Rothe Pantoffeln
Rothe Pantoffeln.
Gar böse Katze, so alt und grau,
Sie sagte, sie sei eine Schusterfrau;
Auch stand vor ihrem Fenster ein Lädchen,
Worin Pantoffeln für junge Mädchen,
Von Safian und von Satin,
Von Sammt, mit goldnen Borden garnirt
Und buntgeblümten Bändern verziert.
Am lieblichsten dort zu schauen war
Es hat mit seiner Farbenpracht
Gar manchem Dirnchen in’s Herz gelacht.
Eine junge weiße Edelmaus,
Die ging vorbei dem Schusterhaus,
Thät nochmals durch das Fenster sehn –
Sprach endlich: Ich grüß Euch, Frau Kitze, Frau Katze,
Gar schöne rothe Pantöffelchen hat Sie;
Sind sie nicht theuer, ich kauf sie Euch ab,
Die Katze rief: Mein Jüngferlein,
Ich bitte gehorsamst, treten Sie ein,
Geruhen Sie mein Haus zu beehren
Mit Dero Gegenwart; es verkehren
Und Herzoginnen, der höchste Adel –
Die Töffelchen will ich wohlfeil lassen –
Doch laßt uns sehn, ob sie Euch passen –
Ach, treten Sie ein und nehmen Sie Platz –
Und das weiße, unerfahrene Ding
In die Mördergrub’, in die Falle ging –
Auf eine Bank setzt sich die Maus
Und streckt ihr kleines Beinchen aus,
Sie war ein Bild von Unschuld und Ruhe –
Da packt sie plötzlich die böse Katze
Und würgt sie mit der grimmigen Tatze,
Und beißt ihr ab das arme Köpfchen,
Mein Mäuschen, du bist mausetodt!
Jedoch die Pantöffelchen scharlachroth,
Die will ich stellen auf deine Gruft;
Und wenn die Weltposaune ruft
Aus deinem Grab steigst du heraus,
Ganz wie die andern, und sodann
Ziehst du die rothen Pantöffelchen an.
Ihr weißen Mäuschen, nehmt Euch in Acht.
Ich rath’ Euch, lieber baarfuß zu laufen,
Als bei der Katze Pantoffeln zu kaufen.