besitzer von zweierlei wunderbaren früchten geworden ist, beeilt er sich, um die zaubergegenstände zurückzugewinnen, das mädchen mit den schlechten früchten krank zu machen und es dann mit den guten zu heilen.
Es ist undenkbar, dass das volkstümliche märchen aus einem solchen vorbild hervorgegangen ist. Es verhält sich ohne zweifel umgekehrt. Die erzählung der Gesta Romanorum ist derselben quelle entsprungen wie das volksbuch von Fortunatus, nämlich der mündlichen tradition. Die Gesta Romanorum sind eine aus den verschiedenartigsten und aus verschiedenen richtungen stammenden stoffen gebildete geschichtensammlung[1]. Ihre kompilatoren haben wahrscheinlich auch mündliche erzählungen verwertet. Zweck der sammlung war die verbreitung christlicher tugenden unter den menschen, und daher bearbeiteten die redaktoren, mönche, die entlehnten stoffe nach belieben. Die abweichungen zwischen der bucherzählung und dem volkstümlichen märchen sind darum nicht befremdend. Der verfasser will zeigen, dass betrug ein grosses verbrechen ist, das nicht unbestraft bleibt. Weil besser für den zweck geeignet, hat er als eigenschaft der zauberfrüchte den entsetzlichen aussatz eingeführt, von dem die biblische geschichte erzählt.
Unsere dritte literarische variante, die erzählung Bignons, steht, soweit wir sie kennen, dem volkstümlichen märchen sehr nahe. Besonders bemerkenswert sind darin die sorte und die eigenschaft der wunderbaren früchte (feigen und lange nase).
Für die erzählung Bignons kann kaum geltend gemacht werden, dass sie die quelle des volkstümlichen märchens sei. Wir können uns nicht vorstellen, dass die batavische handschrift – angenommen auch, eine solche existiere tatsächlich oder habe existiert – ein volkstümliches märchen hervorgebracht habe, das fast ausschliesslich im occident verbreitet ist, und ebenso wenig ist es nach dem, was wir über die geschichten des volksbuchs von Fortunatus und der Gesta Romanorum ausgeführt haben, denkbar, dass das volkstümliche märchen von den europäischen ausgaben der „Abenteuer des Abdallah“ herrührte, die erst aus dem 18. jahrhundert stammen.
- ↑ Lázár, s. 46, 47; Ahlström, s. 48.
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/153&oldid=- (Version vom 31.7.2018)