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Schutzimpfungen gegen das gelbe Fieber

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Textdaten
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Titel: Schutzimpfungen gegen das gelbe Fieber
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 322-323
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[322] Schutzimpfungen gegen das Gelbe Fieber. Für viele ungeduldige Geister schreitet die Bakteriologie viel zu langsam vorwärts. Der besonnene Forscher aber ist mit ihrem Entwicklungsgange zufrieden. Das Gute bedarf einer bestimmten Zeit, um auszureifen. Einen sehr beachtenswerthen Erfolg hat nun der neue Zweig der Wissenschaft auch jenseit des Oceans in Brasilien errungen. Dort wüthet von Zeit zu Zeit das gefürchtete Gelbe Fieber. Es wird wie so viele andere ansteckende Krankheiten von einem Kugelbakterium, dem micrococcus xanthogenicus, hervorgerufen. Dieser Feind des Menschengeschlechtes ist ein kleines Kügelchen, dessen Durchmesser nur ein Tausendstel eines Millimeters beträgt, und erzeugt zwei Farbstoffe, einen gelben und einen schwarzen. Der gelbe Farbstoff färbt die Gewebe des kranken Körpers und ruft somit die Erscheinung hervor, welche der Krankheit ihren Namen gegeben hat. Der schwarze verursacht die schwarze Farbe des Erbrochenen.

Dieser Mikrokokkus ist ein echtes Kind der Tropen, nur in diesen entwickelt er seine verderblichen Eigenschaften, im kalten Norden kann er sich niemals einbürgern, ebenso wie die schlanken Palmen und die herrlichen Bananenbäume niemals in Deutschland oder Rußland gedeihen, es wäre denn in Treibhäusern, wo sie aber nur ein trauriges Leben führen, ohne ihre schönen Kronen zu entfalten und ihre wohlschmeckenden und nahrhaften Früchte zu tragen. Professor Domingo Freire in Rio Janeiro hat diesen Mikrokokkus durch fortgesetzte Kulturen abzuschwächen gewußt, und es ist ihm gelungen, durch Impfungen mit diesem abgeschwächten Gifte Menschen vor Ansteckung mit dem Gelben Fieber zu schützen.

Der Geimpfte empfindet Kopfschmerzen, seine Augenbindehaut wird geröthet, seine Temperatur steigt auf 38 bis 39° C.; oft bekommt er [323] Uebelkeit und Erbrechen. Nach 48 Stunden verschwinden alle diese Anzeichen von selbst. Die Impfstelle erscheint anfangs roth umrändert, nach drei oder vier Tagen zeigt sich ein gelber Fleck, der sich zuweilen über den ganzen Arm ausbreitet; in einigen Fällen ist sogar eine ausgesprochene Gelbsucht beobachtet worden.

In fünf Epidemien des Gelben Fiebers vom Jahre 1883 bis 1890 wurden von Professor Domingo Freire 10885 Schutzimpfungen vorgenommen. Und welchen Nutzen hatten dieselben? Nach amtlicher Statistik starben in den betreffenden Bezirken 4% der nicht Geimpften am Gelben Fieber, während unter den Geimpften die Sterblichkeit nur 0,4% betrug. So ist diese Schutzimpfung imstande, die verderbliche Wirkung der namentlich den Einwanderern so gefährlichen epidemischen Krankheit um das Zehnfache zu mindern! Wahrlich ein Erfolg, mit dem man für den Anfang zufrieden sein kann! *