Schwerer Dienst (Die Gartenlaube 1896/27)
[467] Schwerer Dienst. (Zu dem Bilde auf S. 449.) „Wehrstand“ und „Nährstand“ sind auf unserem ergötzlichen Bilde in eine ganz neue und eigenartige Beziehung gebracht, und man wird zugestehen müssen, daß der so viel gescholtene „Militarismus“ dabei gar keine üble Rolle spielt. Wenn der Krieg unleugbar selbst gutgeartete Menschen rauher macht und ihr feineres Empfinden abstumpft durch die gräßlichen Vorgänge, die er notwendigerweise im Gefolge hat, so läßt sich das von dem friedlichen Waffendienste kaum sagen. Vielmehr erhält der oft plumpe und schwerfällige Bursche vom Lande durch die militärische Uebung und das Beispiel der älteren Kameraden feinere Manieren und einen gewissen „Schliff“, so daß man ihn bald kaum wiedererkennt. Wenn er nun gar mit dem Dienst als „Bursche“ betraut wird, so ist es meist ganz erstaunlich, welche Fülle von Gelegenheit er erhält, seine Geschicklichkeit durch die verschiedensten Dienstleistungen zu verfeinern. Was wird ihm da nicht alles zugetraut und anvertraut! In der Küche kann er es als gelegentlicher Vertreter der anderweit beschäftigten Köchin bis zum
[468] Fachmann in der höheren Kochkunst bringen, in der Kinderstube und im Garten sogar zum Stellvertreter der Amme. Das ist für unsern Krieger freilich ein schwerer Dienst. Aber die anstellige Art, wie er dem Kleinen die Flasche reicht, aus der nun dieses mit durstigen Zügen die Milch trinkt, läßt darauf schließen, daß er in allem, was Trinken betrifft, seinen Mann stellt. E. M.