Seeligstadt (Störzner)

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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Seeligstadt
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 67–70
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
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weitere Texte zum Ort unter
Seeligstadt (Großharthau)
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28. Seeligstadt.

Das erste Dorf, durch welches die Kleine Röder auf ihrer Wanderung kommt, ist das schöngelegene Kirchdorf Seeligstadt. Seit Jahren wird dasselbe von Dresdner Malern gern aufgesucht. Seeligstadt gehört zu denjenigen Dörfern im Rödertale, welche ehemals zum benachbarten Königreich Böhmen zählten. Die frühere Landesgrenze zwischen dem Meißner Lande und Böhmen lief längs der Kleinen Röder hin. Es heißt da in den alten Grenzbestimmungen jener Zeit wörtlich:

„Und die Grenze läuft förder an Fischbach u. an die
Redern, die durch Seeligstadt fleußt.“

Da nun die Röder mitten durch Seeligstadt fließt und das Dorf in zwei Ortsteile trennt, so kann nur die eine Ortshälfte, die südliche, zu Böhmen gehört haben, während die nördliche im Meißner Lande lag. Demnach wird das halbe Dorf mit den nordöstlich gelegenen Feldern und Wohnungen damals nicht zum Amte Stolpen gehört haben und nie böhmisch gewesen sein. Als nun am 18. Oktober 1227 das Amt Stolpen durch Kauf in die Hände des Bischofs Bruno I. von Meißen überging, kam auch die südliche Ortshälfte Seeligstadts in bischöflichen Besitz. Die Grenze des Amtes Stolpen wird nördlich bis an die Steinbach in der Masseney vorgeschoben. Ganz Seeligstadt mit allen Feldern, Wiesen und Wäldern befindet sich nun in den Händen des Bischofs.

Von jeher ist Seeligstadt ein deutsches Dorf gewesen. Deutsche haben es jedenfalls schon im 12. Jahrhundert gegründet. Wie die Sage berichtet, soll an diesem Orte ursprünglich eine Begräbniskapelle gestanden haben. Für diese Annahme spricht allerdings der Name des Dorfes, der gedeutet wird: „Stätte der Seeligen“.[1] In alten Urkunden des Meißner Domstifts wird der Ort [68] geschrieben: „Seeligstadt“, „Seligenstat“, „Silisstadt“, „Seligstat“. Was zur Anlage einer Begräbniskapelle Veranlassung gegeben haben mag, das sind nur Vermutungen. Eine Begräbniskapelle ohne damit verbundenem Kirchhof ist wohl nicht denkbar. Man erzählt, daß zur Pestzeit die an der Pest Verstorbenen hier im stillen Walde beerdigt worden wären. Andere meinen, zur Kriegszeit seien gefallene Krieger hier beerdigt worden. Zu deren Andenken habe man eine Kapelle erbaut, in der nach Brauch jener Zeit Messen für die Verstorbenen gelesen worden wären. Mit den Jahren entstand ein Ort. Waldarbeiter ließen sich in der Nähe des einsamen Waldkirchleins nieder. Ihrer Ansiedlung gaben sie zur Erinnerung an den stillen Kirchhof den Namen „Seligstatt“, woraus mit der Zeit der Name Seeligstadt wurde. Aus jener Kapelle entstand später ein größeres Gotteshaus, das mit zu den ältesten im oberen Rödertale gehört.

Kirche zu Seeligstadt ums Jahr 1840.

In Seeligstadt und der nahen Masseney legten die Bischöfe später Teiche an. So ließ Bischof Johann VI. von Salhaußen, der von 1487 bis 1518 den Bischofsstuhl zu Meißen einnahm und sich meist auf der Burg Stolpen aufhielt, im Jahre 1570 den Sankt Johannesteich in der Masseney und den Sankt Bennoteich unterhalb des Dorfes Seeligstadt herrichten. Heute sind diese Teiche trockengelegt und in Wiesen und Wald umgewandelt worden. –

Vor Einführung der Reformation war Seeligstadt Filial von Schmiedefeld. Als man am 9. Januar 1559 die Reformation in Fischbach und Seeligstadt gleichzeitig einführte, wurde Seeligstadt mit Fischbach kirchlich vereinigt und zum Filial von Fischbach gemacht, da man Schmiedefeld mit Harthau zu vereinigen gedachte, was tatsächlich auch acht Wochen später geschah.

In Praßers Chronik vom Jahre 1869 ist über Seeligstadt folgendes erzählt:

„Seeligstadt hat seit 100 Jahren kein Schadenfeuer betroffen. Nach einer alten Sage soll eine Zigeunerin das Dorf „versprochen“ haben. Als darum in den 1820er Jahren daselbst ein Feuerbrand auf ein Strohdach geworfen wurde und trotzdem das Haus unversehrt blieb, gedachte man dieser Sage aufs Neue. Es scheint aber die hiesige Gemeinde dieser Wahrsagung nicht zu vertrauen, denn sie hat in der Neuzeit eine neue, große und ausgezeichnete

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Freigut: Seeligstadt.

[70] Feuerspritze angekauft, mit welcher sie bei Feuersbrünsten immer schnell hilfreich zur Hand ist.“ –

In den Jahren 1880 bis 1898 ist allerdings Seeligstadt wiederholt von ganz bedeutenden Bränden heimgesucht worden. Der Feuersegen jener alten Zigeunerin scheint keine Wirkung mehr auszuüben!


  1. Vielleicht ist in dem Worte Seeligstadt auch ein Personenname versteckt.