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Seite:Aarne Vergleichende Märchenforschungen.djvu/94

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c) Der zaubergegenstand tritt im Siddhi-Kür so unerwartet auf, dass man deutlich merkt, wie etwas vergessen sein muss.

d) Der brahmanensohn ist zu gleicher zeit edelmütig (gegen die tiere) und ein dieb (stiehlt dem chan seidenzeug); es ist aber nicht wahrscheinlich, dass in der urform ein stehlender knabe mit einem solchen schatz wie dem zauberring belohnt worden wäre.

e) Es ist unnatürlich, dass der held des märchens aus freiem entschluss den zaubergegenstand, die quelle seines glückes, an einen anderen abtritt – selbst wenn er die habe des hauptes der kaufleute dafür bekommt.

f) Das auftreten des mädchens am schluss des märchens erinnert an die königstochter, die dem helden mit dem schloss zusammen geraubt wird, und ist wahrscheinlich ein rest dieser geschichte.

Die herkunft
der variante.
Benfey berührt in der einleitung zum Pañcatantra auch das zaubersteinmärchen des Siddhi-Kür[1]. Er nimmt an, es sei buddhistisch, also indisch, weil dem Siddhi-Kür die buddhistische Vetâlapañcaviñçati zugrunde liege. „Was in ihm mongolischer Zusatz sei“, sagt er „wird sich von der indischen Grundlage mit Bestimmtheit erst dann ausscheiden lassen können, wenn wir entweder im Sanskrit selbst oder bei andern buddhistischen Völkern die ältere Form desselben auffinden“.

Benfey leitet also die variante des Siddhi-Kür von einer älteren literarischen quelle her. Dies erscheint uns zu gewagt, denn es giebt keine gewähr dafür, dass das dem Siddhi-Kür zugrunde liegende indische werk dieses märchen überhaupt kennt. Die entstehungsgeschichte des heutigen Siddhi-Kür ist nämlich sehr wenig aufgehellt. Alle stimmen darin überein, dass es sich stark von jenem indischen originalwerk unterscheidet, und nach Oesterley hat der von Jülg übersetzte kalmükische text, den auch wir benutzt haben, sehr wenig mit der Vetâlapañcaviñçati gemein[2]. Das zaubersteinmärchen des Siddhi-Kür kann daher sehr gut nachher, vielleicht in jüngerer zeit, in die sammlung aufgenommen worden sein und aus dem volksmunde herrühren. Es trägt auf alle fälle deutlich volkstümliches


  1. Benfey, I, s. 211.
  2. Oesterley, Bait. Pach., Vorr., s. 8, 9.
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/94&oldid=- (Version vom 9.5.2018)