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auf Fouragierung und Verproviantierung ausritten; allein sie waren für das Ganze von untergeordneter Bedeutung. Alle Welt, Freund und Feind, wunderte sich, dass der entscheidende Kampf nicht erfolgte, dass besonders Wallenstein nicht zum Angriff schritte, der doch der Stärkere war. Auch im kurbayerischen Lager schien man beständig auf einen solchen gefasst zu sein. Schon am 16. Juli schrieb Graf Wolkenstein nach Salzburg an den Fürsten von Hohenzollern, des heiligen römischen Reiches Erbkämmerer und kaiserlichen Rat, »es sei die Resolution genommen, es in Gottes Namen mit ihme zu wagen«; dann wieder am 27. Juli: »tandem aliquando sei die Resolution genommen, welche den Feind zum Aufbruch nötigen oder doch den Anfang eines rechten Krieges machen soll« und am 21. August: »wann gleich die Conjunction nicht zuverhindern, so bleibt man doch bestendig resolvirt, dem Feind die Schlacht zu liefern«. Auch Joachim Camerarius, Gustav Adolfs Vertrauter, gibt in seinen Berichten seiner Verwunderung über die Unthätigkeit Wallensteins immer wieder Ausdruck und erwartet, nachdem dieser auch die Vereinigung der königlichen Armee und der schwedischen Hilfsvölker nicht verhindert hatte, mit Zuversicht, dass Gott ihn bald gänzlich mit Verwirrung strafen werde. Wallenstein aber sass ruhig in seinem Zelte. Er wusste, dass ihm ein Bundesgenosse zu Hilfe kommen würde, gegen den alle menschliche Macht und Klugheit nichts ausrichten könnte.

Nunmehr aber musste die Entscheidung erfolgen; denn der König war entschlossen zum Kampfe, auf den ganz Deutschland, ja ganz Europa mit Bangen und Hoffnung harrte. Denn schon begannen auch im Lager Hunger und Krankheiten zu wüten, die Pferde wurden immer elender und verendeten in grosser Zahl. Von allen Seiten zogen sich die schwedischen Streitkräfte zusammen, welche der König zu sich nach Nürnberg befohlen hatte.

Am 20. August war General-Rendez-vous der schwedischen, hessischen, weimarischen und kurhessischen Völker bei Windsheim. Die verschiedenen Heerhaufen, welche die Herzoge Bernhard und Wilhelm von Weimar, der schwedische Reichskanzler Oxenstjerna, der Pfalzgraf Christian von Birkenfeld und

Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00072.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)