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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Leubnitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Leubnitz
Untertitel:
aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 179–181
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: [1856]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Leubnitz


vom wendischen Lipoi, Leupa (eine Linde) abstammend, liegt ganz in der Nähe und ¼ Stunde von Werdau und ist also wohl von dem im Voigtlande 2 Stunden von Plauen entfernten Dorfe Leubnitz zu unterscheiden.

Unser in dem fruchtbaren und gesunden Pleissengrunde an der linken Seite des Flusses gelegenes, von Osten nach Westen sich ausdehnendes Dorf mit Schloss ist sehr alten Ursprungs und schon von den alten Sorbenwenden angelegt. Nach Vertreibung der Sorbenwenden kam [180] Leubnitz so wie die Stadt Werdau an die Voigte und zwar an die Voigte von Weida und zwar vom 11. Jahrhundert an. Der erste derselben war der unter Heinrich dem Löwen stehende Voigt Heinrich II. zu Ausgang des 11. und im Anfang des 12. Jahrhunderts. Um das Jahr 1300 vielleicht noch einige Jahre früher kam Leubnitz mit Werdau in den Besitz der Voigte von Plauen, welche auch zugleich Herren von Ronneburg waren. Uebrigens hatten die reuss-plau’schen Voigte einen Untervoigt, welcher in Werdau residirte. Ein solcher Untervoigt wurde, weil er im sogenannten voigtländischen Kriege (1354–1357) die bereits damals befestigte Stadt Werdau übergeben hatte, auf Befehl des Voigts Heinrich im Jahre 1356 in einer Scheune nahe bei Leubnitz lebendig verbrannt. Nach Heinrich des Strengen Tode kam Werdau und somit auch Leubnitz durch Theilungsvertrag an seine beiden jüngeren Söhne.

Zu Ende des 14. Jahrhunderts aber verfiel Werdau mit Leubnitz und anderen Gütern als erledigtes Lehen an die meissnischen Markgrafen und zwar nach dem Tode der beiden zuletzt genannten Brüder, welche keine Leibeserben hinterliessen und nachdem der ältere Reuss zu[WS 1] Greiz nicht auf Mitbelehnung angetragen hatte.

Werdau mit den übrigen Gütern blieb nun beim sächsischen Hause und mit Leubnitz wurde im 15. Jahrhundert Herr von Uttenhofen beliehen, worauf in schneller Folge die Herren von Steindel, von Wolfersdorf, von Lindenfels von Leubnitz Besitz nahmen.

Der gegenwärtige Besitzer von Leubnitz ist Herr Gotthilf Naundorf.

Das Schloss hat eine angenehme Lage und dahinter befindet sich ein schöner Garten.

Wem ist aus jener Zeit, wo der Studio noch seine Fussreise nach Leipzig unternahm, nicht das liebliche Dorf und die dasige Gegend bekannt. Heiterern Schritts wallte Bruder Studio die Ebene dem Pleissenthal entlang, nachdem er die Berge in Rücken gelegt hatte.

Gerade von hier beginnt die liebliche Gegend nach Werdau und Crimitzschau und weiter hinab.

Je kahler und einsilbiger vielleicht der alte[WS 2] Weg von Ruppertsgrün bis Leubnitz ist, desto reichlicher wird der Wanderer durch das liebliche Panorama, welches sich von Leubnitz an entfaltet, entschädigt. Schon in Leubnitz zeigen sich die Spuren von der nahen gewerbthätigen Stadt Werdau; überall begegnet dem Auge ein reges Geschäftsleben; überall Bleichen und Walken zur Tuchbereitung, zu den verschiedenen anderen wollenen Stoffen.

Ueberall erblickt der Beschauer die hohen Dampfessen, welche dastehen als stolze Zeugen des grossen Unternehmungsgeistes der hiesigen Bewohner.

Die vereinigte Pleisse berührt zunächst das untere Ende von Leubnitz und erhält hier den sehr bedeutenden leubnitzer Bach, der ehedem auch der Flössbach genannt wurde und vermittelst mehrerer Seitenbäche fast alle Gewässer aus dem werdauer Walde und den dasigen zahlreichen und[WS 3] grossen Teichen abführt. Denn nahe von Leubnitz sind mehrere grosse Teiche, als der Hechtteich, der Dammteich, der grosse Teich und westlicher der neue Teich, der Röhrteich und der Mittelteich.

