Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Trünzig
liegt am Fusse des Erzgebirgischen Kreises, südlich an Reuss-Greiz und westlich an die Weimarischen Lande angrenzend.
Die Ableitung von Truncus, Stock, trunce Arbor, behauener Baum, ist die richtigere.
Der Ort war in den ältesten Zeiten sehr klein, von der Ostseite von dicker Waldung umgeben, wo heraberragende Aeste selbst einige Hauser bedeckten.
Nach und nach wurde dieser Wald abgetrieben, der Ort durch Neubau erweitert, welche Erweiterung um so günstiger von statten ging, da solche von zwei Herrschaften gefördert wurde.
Dem hiesigen Orte ganz nahe liegt die zu Teichwolframsdorf gehörige freiherrl. Mannsbach’sche Waldung.
Auf dem einen Theil dieser abgetriebenen Waldung sind nach und nach 37 Häuser angebaut worden mit 300 Einwohnern, sämmtlich als die freiherrl. Mannsbach’schen Häuser bekannt.
Das schöne, nicht unbedeutende Rittergut, mit seinen herrlichen Gebäuden, war in ältester Zeit der Sitz des adelichen Geschlechts von Nischwitz, hierauf eine lange Reihe von Jahren der von Uffel’schen Familie, und gehörte das Gut unter die Wildenfelser Lehnscurie, jedoch nur hinsichtlich dessen, was südwestlich vom Dorfbache lag oder mit der Schlosseite zusammenhing, denn die andere Seite des Ortes, nebst Stöcken und Waldhaus waren von jeher sächsisch; die hierher gehörigen Antheile von Sorge und Sottendorf sind Reuss-Greizer Lehen.
Weil zuletzt der Lehnsfall nur auf zwei Augen stand (nämlich auf dem Dompropst von Uffel), so beugte der Graf von Solms-Wildenfels allen möglichen Irrungen dadurch vor, dass er jenem das Rittergut abkaufte, wodurch das Wildenfelser Lehn als erloschen erscheint.
Doch ist Trünzig keineswegs das einzige Wildenfelser Lehn in hiesiger Gegend, sondern nur Eins der sogenannten ehrbaren Mannschaft in der Pflege Berga, d. i. den Rittergütern Trünzig, Waltersdorf, Russdorf, Neumühl, Mockersdorf, Culmitzsch und Schloss Berga, ein Verhältniss, das sich von den Dynasten von Wildenfels über Ronneburg herschreibt.
Die Belehnungsförmlichkeiten waren von jeher sehr streng vorgeschrieben.
Die Einwohnerzahl von Trünzig mit den Wald- und Fichtenhäusern und 12 Häusern in Stöcken, beträgt 797 in 138 Wohnhäusern, deren Bewohner sich theils von Landwirthschaft, der grössere Teil aber von Wollkämmen, Handspinnerei, Waldarbeit, seit einigen Jahren aber auch von Kammsetzen nährt, und werden bis jetzt sehr viele Wollkämme selbst in weite Gegenden von hier versandt.
Der Ort selbst liegt lief in einem Thale von Ost nach West, hat eine Wasser- und Windmühle und ist dem Gerichtsamte Werdau zugewiesen.
Dem Domherrn Christian Heinrich von Uffel; als Besitzer von Trünzig, verdankt der Ort viele Wohlthaten, und als früherer Collator von Kirche und Schule machte er sich um diese Anstalten durch reiche Geschenke sehr verdient.
Nordwestlich hat der Ort eine Anhöhe, von wo aus man die schönste Aussicht geniesst und führt diese Höhe den Namen: Wache aus der Zeit des 30jährigen Krieges, in welcher Zeit die Pfarrwohnung gänzlich ausgeplündert wurde.
Durch Cultivirung von 90 bis 100 Scheffel Lehde ist die hiesige Gegend sehr verbessert worden und hat an ihrem frühern wilden Ansehen bedeutend verloren.