638 Thalern 18 Groschen überliess. Der Graf von Hoym hatte bei der gerichtlichen Untersuchung alle gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen eingestanden und an die Gnade des Königs appellirt, die ihm auch bald zu Theil wurde. Im Archive zu Skasska verwahrt man noch im Original das Abolitionsdecret, datirt Dresden am 18. Juni 1731, welches dem skandalösen Prozesse ein Ende machte.
Die Gräfin von Vitzthum starb am 17. März 1753 und ihr Sohn Ludwig Siegfried trat in den Besitz der Güter Skasska, Lieske, Milstrich und Döbra. Er war königl. Polnischer und churfürstlich Sächsischer Geheimerath, Oberkammerherr und bevollmächtigter Minister am Wiener Hofe, Ritter des Andreas- und Alexander-Newski-Ordens, baute an das[WS 1] Schloss zu Skasska die beiden Flügel und hielt sich oft mit zahlreicher[WS 2] Dienerschaft hier auf. Als er den 5. December 1777 mit Tode abgegangen erbten sämmtliche Güter seine drei Söhne, verkauften dieselben aber 1791 an Andreas von Ludwig für 130000 Thaler mit Einschluss der Otterschütz, die später für 12000 Thaler wieder von den Gütern abkam. Nach dem am 27. Januar 1796 erfolgten Tode dieses Besitzers besassen die nachgelassenen drei Söhne das väterliche Erbe mehrere Jahre gemeinschaftlich, bis im Jahre 1801 Skasska mit Liebegast an Carl Friedrich von Ludwig gelangte, welcher Skasska am 24. September 1812 an Adam Wilhelm von Meder verkaufte, der 1832 zu Lindenau bei Leipzig starb, nachdem er schon 1817 das Gut an Friedrich Wilhelm Seebe veräussert hatte. Später gehörte Skasska dem Oberleutnant Klette, nachher dessen Sohne G. Klette, von welchem es 1848 in Besitz des jetzigen Eigenthümers Herrn F. H. von Damnitz kam. –
Auf der Grenze zwischen Ossling und Skasska befindet sich in der Richtung von Norden nach Süden eine ziemlich bedeutende Höhe, welche eine weitumfassende reizende Aussicht gewährt. Eine Volkssage behauptet, dass von diesem Berge ein unterirdischer Gang in das alte Schloss zu Skasska geführt habe, wovon jedoch beim Neubau des jetzigen Edelsitzes keine Spur gefunden wurde. Die zu dem Rittergute gehörige Waldung besteht hauptsächlich aus Nadelholz. – Skasska ist mit Ossling, Lieske (Ljesk), Milstrich, (Jitrow), Döbra, (Debrezy), Trado, (Tradow), Weissig (Wossokej) und Zeissholz (Czissow) in die Kirche zu Ossling eingepfarrt über die dem Rittergute Lieske die Collatur zusteht. Ursprünglich dem Apostel Petrus geweiht stand das Gotteshaus in frühester Zeit unter dem Erzpriester zu Camenz, war später Filial von Wittichenau und erhielt 1434 einen eigenen Pfarrer. Bischof Johann IV. von Meissen (Johann Hoffmann) der 1409 als Rector der Universität Prag mit nach [56] Leipzig auswanderte, verlieh der Kirche zu Ossling, die er besonders protegirte, einen vierzigtägigen Ablass. Im Jahre 1803 sah man sich genöthigt einen Neubau der Kirche vorzunehmen, welcher 1805 zu Ende geführt wurde. Die Kirche ist ein schönes massives Gebäude mit eingebautem Thurme, auf dem Glocken vom Jahre 1417 hängen; der Altar ist wie schon bemerkt ein Geschenk des Obersten von Knoch und enthält hübsche Schnitzarbeit Caspar Rolle, ein hiesiger Pfarrherr, fand im Jahre 1793 ein merkwürdiges Ende, indem er beim Durchgehen der Pferde aus dem Wagen stürzte und das Genik brach.