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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Untersteinpleiss

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Titel: Untersteinpleiss
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aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 204–205
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: [1856]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Untersteinpleiss


2 Stunden westlich von Zwickau an der Strasse nach Greitz, 1 Stunde südöstlich von Werdau in dem schönen Thale der hier noch nicht starken Pleisse gelegen.

Untersteinpleiss ist erst nach des Ortes Zertheilung in Obersteinpleiss mit Weissenbrunn, in Untersteinpleiss und in Niedersteinpleiss, entstanden. Der ganze Ort Steinpleiss gehörte anfänglich zu der grossen Herrschaft Rabenstein, die im Jahre 1378 das Chemnitzer Kloster kaufte und in der Fehde mit dem Burggrafen von Leissnig im Jahre 1386 für dasselbe verloren ging. Aber auch Letzterer verlor dasselbe wieder in einem Streite mit Veit von Schönburg. Kurze Zeit darauf wurde es besonders verliehen und so finden wir im Jahre 1444 Conrad von Reudnitz als Rittergutsherrn vom ganzen Ort. Später und zwar im Jahre 1470, nachdem die Theilung des Orts schon stattgefunden hatte, kam die Familie von Römer im Besitz von Untersteinpleiss, welches seit dieser Zeit der Stammsitz dieses Geschlechts geworden ist.

Von hier aus hat diese Familie 2 Seitenlinien, Neumark und Schneckengrün erhalten. Die von Schneckengrün ist mit dem Major von Römer, welcher die letzten Jahre seines Lebens in Plauen verlebt hat, im Jahre 1844 ausgestorben, während vom Stammhause Untersteinpleiss zu Ende des vorigen Jahrhunders eine neue Seitenlinie in Wohlhausen, sowie eine solche von Neumark in Janisroda entstand. Der Amtshauptmann Römer zu Zwickau, als Stammvater der Steinpleisser Familie, wurde mit seinem Bruder Nicolaus von Römer laut Adelsbrief vom Jahre 1470, gegeben zu Wien am Montag nach Maria Reinigung, vom Kaiser Friedrich in den unmittelbaren Reichsadel aufgenommen und ihnen statt ihren früheren Wappenfarben „blau und gold,“ die Reichsfarben schwarz und gold gegeben. Hiernach kaufte Martin von Römer erst die Rittergüter Marienthal, Lichtentanne, Weissenbrunn und Ober- und Untersteinpleiss.

Die Römer’sche Familie ist früher sehr verbreitet gewesen und haben sich von jeher deren meisten Söhne dem Militairstande gewidmet. Die einzelnen Glieder der Familie besassen von jeher eine grosse Anzahl Güter in Sachsen und Polen.

Jetzt besitzen die verschiedenen Linien noch die Rittergüter Untersteinpleiss, Neumark, Lötheim, Wohlhausen mit Wohlbach und Janisroda, Altschönfels ist Seniorat.

Das Rittergut Untersteinpleiss ist seit 1470 ohne Unterbrechung in der von Römerschen Familie geblieben, und ehedem bedeutend grösser gewesen als heute. Es gehörten früher noch 3 der stärksten hiesigen Bauergüter als Vorwerke dazu, sowie Felder, Wiesen und Teiche in Werdauer Flur.

Vor der Schaafhuthablösung war hier bedeutende Schäferei, welche der vorige Besitzer ganz eingestellt hat. Jetzt gehört zum Rittergute noch ein bedeutendes Bauergut ohne Gebäude, eine Mahlmühle und verschiedene Holzgrundstücke und Pertinenzen, sowie ein kleines Gütchen, ausserdem grosse Jagdgerechtsame in den Dorffluren von Steinpleiss und Marienthal.

Die beiden letzten Besitzer haben es sich angelegen sein lassen, das Gut durch Ankauf nahe liegender Grundstücke zu vergrössern.

Das Gut hat eine romantische Lage, sehr schöne ertragreiche sichere Felder und gute Wiesen, überhaupt ein Areal von 240 Sächs. Ackern mit über 4000 Steuereinheiten.

Der jetzige Besitzer, Herr Herrmann Julius von Römer, seit 1851 Nachfolger seines 1853 verstorbenen Vaters Franz Oswald von Römer, ist der Erbauer des im Jahre 1858 vollendeten eben so zweckmässig als geräumigen im gothischen Style aufgeführten herrschaftlichen Schlosses.

Das alte abgetragene Wohngebäude bestand ausser dem die Kellerei in sich schliessende Erdgeschoss, aus 2 Stockwerken, welche ganz von Holz aufgeführt vor mehr als 100 Jahren einmal von einer Kellertreppe aus in Brand geriethen; trotz des bedeutenden Umfanges desselben wurde aber das Feuer auf unerklärliche Weise gelöscht.

Zum Rittergute gehört eine in unmittelbarer Nähe liegende Mahlmühle mit einem gewöhnlichen und einem Cylindermahlgang, Spitz- und Graupenmühle, sowie eine vom jetzigen Besitzer angelegte grössere Ziegelei.

Zu erwähnen ist noch, dass in der Kirche von Steinpleiss ein architectonisch [205] schöner Altar, von Corinthischen Säulen getragen, steht und von Johann Ernst von Römer gestiftet und gegründet, von dessen Söhnen Johann Ernst und Johann Friedrich von Römer aber im Jahre 1676 vollendet worden ist.

Nebst dem Taufsteine wurde auch die kleine Glocke der dasigen Kirche von der Grossmutter des jetzigen Besitzers Frau Eleonore Franziska von Römer geschenkt.

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