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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Mittelfrohna

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: O. M.
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Titel: Mittelfrohna
Untertitel:
aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 61–62
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: [1856]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Mittelfrohna.


Mittelfrohna bildet einen Theil des stundenlangen Ortes, welcher ausserdem auch noch aus den Dörfern Oberfrohna, Niederfrohna und Jahnshorn besteht, und liegt etwa eine Stunde von Penig an dem Frohnbache, welcher den drei Dörfern ihren Namen gab. Der Frohnbach entspringt auf den Fluren des Altenburgischen Dorfes Russdorf, verbindet sich in Mittelfrohna mit dem fast eben so starken Limbacher Wasser, bildet überall einen sehr angenehmen, weitgeöffneten Thalgrund bis an das Ende von Niederfrohna, wendet sich dann plötzlich westlich der Mulde zu, durchfliesst noch einen viertelstündigen, tiefen, bewaldeten, romantischschönen Grund und vereinigt sich zwischen Wolkenburg und Zinnberg mit der Mulde. – Mittelfrohna zählt zweiundzwanzig Güter, fünf Gärten und vierundsiebzig Häuser, worunter eine Druckerei nebst Färberei, zwei Mühlen und eine Schmiede, sowie eine Kirche, Filial von Niederfrohna, eine Schule und ein Rittergut mit ziemlich neunhundert Einwohnern. Oberfrohna hat achtzehn Bauergüter, funfzehn Gartennahrungen, vierundfunfzig Häuser, eine Schule und achthundert Bewohner; Niederfrohna besteht aus den geistlichen Gebäuden, einem Gerichtshause, siebenundzwanzig Gütern, vier Gärten, zweiundvierzig Häusern und fast sechshundert Einwohnern, auch hat es drei Mühlen und zwei Schmieden. In früherer Zeit mag hier ein Rittergut gewesen sein, welches später zerschlagen und in Bauergüter verwandelt wurde. Jahnshorn (Ganshorn) hat sechszig Einwohner, acht Handbauern und einen Gärtner, und liegt zwischen Mittelfrohna und Niederfrohna dergestalt, dass es mit beiden vollständig verbunden ist.

Ueber die Gründung Frohnas fehlen alle Nachrichten. Zuerst geschieht des Ortes im Jahre 1236 Erwähnung, wo ein Ritter Jost von Frona in einer zu Wolkenburg ausgestellten Urkunde als Herr eines hier befindlichen Edelsitzes genannt wird. In der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts hauste hier Conrad von Flurstädt, dessen in den Jahren 1357 und 1361 Erwähnung geschieht, und von dem man mit ziemlicher Gewissheit weiss, dass er um 1364 gestorben ist. Hans von Flurstädt besass das Gut 1409 und Eusebius von Flurstädt 1490. Der letzte Besitzer Frohnas aus dem Geschlechte der Flurstädte ist Asmus von Flurstädt gewesen, der 1585 Mittelfrohna an Georg von Schönberg auf Sachsenburg und Limbach verkaufte. Oberfrohne; sowie ein Theil von Mittelfrohne hatte schon längere Zeit dem adligen Geschlecht von Meckau gehört, welchem auch das Rittergut Limbach zustand. Als 1536 Dietrich von Meckau mit Tode abging, fielen Limbach und die genannten Theile von Frohna als offene Lehen an Herzog Georg den Bärtigen, welcher dieselben an den Geheimrath und Oberhauptmann zu Glauchau, Wolf von Schönberg auf Sachsenburg und Kleinsorge, übertrug, so dass die Familie Schönberg nach der Erkaufung des Rittergutes Mittelfrohna das ganze Dorf mit beiden Gütern besass. Nach Georgs von Schönberg 1588 erfolgtem Tode erbte Mittelfrohna sein Sohn Georg, der 1614 starb, und das Gut wiederum seinem Sohne dem Berghauptmann Georg Friedrich von Schönberg vererbte. Dieser starb 1650 und sein Sohn der Berghauptmann Caspar von Schönberg verkaufte Mittelfrohna, um für den Kaufpreis das Rittergut Pfaffroda zu erwerben. Im Jahre 1750 gehörte das Gut Mittelfrohna dem Fabrikbesitzer [62] Siegert in Chemnitz und zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts besass es ein Herr von Reitzenstein, der während der Kriegsjahre, und namentlich 1813, hier schreckliche Drangsale auszuhalten hatte. Vom Jahre 1821 an kam Mittelfrohna in Besitz der gräflich Schönburg-Glauchauischen Familie und durch eine Vermählung an den königlich Sächsischen Oberleutnant Herrn Adolf Ernst von Wilucki, welcher mit seiner Gemahlin auf dem Gute wohnt.

