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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Thumitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: o. A.
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Titel: Thumitz
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 123–124
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: Beschreibung des Rittergutes Thumitz
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Thumitz
Thumitz


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Thumitz.


Thumitz liegt im Markgrafenthum Oberlausitz, 3/4 Stunden nordöstlich von Bischofswerda entfernt, an der Strasse von Bautzen nach Dresden und in unmittelbarer Nähe des Anhaltepunktes Demitz der S. Eisenbahn von Dresden aus gerechnet, nördlich von gedachter Eisenbahn.

Thumitz wurde bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts auch zuweilen Duhmitz genannt, im Wendischen heisst es Thumitzy.

Das massiv gebaute, mit einem kleinen Thurme versehene Wohnhaus stammt ohne Zweifel aus sehr alter Zeit her, ist aber in den Jahren 1709 und 1724 erweitert worden, wie namentlich aus den an der vordern Façade angebrachten in Stein gehauenen Wappenschildern der Familie von Polenz und von Kralst mit der Jahreszahl 1709, sowie der Familien von Criegern und von Thaler mit der Jahreszahl 1724 zu schliessen ist. Bei sehr bedeutenden Feuersbrünsten im Jahre 1796 und im Jahre 1853, wodurch ein grosser Theil der Wirthschaftsgebäude, die nach diesen Bränden und ausserdem nach und nach ganz neu erbaut wurden, in Asche gelegt worden waren, blieb das Wohnhaus verschont und auch die Kriegsereignisse des Jahres 1813, bei denen Thumitz, seiner Lage nach, ganz besonders gelitten hatte, führten wenigstens keine Zerstörung der Gebäude herbei. Mehrere sehr alte Bäume, darunter eine Eiche von bedeutendem Umfange, dienen dem Hofe zur Zierde und der in der Nähe des Hauses terassenförmig angelegte Garten erinnert durch einige noch gut erhaltene Hecken und Piramiden von Taxus an die entferntere Vorzeit.

In den vorigen Jahrhunderten ist das Gut ziemlich oft verkauft worden und hat sich unter andern auch in den Händen der Familie von Rausendorf und von Schack befunden. Im Jahre 1712 verkaufte Wolfgang Haubold von Polenz dasselbe an Friedrich Joachim von Criegern, welcher das Gut unterm 10ten Juni 1733 zu einem Familienfideicommisse widmete und auf diese Weise die Familie von Criegern nach Sachsen verpflanzte. Nach den von dem ernannten Stifter der Sächsischen Linie gesammelten Nachrichten stammt diese Familie aus Pohlen ab, wo noch im vorigen Jahrhunderte Innhaber desselben Wappens den Namen Croyern geführt haben.

Die Vorältern Friedrich Joachims haben sich im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts zuerst nach Ostpreussen und dann nach der Mark Brandenburg gewendet und haben in der Mittelmark, sowie in der Altmark-Brandenburg Güter besessen. Nach dem Tode seines Vaters Caspar Dietrich, Kurfürstl. Commissar des Ruppinschen Kreises war Friedrich Joachim in sächsische Militairdienste getreten und hatte besondere Beförderung gefunden. Namentlich ist er in den Jahren 1709 und 1724 mit Sendungen an den Czaar Peter den Grossen betraut worden. Er starb im October 1737 als Generalmajor und Inhaber eines Kürassierregiments bei dem sächs. Auxiliarkorps in Ungarn. Da er keine Kinder hinterliess, gelangte das Gut zunächst an seine Wittwe Charlotte Margaretha geb. von Thaler aus dem Hause Solschwitz und nach deren Tode, wo die Fideicommisssuccession in Wirksamkeit trat, an einen Neffen des Stifters Dietrich Heinrich von Criegern auf Nickern, Präpositus mehrerer Stifter zu Dammin. Letzterer starb am 25. Dec. 1757 in Dammin. Sein einziger Sohn, Friedrich Carl von Criegern, Lieutenant in Königl. Dänischen Diensten, beim Oldenburgischen Regimente, wendete sich, nachdem ihm das Gut zugefallen war, nach Sachsen und starb 1807 in Thumitz. Sein ältester Sohn, Friedrich Christian von Criegern, ward im Jahre 1811 als Gegenhändler im Markgrafthume Oberlausitz und 1821 bei Errichtung der Oberamtsregierung zu Budissin als Rath angestellt. Er besass Thumitz [124] vom 26. October 1807 bis zu seinem im December 1831 erfolgten Ableben. Sein ältester Sohn, Friedrich Theodor von Criegern ward am 5. März 1832 mit Thumitz beliehen und besitzt das Gut noch gegenwärtig. Derselbe ist seit 1851 Präsident des Appellationsgerichts zu Bautzen und als solcher in engern und weitern Kreisen wegen seines vortrefflichen Charakters als Mensch und als hoher Beamter bekannt und gerne genannt.

Thumitz hat ausser dem Schlosse andere namhafte Gebäude nicht aufzuzeigen. Nur die Mühle verdient noch genannt zu werden.

Wohl aber wird der von Bischofswerda aus zum Vergnügen und zur Lust stark besuchte wohl eingerichtete „Gasthof zum Sächsischen Reiter“ an der Dresdner Strasse zu Thumitz gerechnet.

Geschichtlich merkwürdig ist dieser Gasthof durch den 19. Mai 1813, an welchem Tage Kosacken vor der Bautzner Schlacht einen französischen Pulvertransport von 70 Wagen in die Luft sprengten.

Thumitz, wie der Name schon beweiset, ist ein von Wenden bewohnter Ort.

Thumitz hat keine eigne Kirche und Schule, sondern ist (wie bei der Beschreibung von Schmölln erwähnt ist) nach Schmölln eingepfarrt und eingeschult, nicht, wie Andere irrthümlich geschrieben haben, nach Göda oder Gaussig.

Die beiden letzteren Orte werden häufig auch mit einander verwechselt, was noch aus der Zeit herrühren mag, wo der Pfarrer zu Göda oder Gödau die Stelle in Gaussig besetzte.

Der eigentliche Erbauer vom Schlosse Thumitz ist, wegen der mangelnden Nachrichten darüber, nicht zu ermitteln. Auf alle Fälle gehörte Thumitz in der frühesten Zeit zu der grösseren Besitzung von Bischofswerda.

Thumitz mit seinen 30 bewohnten Gebäuden, mit seinen 32 Familienhaushaltungen und 173 Einwohnern, gehört jetzt zum Gerichtsamt Bischofswerda, zum Bezirksgerichte Bautzen, zur Amtshauptmannschaft Bautzen und zum Regierungsbezirk Bautzen.

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