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die bayerische Garnison, welche nicht auf ihrer Hut gewesen war, fast vollständig nieder, plünderten alle Häuser und Proviantwägen, nahmen mit, was sie mitnehmen konnten, und steckten zuletzt den Ort in Brand.

Nun aber hatte Wallenstein von Taupadells Marsch alsbald Kenntnis erhalten und den General von Sparr beauftragt, den Schweden auf ihrem Rückmarsche von dieser Expedition aufzulauern. Mochte nun Gustav Adolf solches vermutet oder erfahren haben, kurz, er zog mit etlichen Kompagnien Reiter und 500 Musketieren auf der Regensburger Strasse nach Ochenbruck und von da auf sehr schmalem Wege über Pattenhofen und die Einöde Fröschau. Eine Viertelstunde über Fröschau hinaus, das in einem fruchtbaren, von der Schwarzach durchflossenen Thale liegt, stiess der König auf dem bewaldeten und wegen seiner vielen Quellen sehr sumpfigen Berge auf General von Sparr. Reiter und Musketiere wehrten sich wohl aufs tapferste, bei den schwierigen Terrainverhältnissen aber war ihre Niederlage bald entschieden. Sparr selber, der sich geraume Zeit im Moraste hinter einem Busche verborgen hatte, wurde verraten und kam mit vielen seiner Offiziere und Soldaten in Gefangenschaft.

In Nürnberg wurde in allen Kirchen ein öffentliches Dankgebet verrichtet, und man würde sich des immerhin nicht zu unterschätzenden Vorteils, den der König davongetragen hatte, herzlich gefreut haben, wenn nicht zu derselben Zeit eine Hiobspost eingetroffen wäre.

Der jugendliche Pfleger Georg Scheurl von Lichtenau liess sich nämlich durch seinen Lieutenant Hans Endres Geuder und die kleinmütige Bevölkerung verleiten, Lichtenau wider Eid und Pflicht den Kaiserlichen zu übergeben, obwohl noch kein Schuss gefallen und der schwedische General Banner bereits zu Gunzenhausen mit bedeutenden Streitkräften angelangt war. Eine verräterische Absicht lag dem Pfleger durchaus fern, und man muss dem Rate einen guten Teil der Schuld beimessen, da er in schwerer Zeit einen Mann auf einen wichtigen Posten gestellt hatte, dem dieser in keiner Weise gewachsen war.

Gustav Adolf geriet ob dieser leichtsinnigen Übergabe in die äusserste Wut und begehrte, dass man über den Pfleger ein

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Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00066.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)