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Rothe Pantoffeln

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Textdaten
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Autor: Heinrich Heine
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Titel: Rothe Pantoffeln
Untertitel:
aus: Vermischte Schriften.
Erster Band
.
S. 131–133
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originalherkunft:
Quelle: Heinrich-Heine-Portal und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[131]
IV.
Rothe Pantoffeln.


     Gar böse Katze, so alt und grau,
Sie sagte, sie sei eine Schusterfrau;
Auch stand vor ihrem Fenster ein Lädchen,
Worin Pantoffeln für junge Mädchen,

5
Pantöffelchen von Maroquin,

Von Safian und von Satin,
Von Sammt, mit goldnen Borden garnirt
Und buntgeblümten Bändern verziert.
Am lieblichsten dort zu schauen war

10
Ein scharlachrothes Pantöffelchenpaar;

Es hat mit seiner Farbenpracht
Gar manchem Dirnchen in’s Herz gelacht.

     Eine junge weiße Edelmaus,
Die ging vorbei dem Schusterhaus,

[132]
15
Kehrt wieder um, dann blieb sie stehn,

Thät nochmals durch das Fenster sehn –
Sprach endlich: Ich grüß Euch, Frau Kitze, Frau Katze,
Gar schöne rothe Pantöffelchen hat Sie;
Sind sie nicht theuer, ich kauf sie Euch ab,

20
Sagt mir, wieviel ich zu zahlen hab’.


     Die Katze rief: Mein Jüngferlein,
Ich bitte gehorsamst, treten Sie ein,
Geruhen Sie mein Haus zu beehren
Mit Dero Gegenwart; es verkehren

25
Mit mir die allerschönsten Madel

Und Herzoginnen, der höchste Adel –
Die Töffelchen will ich wohlfeil lassen –
Doch laßt uns sehn, ob sie Euch passen –
Ach, treten Sie ein und nehmen Sie Platz –

30
     So flötet die boshaft listige Katz,

Und das weiße, unerfahrene Ding
In die Mördergrub’, in die Falle ging –
Auf eine Bank setzt sich die Maus
Und streckt ihr kleines Beinchen aus,

35
Um anzuprobiren die rothen Schuhe –

Sie war ein Bild von Unschuld und Ruhe –
Da packt sie plötzlich die böse Katze
Und würgt sie mit der grimmigen Tatze,

[133]

Und beißt ihr ab das arme Köpfchen,

40
Und spricht: Mein liebes, weißes Geschöpfchen,

Mein Mäuschen, du bist mausetodt!
Jedoch die Pantöffelchen scharlachroth,
Die will ich stellen auf deine Gruft;
Und wenn die Weltposaune ruft

45
Zum jüngsten Tanz, o weiße Maus,

Aus deinem Grab steigst du heraus,
Ganz wie die andern, und sodann
Ziehst du die rothen Pantöffelchen an.


Moral.

     Ihr weißen Mäuschen, nehmt Euch in Acht.

50
Laßt Euch nicht ködern von weltlicher Pracht!

Ich rath’ Euch, lieber baarfuß zu laufen,
Als bei der Katze Pantoffeln zu kaufen.