Eingepfarrt ist Leubnitz nach Werdau und zwar in früherer Zeit wegen gewisser kirchlichen Verrichtungen in die dasige St. Ilgen- oder Egidienkirche, bis es im Jahre 1529 auf Verordnung der ersten Visitatoren mit 20 guten Schocken abgelösst wurde und einen eigenen Pfarrer erhielt.

Bei der Visitation 1533 wurde die Abtragung der Kirche gestattet, diese aber erst im Jahre 1629 vollzogen, worauf man die dadurch gewonnenen Materialien zur Erweiterung der Marienkirche verwendete, in welche nun auch Leubnitz für immer gewiesen wurde.

Gegen Beginn des 14. Jahrhunderts kam die werdauer Marienkirche unter das Patronat des vom Kaiser Friedrich I. oder dem Rothbart im 12. Jahrhunderte gestifteten Augustinerklosters auf dem Berge vor Altenburg, welches der heiligen Maria gewidmet war.

Was die geistlichen Lehen zu Werdau betraf, so war bestimmt, dass die dem altenburger Kloster auf dem Berge einverleibte Pfarre zu Werdau 49 „besessene Männer“ habe, nämlich 2 in Leubnitz, 9 in Hessen, 1 in Lichtenstein, 2 in Beiershof, 2 in Fraureuth, 31 kleine Häuser in der Vorstadt zu Werdau und 2 Mühlen vor der Stadt im Weichbild. Der Frühmessner hatte 26 Lehnsmänner, nämlich 12 zu Hessen, 6 zu Albertsdorf, 1 zu Leubnitz und 7 zu Corbussen. Ueber die Männer zu Hessen und Niederalbertsdorf hatte der Frühmessner zu Werdau alle Gericht und Gerechtigkeit mit Ausnahme des Halsgerichts.

Dergleichen Gerichtsbarkeit ging nach der Reformation an die geistlichen [181] Kasten über. Im Jahre 1836 wurde aber die dem geistlichen Kasten zuständige Gerichtsbarkeit an den Staat abgetreten.

Das Patronat über Pfarre und das Diaconat, welches jetzt dem Hohen Cultusministerium zusteht, war noch von dem Augustinerkloster an die deutschen Ordensherren und durch die Reformation an den Landesherrn gekommen.

Das Diaconat hatte in früherer Zeit der Stadtrath von Werdau zu besetzen.

Früher mag auch Leubnitz seine schulpflichtigen Kinder in die Schule nach Werdau geschickt haben. Jetzt hat Leubnitz seine eigene Schule, über welche dem Hohen Cultusministerium das Collaturrecht zusteht.

Der unterste Theil von Leibnitz wird auch von dem sogenannten lichtentanner Bache berührt, welcher ebenfalls in die Pleisse mündet.

Die Häuserreihe längs dem lichtentanner Bache und weiter fort längs der Pleisse begreift mit Unterbrechungen, die nirgends ¼ Stunde, meist nur einige 100 Schritt und oft so viel als gar nichts austragen, die Orte Ebelsbrunn, Stenn, Lichtentanne, Steinpleiss, den untersten Theil von Leubnitz, Werdau, Langen- und Kleinhessen, Bosenhof, Schweinsburg und Schiedel, Neukirchen, Carthause und Kniegasse, Neundorf, Wahlen, Crimmitzschau, Leitelshayn, Frankenhausen und Gosel. Diese Reihe von Orten, 5 Stunden lang, enthält mit beiden Städten über 16000 Einwohner und hat in Sachsen, ja vielleicht in Deutschland, wenige ihres Gleichen.

Leubnitz mit 99 bewohnten Gebäuden und 753 Einwohnern ist dem jetzigen Gerichtsamte Werdau zugewiesen, so wie es früher auch schon zu dem Amte Werdau gehörte.

Die Einwohner von Leubnitz leben grösstentheils von Ackerbau und Viehzucht. Unter den nennungswerthen Gebäuden befinden sich 2 Mühlen, nämlich die untere und die sogenannte Schlossmühle. Ausserdem ziert den Ort auch noch eine Schafwollenspinnerei, wodurch Leubnitz besonders an lebhaftem Verkehr gewonnen hat.

M. G.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zn
  2. Vorlage: altc
  3. Vorlage: nud