Die Einwohnerschaft zu Frohna beschäftigt sich hauptsächlich mit Landwirthschaft und Strumpfwirkerei, und letzteres Gewerbe wird hier so eifrig betrieben, dass 1830 die Mittelfrohnaer Strumpfwirker eine Innung gründeten. Bis zum Jahre 1835 wurde hier viele Leinwand gebleicht, und bis 1808 auch gewebt, da Nieder- und Mittelfrohna für mehrere Regimenter der Sächsischen Armee den Leinwandbedarf lieferten und bedeutenden Absatz dieses Artikels auf der Leipziger Messe fanden; jetzt aber ist dieser Industriezweig fast gänzlich erloschen. Traurig waren die Schicksale, welche das grosse wohlhabende Dorf im siebenjährigen und letzten französischen Kriege trafen, nicht minder verwahrt das Kirchenbuch zu Niederfrohna auch manche grauenhafte Nachricht von dem schrecklichen Treiben der Soldaten im dreissigjährigen Kriege und traurige Schilderungen der Hungerjahre 1770 bis 1772, wo der Dresdner Scheffel Korn mit vierundzwanzig Thalern und der Sack Gerste mit achtzehn Thalern bezahlt wurden. Noch erinnern sich viele Bewohner der Dörfer Nieder-, Mittel- und Oberfrohna der Schreckenstag im Anfange des Octobers 1813, wo von dem Heere der Verbündeten Penig zwei Tage lang beschossen wurde um die darin steckenden Franzosen zu vertreiben. An diesen Tagen plünderten die Soldaten Mittelfrohna und Niederfrohna, raubten das Vieh und misshandelten, ausser anderen Schändlichkeiten, zwei alte Greise dergestalt, dass sie bald darauf an den empfangenen Verletzungen starben. In den Jahren 1813 und 1814 wüthete in beiden Dörfern ein schreckliches Nervenfieber, das eine grosse Menge Menschen hinwegraffte. Auch das Feuer hat in Mittelfrohna manches Opfer verlangt. So brannte 1828 das Zeisslersche Gut nieder und 1836 vernichteten die Flammen zwei andere Bauergüter, das Richtersche und das Heilmannsche, welche beide Feuersbrünste durch die Bosheit einer Magd entstanden waren.

Mittelfrohna hat eine hübsche im Jahre 1821 neu erbaute Kirche, welche Filial von Niederfrohna ist. Dieselbe besitzt einen in Wildenfels gearbeiteten marmornen Taufstein, welchen der Gemeindevorsteher des nach Mittelfrohna eingepfarrten Dorfes Fichtigsthal, Johann Gottlieb Müller, 1834 der Kirche schenkte. Das Altarbild, Jesus am Oelberge betend, gestärkt von dem Engel, ist ein Werk des Advokaten Ranje in Löwenhain, von welchem es die Ortsjugend in Gemeinschaft mit einigen Hauswirthen für den hiesigen Altar ankaufte. Ein schöner, geschmackvoller, silberner Kelch wurde der Kirche von den Kindern des früheren Factors Biltz 1820 verehrt, die dadurch das Andenken des Vaters ehren und ein von ihm geleistetes Versprechen erfüllen wollten. Die Glocken sind aus neuerer Zeit. – Das Schulhaus ist im Jahre 1838 neu erbaut worden.

O. M.