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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Ulbersdorf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M.
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Titel: Ulbersdorf
Untertitel:
aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 90–91
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Ulbersdorf.


Ulbersdorf liegt anderthalb Stunden südlich von Neustadt bei Stolpen, eine Stunde südwestlich von Sebnitz, anderthalb Stunden nordöstlich von Schandau und anderthalb Stunden östlich von Hohnstein in einer von Norden nach Süden hinlaufenden Vertiefung an der, Huthberg genannten, 1117 Fuss über das Meer steigenden Höhe, von welcher man eine köstliche Aussicht nach der Sächsischen Schweiz geniesst. Das Dorf zählt mit dem Rittergute, der Kirche, Pfarre, Schule und dem Gemeindehause neunzig Hausnummern, nämlich das Erbgericht, die Mühle an der Sebnitzbach, vier Pfarrbauergüter, zwölf Anspännergüter, vier Gärtnerwohnungen und einundsechszig Häuser mit mehr als fünfhundert Einwohnern.

Das Dorf ist deutschen Ursprungs und erhielt seinen Namen ohne Zweifel von einem seiner ersten Besitzer, der Albrecht hiess, denn in Urkunden kommt der Ort oft als Olbrigtsdorf, Olbersdorf und Albersdorf vor. Er wird zuerst in einer Urkunde von 1310 genannt, wo er ein Besitzthum der reichbegüterten Böhmischen Herren Birk von der Duba war. Wie lange diese Familie Ulbersdorf besass, ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber wird aus einigen Rechnungen, dass die Herren von der Duba das Gut im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts entweder verkauften oder doch einen ihrer Vasallen damit belehnten, indem 1460 auf hiesigem Schlosse der Junker Hans von Körbitz hauste, welcher von der Stadt Pirna eine Last Salz kaufte, aber nur zum Theil bezahlte, worauf der Rath zu Pirna den Schuldner durch Hansen von Saalhausen an seine Verpflichtung erinnern liess. Im sechszehnten Jahrhundert finden wir Ulbersdorf im Besitze der Familie von Hermsdorf, und zwar 1534 Wolfs von Hermsdorf und 1560 Hansens von Hermsdorf. Des Letzteren [91] Sohn, Hans, lebte noch 1593 und hinterliess das Gut Haugken von Hermsdorf, dessen Erben selbiges 1609 in Ober- und Unterulbersdorf zerspalteten.

Seit dieser Zeit gehörte Oberulbersdorf 1609 Caspar von Hermsdorf, der es um 1622 an Christoph von der Sahla verkaufte, dessen Familie es bis 1647 besass, worauf das Gut an Hans von Liebenau gelangte. Von ihm kaufte Oberulbersdorf 1659 Siegfried von Lüttichau, dem der Landkammerrath Hannibal von Lüttichau folgte, welcher der hiesigen Kirche 1716 einen silbernen Kelch nebst Hostienschachtel und Patene von Silber schenkte. Ferner stiftete derselbe im Jahre 1739 ein Legat von hundert und zehn Thalern zu einer am Charfreitagsnachmittage abzuhaltenden Predigt, und 1746 ein anderes Legat von hundert und zwanzig Thalern für die Armen, zu welchem Zweck er 1748 noch fünf und sechszig Thaler hinzufügte. Hannibal von Lüttichau brachte durch Kauf auch das Rittergut Ulbersdorf untern Theils wieder an sich, seit welcher Zeit beide Güter immer unter einem Herrn vereinigt geblieben sind. Auf diesen Besitzer folgte C. Fr. Curt von Lüttichau und darauf der Geheimrath Wolf Adolf August von Lüttichau, Generaldirector des K. S. Hoftheaters und der musikalischen Kapelle zu Dresden.

Unterulbersdorf gehörte nach seiner Trennung von dem Stammgute zuerst Heinrich von Hermsdorf, dessen Namen mit der Jahreszahl 1611 zugleich mit dem Namen seiner Gemahlin Elisabeth an der Scheune des Untergutes angeschrieben steht, dem einzigen Gebäude, welches von demselben noch übrig ist. Durch Tausch kam das Gut 1620 an Heinrich von Leubnitz, der es jedoch schon 1623 wieder an Ernst Albrecht von Allnpeck verkaufte. Nach drei Jahren kam Unterulbersdorf an Christoph Baumann, 1629 an Adam von Wallwitz, 1634 an Philipp von Emden, 1642 an Georg Marche, 1666 an Johann Adam von Teinitz und 1693 endlich an den Landkammerrath von Lüttichau, der beide Güter wieder vereinigte. Niederulbersdorf hatte somit in vierundachtzig Jahren nicht weniger als zwölf Besitzer. – Bei dem Obergute befinden sich die Wohn- und Wirthschaftsgebäude, nebst dem Herrenhause und sehr hübschen Gartenanlagen, sowie einem kleinen Parke, der Kessel genannt. Bei dem Gute sind auch treffliche Obst- und Pappelalleen.

So weit die Nachrichten über Ulbersdorf zurückreichen, ist der Ort von eigentlichen Unglücksfällen verschont geblieben, nur in neuerer Zeit wurde er (1833) von einer Feuersbrunst heimgesucht, die das Rittergut stark bedrohte. Das Feuer brach in der herrschaftlichen Scheune aus, welche gänzlich niederbrannte, wobei auch die beiden Nachbarhäuser in Rauch aufgingen. Nur mit grosser Mühe und durch rasch herbeieilende Hülfe entging das Herrenhaus mit den Wirthschaftsgebäuden einem gleichen Schicksale.

Die Kirche zu Ulbersdorf, in welche auch Lohsdorf eingepfarrt ist, steht unter Collatur des Rittergutes und wird bereits in der Matrikel Cellarii vom Jahre 1346 als eine derjenigen Kirchen genannt, welche zu dem Sitze Hohenstein und Sebnitz gehörten. Sie steht in der Mitte des Dorfes und ist von dem Friedhofe umgeben, der verschiedene ausgezeichnete Monumente enthält. Wann das sehr alte Gotteshaus erbaut wurde, weiss man nicht; vor einigen dreissig Jahren aber erfuhr es eine bedeutende innere und äussere Renovation. Zuerst wurde im Jahre 1815 eine Reparatur der Orgel vorgenommen, 1817 der Thurm neu gedeckt, grün angestrichen und der Knopf vergoldet, 1830 das Schiff der Kirche mit Sandplatten belegt, zwei neue Fenster durch die Mauer gebrochen, neue Beglasung sämmtlicher Fenster bewerkstelligt und eine neue Bedielung der Frauenstände besorgt. Als Merkwürdigkeiten besitzt die Kirche einen uralten mit Holzschnitzwerk gezierten Altar und sechs steinerne Figuren, zwei Frauen und vier Ritter darstellend, an denen die Inschriften nicht zu entziffern sind. Das Altargemälde ist eine Arbeit Schickers vom Jahre 1685. Das Kirchenvermögen besteht aus etwa drei hundert Thalern, deren Zinsen zur Bestreitung der laufenden Ausgaben nicht ausreichend sind, weshalb die Gemeinde einen Zuschuss leisten muss. Die Schule besuchen etwa neunzig Kinder.

M.