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Ruine Godesberg

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XLVIII. Der Giganten-Damm (The Giants’s causeway) Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zweiter Band (1835) von Joseph Meyer
XLIX. Ruine Godesberg
L. Die Seilbrücke bei Teree im Himalaya-Gebirge
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RUINE GODESBERG

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XLIX. Ruine Godesberg.




Die Gegend von Bonn ist eine der schönsten am Rheinstrome. Sie kann als Schlußpunkt der prachtvollen Scenerieen betrachtet werden, die sich von Mainz aus rheinabwärts der Beschauung des Naturfreundes darbieten und in welchen die verfallenen Burgen bald von belaubten Höhen herabblicken, bald kühn an Felsenwände, wie Schwalbennester, geklebt sind, bald aus mühsam bebauten Weinbergen hervorragen. Unbeschreiblich schön ist jenes Gelände des Siebengebirgs mit seinen Burgen, namentlich ist’s jene Parthie, wo, der Ruine Rolandseck gegenüber, inmitten des Rheins die schöne Aue Nonnenwerth auftaucht und am andern Ufer der herrliche Drachenfels von hoher Steinwand herabschaut.

Wachehaltend steht der Drachenfels am Rhein, eine Stunde davon entfernt, an der Landstraße, und 5/4 Stunden südlich von Bonn der Godesberg. Ursprünglich stand hier zuerst ein Römerkastell, und noch sind die Spuren römischer Architectur unverkennbar vorhanden. Später und bei demselben ist nach der Bekehrung der hier hausenden Ubier die St. Michaelskapelle erbaut worden, welche jetzt gleichfalls in Trümmern liegt. Ueber die Entstehung des Kastells erzählt die Volkssage, „daß im grauen Alterthume ein fremder König sich hier mit mächtigem Gefolge niedergelassen habe. Einer seiner Feldherren habe mit den auf dem Berge hausenden bösen Geistern einen Bund geschlossen, ihnen daselbst einen Tempel gebaut und Menschen geopfert; aber seine und der Dämonen Macht sey vom Christenthum gebrochen worden.“ Dieses mag wohl eine dunkle Anspielung auf Kaiser Julian den Abtrünnigen seyn, der unbezweifelt mit seinen Legionen hier lagerte und von dem damals wahrscheinlich auch das Kastell erbaut wurde. Man hat auch behaupten wollen, daß auf der Höhe des Godesbergs die eigentliche „ARA UBIORUM“ gewesen und der Name Godesberg aus „Gottesberg“ entstanden sey, indem auf ihm ein Wodans- oder Merkurius-Tempel gewesen. Aber lassen wir diese Hypothesen unwiderlegt. Urkundlich ist es, daß Erzbischof Theodorich von Köln im Jahre 1210 auf den Ruinen des alten Römerkastells ein festes und prachtvolles Schloß erbaute und 1375 Kurfürst Friedrich II. von Köln dessen Befestigung vermehrte. In dem Kriege, den der Uebertritt des Erzbischofs Gebhard von Köln zum protestantischen Christenglauben und seine Heirath mit der schönen Gräfin von [10] Mannsfeld veranlaßt, legte derselbe eine Besatzung holländischer Truppen hinein. Gebhard von Köln ward später abgesetzt und sein Nachfolger Ernst, aus dem Hause Bayern, ließ die Veste im Jahr 1593 durch Pulver sprengen. Daher die Ruinen! Auf die Zinne des hohen Thurms führt jetzt eine Treppe. Entzückend ist von hier aus die Ansicht über das weite Gelände.

Das Dorf Godesberg am Fuße des Schloßbergs wird häufig, sowohl seiner herrlichen Umgebungen wegen – welche die Kunst noch durch freundliche Anlagen verschönert hat – als auch wegen seines, unter dem Namen der Draitscher Quelle bekannten, Gesundbrunnens besucht. Das Wasser dieser Quelle kommt dem berühmten Schwalbacher am nächsten – doch mag es hier freilich wie an andern Kurorten „das Wasser nicht allein thun,“ wenn Geist und Körper nicht zugleich durch die Umgebungen einer freundlichen Natur erhoben und erquickt werden. Glücklich darum Alle, denen Schicksal und Verhältnisse es vergönnen, die Fesseln lästiger Convenienz zu Hause abzuschütteln und den Becher der wunderthätigen Nymphe an Ort und Stelle zu leeren!