Ruhe des Herzens
Erscheinungsbild
[61]
Ruhe des Herzens.
Wie heimlich glüht ein Bild
Aus langer Dämm’rung:
Ein Sommerabend war’s
Im Heimatdorfe;
5
Noch lag ein SonnenhauchAuf Dach und Giebeln,
Und hell stand schon der Mond
In leerer Straße.
Der Nachbar sprach ein Wort
10
Von Tau und Regen,Er sprach zu seinem Weib
Drin in der Kammer;
Er zog das Fenster an,
Es klang der Riegel;
15
Ein erstes Sternlein tratAus lichtem Dunkel.
Aus fernen Gärten klang
Ein Mädchenlachen;
Ein letzter Nachhall dann
20
Und letzte Stille.Und all die Sommerwelt
Ging wie ein Atem
Geruhig ein und aus
Durch meine Lippen. –
25
Nun weiß ich’s, da mein HaarBeginnt zu bleichen:
Was damals ich geatmet, war
Das Glück.