Sommer und für den Winter erhielten aber die städtischen Beamten nicht bloß die schon erwähnten reichlichen Weinspenden, sondern auch Festgaben an Geld und Frucht, und zwar an fünf Festtagen, nämlich: Ostern, Pfingsten, Kirchweihe, (Alexius) Allerheiligen und Christtag das Stadtgesinde jedesmal 5 M., die Wächter 32 S .: ferner erhielten die Wächter, die Trumper und Pfeifer und noch vier andere um Christtag und um Ostern jeder 1/2 Mud Roggen. (Ein Mud war ungefähr 4 Scheffel.) Das ganze Gemeinwesen glich einem großen Familien-Haushalt; zur treuen Pflichtleistung wurde durch Geschenke ermuntert, vigilatoribus in dedicacione, ut bene vigilarent. Den Wächtern wurde um Kirchweihe, damit sie gut wachten, Geld und Wein geschenkt; jede treue Dienstleistung, auch die amtliche, erhielt ihre besondere Belohnung. „It. den weyghteren in buyssen ind in binnen um dat sy all die zyt uyss wagden, dat man vur Ryfferscheit loch, den van buyssen 3 M. ind den van bynnen 2 M. summa 51 M.“; natürlich erhielten sie dieses neben ihrem gewöhnlichen Lohn. Das Wachen wird in ruhigen Zeiten auch wohl ebenso gemüthlich vollzogen worden sein, wie dieses in einer benachbarten holländischen Grenzfestung noch unlängst der Fall war, wo die Schildwache bei Tage auf Pantoffeln auf und ab wandelte und Abends ihr Schilderhaus dem Wohlwollen der Vorübergehenden empfahl, ohne daß darum unsere Urväter ihr Eigenthum, Rechte und Gerechtigkeiten leichten Kaufes Preis gaben, so wenig wie die heutigen Holländer dieses thun. – Gebrach es einem städtischen Beamten an irgend etwas, so wurde besonders geholfen. „It Henkin, den boede (dem Boten) van gebreche, dat hee veil gereyden have dorch dat iair 14 M.“ „Cuinen up den sal gaff man du hee sieche was“ (als er krank war) 5 M. „1391. It. Leonart der steede kneicht umb dat hee swach is 2 M.“ – Das Stadtgesinde scheint neben seinen amtlichen auch noch, etwa wie heut zu Tage die Nachtwächter, seine eigenen Beschäftigungen gehabt zu haben, womit aber nicht viel zu verdienen war, deshalb wurde ihnen am Ende des Jahres noch eine besondere Zulage ausgeworfen. „1338, 44 u. 46 familie civitatis datum quia, parum lacrantur 18 M.;“ den Stadtdienern wurden, weil sie wenig erwerben, 18 M., jedem 2 gegeben. So geht durch die Verwaltung ein Zug von väterlichem Wohlwollen, sehr verschieden von der heutigen büreaukratischen Steifheit und dem Polizeistocke. Auf Schreiberei wurde nicht viel Geld
Josef Laurent: Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert. Aachen 1866, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aachener_Stadtrechnungen_aus_dem_XIV._Jahrhundert.djvu/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)