Zum Inhalt springen

Sage von der Entstehung der Stadt Königshofen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Valentin Hummel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Sage von der Entstehung der Stadt Königshofen
Untertitel:
aus: Extra-Felleisen: belletristische Beilage zum Würzburger Stadt- und Landboten, Nr. 36/1862, S. 141
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 25. März 1862
Verlag: Bonitas-Bauer
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Würzburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung: Gründungssage der Stadt Bad Königshofen im Grabfeld
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[141]
Sage von der Entstehung der Stadt Königshofen.


Wohl knüpfen uns Sagen an eine Zeit,
Wo Helden regierten das Land,
Wo Fehden und Jagden nur ihre Freud’
Und manche Stadt damals entstand.

5
So liegt auch im Grabfeldgau eine Stadt,

Die älteren Ursprungs sich freut.
Was darob die Sage berichtet uns hat,
Bin ich zu erzählen bereit.

Ein stattlicher Hof lag in grauer Zeit,

10
Von Frankens König erbaut,

An der Stelle im Saalgrund, wo noch heut
Die Stadt Königshofen ihr schaut.

Beim Königshof hielt der Herrscher einst Jagd,
Die Königin an seiner Seite;

15
Groß war das Gefolge, Aufwand und Pracht

Nicht minder groß, reich auch die Beute.

Das Jagdvergnügen ein Unfall doch trübt:
Der Königin Ring ging verloren;
Beim Handschuhausziehen vom Finger sich schiebt

20
Der Ring, als Brautschmuck erkohren.


Der König, ein äußerst gestrenger Herr,
Blickt düster zu seinem Gemahl;
Getrieben von Eifersucht, rauh und schwer
Setzt es nun Worte der Qual:

25
Sag’ an, wo der Ring, den Treue Dir gab,

Verloren? glaub’ wer es da will,
Wo ist der Buhle, der von Dir die Gab’
Zum Pfande der Liebe erhielt?

Mit Thränen im Aug’ die Königin schwur,

30
Daß Wahrheit sie rede vor ihm,

Dem Herrn und Gebieter, sowie auch nur
Durch Suchen sich finde der Ring.

Sie gelobte hiemit, daß an dem Ort’,
An dem der Trauring sich finde,

35
Sogleich eine Stadt bei Gott und bei Wort

Aus ihren Mitteln sie gründe.

Es ward nun gesucht und grub man zugleich
Das Jagdrevier buchstäblich um;
Grabfeld, sowie auch das ganze Bereich

40
Der Suchenden, hieß man es nun.


Und an der Stelle, wo’s Rathhaus jetzt steht,
Den Ring man doch endlich noch fand;
An’s Bauen der Stadt es nun rüstig geht,
Das Wort hier die Königin band.

45
Zu große Summen fordert der Bau,

Noch war nicht vollendet die Stadt,
Da ward, o Jammer, die hohe Frau
An Mitteln und Geisteskraft matt.

Wahnsinn bemächtigt sich ihrer – bei Gott –

50
An Ketten ward sie nun geschmiedet,

Bis von den Leiden befreit sie der Tod,
Das Rathhaus ihr Bild noch darbietet.

Am Erker findet man sauber und fein
Das Königspaar, wie hier berichtet.

55
Der Königin stierer Blick nur allein

Ist auf den Handschuh gerichtet.

Die Gründung der Stadt Königshofen zumal
Verdankt man der Sage nach ihr;
Des Biedermanns Mitleid ob ihrer Qual

60
Weihen der guten Frau wir.

 V. Hummel.

Anmerkungen (Wikisource)

Das Motiv der Königshofener Ringleinsage - die Ehefrau eines Herrschers verliert ihren Ehering auf der Jagd und erbaut an der Stelle, wo er wiedergefunden wird, eine Stadt - begegnet auch bei der Ringsage von Schwäbisch Gmünd.

Das Bild zeigt den Rathauserker von Bad Königshofen im Grabfeld mit Darstellung einer gefesselten Königin. Eine ältere Version der Ringleinsage (mit dem Ring-Motiv) ist nach Auskunft des Heimatpflegers Reinhold Albert nicht bekannt.