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keinem zweifel, dass es auch diesen weg gewandert ist. Bei der dürftigkeit des zugänglichen materials ist zuzugeben, dass das märchen in den genannten gegenden sehr verbreitet ist. Wir haben varianten aus Arabien, Syrien und Cypern sowie anderseits aus Griechenland, Albanien und Serbien, und in den varianten beider gegenden finden sich so auffällige übereinstimmungen wie das siegel oder der stein des rings als zaubergegenstand.

Die wanderung
des märchens
nach Finland
und die eigen-
tümlichkeiten
des finnischen
märchens.
Die Wanderung des märchens nach Finland und seine verbreitung bei uns vermögen wir mit unserem material nicht genauer zu bestimmen. Es liegt jedoch auf der hand, dass es von osten her (Russland) nach Finland gekommen ist. d. h. von dort, wo seine allgemeine verbreitungsrichtung hergegangen ist. Der standpunkt und zustand des märchens in Mittel-Europa ist ausserdem wenigstens gegenwärtig ein derartiger, dass er die annahme nicht möglich macht, die finnen hätten es von dort erhalten. Aus Schweden besitzen wir von unserem märchen nur eine sehr eigentümliche fassung und aus Norwegen eine einzige, wahrscheinlich von osten gekommene variante.

Zwischen den finnischen und russischen varianten ist die innigste beeinflussung zu konstatieren. Wenn in den einen irgendein spezieller zug vorkommt, finden wir ihn gewöhnlich auch in den anderen. Erwähnt sei bloss die befreiung der tiere vom „prügeln“ und der „hecht“ als bringer des zaubergegenstandes.

Rein finnische bildungen sind der teufel als geber des zaubergegenstandes sowie die analogieform: katze und hund als erretter aus dem feuer.

Über die finnischen varianten ist noch besonders zu bemerken, dass in ihnen verhältnismässig oft der geber des zaubergegenstandes aus dem feuer gerettet wird und dass als zaubergegenstand ein stein erscheint. In denselben varianten fungiert als geber des zaubergegenstandes gewöhnlich der teufel. Teufel, feuer und stein haben sich als selbständige form neben der schlange, der loskaufung und dem ring verbreitet, doch nicht überall im gleichen masse. In Savolax und Nord-Karelien sowie in Ost-Österbotten ist die erstere form sehr gang und gäbe, wird aber

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Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/101&oldid=- (Version vom 8.12.2022)