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Rossini und seine Verehrer

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Titel: Rossini und seine Verehrer
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 752
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[752] Rossini und seine Verehrer. Rossini ist trotz seines vorgerückten Alters meist sehr jovialer Laune und man erzählt sich manche witzige Aeußerung von ihm. Er bewohnt für gewöhnlich eine reizende Villa in Passy bei Paris oder hält sich auch wochenlang in Paris selbst auf. Von früh an bis zwei Uhr Nachmittags arbeitet er oder empfängt Besuche in seinem Schlafzimmer; dann geht er entweder vor seiner Villa oder, wenn er in Paris ist, in der Orleansgalerie des Palais Royal spazieren.

Ein Fremder, welcher dorthin gegangen war, um den berühmten Componisten zu sehen, konnte dem Wunsche nicht widerstehen, mit ihm zu sprechen. Er nahm all’ seinen Muth zusammen, redete ihn an und drückte ihm, so gut es gehen wollte, seine Freude aus, einen so großen Mann zu sehen.

Rossini reichte ihm die Hand und meinte lächelnd: „Betrachten Sie mich, so lange Sie Lust haben; fürchten Sie nicht, mich irgendwie dadurch zu geniren. Gehen Sie rund um mich herum, wenn Sie wollen!“ –

Ein anderer Fremder, der ihn zu Hause aufsuchte, fand ihn ziemlich verdrießlich, da er seit dem Erwachen schon zehn bis zwölf Empfehlungsbriefe zu schreiben, eine Masse Photographien zu unterzeichnen und zu adressiren und eine ganze Schaar von Albums mit einigen Tacten seiner musikalischen Handschrift zu verzieren gehabt. Als er den Besucher eintreten sah, rief er:

„Gott, wie unangenehm ist doch die Berühmtheit! Was für glückliche Leute sind die Charcutiers!“ (Fleischwaarenhändler).

„Warum sind Sie keiner geworden?“ entgegnete scherzend der Fremde „Sie hatten es ja sehr leicht, diesen Stand zu erlernen, als Sie in Ihrer Kindheit in Bologna bei einem Charcutier in Pension waren.“

„Ich hätte es schon gewollt,“ erwiderte Rossini, „allein es ging nicht – meine Schuld war es nicht, aber ich wurde schlecht berathen.“

Dabei lachte er recht herzlich und seine üble Laune war verschwunden; er erzählte dem Besucher im Laufe der Unterhaltung auch noch eine sehr nette Anekdote von Chopin, die ihn höchlich amüsirte.

Chopin war bei irgend einem Bankier zu Tische geladen, einem jener wenig zartfühlenden, geldstolzen Menschen, welche einen Künstler stets dazu nöthigen möchten, den Preis seiner Mahlzeit zu bezahlen.

Beim Aufstehen vom Tisch drängte ihn die Herrin des Hauses mehr als nöthig, sich an’s Clavier zu setzen, und sagte wiederholt:

„Spielen Sie uns doch Etwas!“

„Ach, Madame!“ entgegnete Chopin, „ich habe ja so wenig gegessen.“