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auftretenden lanzinierenden Schmerzen in den Beinen, zeigt Mangel des PSR, positiven Rhomberg, leichte Ataxie und Argyll Robertson. Keine Blasenstörungen, keine Impotenz. Die Mutter mußte sich vor kurzem einer Myomoperation unterziehen und leidet seit zwei Jahren an Schmerzen in der Lenden- und Kreuzbeingegend. (Die Eltern zeigen also beide segmentale Minderwertigkeit der Lenden- und Kreuzbeinsegmente.)

23. Dr. M. L., Schriftsteller, 41 Jahre alt, leidet seit Jahren an häufigen Rezidiven schwerer Ischias. Sexuelle Frühreife und Enuresis in der Familie wird zugestanden. Syphilophobie. Harnstottern und dysurische Beschwerden ohne Befund.

24. Josef S., Kaufmann, 42 Jahre alt, klagt über Angstzustände, chronische Obstipation, Verstimmung und Aufstoßen. Gibt an, daß sowohl bei ihm als bei seinen Brüdern stark verspätete Ejaculatio eintrete. Mehrmaliger langwieriger Verlauf von Urethritis posterior mit Komplikationen. Schlaffer Spinkter. Hat zwischen dem 8. und 9. Lebensjahre an einer schmerzlosen Lähmung beider Beine gelitten und war über ein halbes Jahr lang ans Bett gefesselt (hysterische Abasie-Astasie oder zur Ausheilung gelangte Poliomyelitis?). Gang, Reflexe, motorische Kraft und Entwicklung der Beine sind derzeit tadellos. Dagegen findet sich an der Lendenwirbelsäule eine lordotische Deformation. Ängstlicher, hypochondrischer, zu allerlei Klagen über Herz, Lunge und Verdauungsapparat geneigter Mann, der mit einer gesunden Frau seit 7 Jahren in kinderloser Ehe lebt. Spermauntersuchung wird verweigert. Frühmasturbation und Enuresis bis ins 14. Lebensjahr, fast ebenso lange Stuhlinkontinenz (Mutter an Diabetes gestorben!) werden zugegeben. Bettnässen noch bis vor kurzer Zeit nach stärkerem Alkoholgenuß.

25. Johann R., 39 Jahre alt, Beamter, klagt über Angstgefühle und fast alle 14 Tage auftretende Kniegelenksschwellungen, denen Pollutionen und diarrhoische Stuhlentleerungen vorausgehen. Der Zustand besteht seit 12 Jahren und hat anläßlich des Todes des Vaters in Begleitung von Selbstvorwürfen eingesetzt. Ejaculatio praecox seit jeher. Starke Masturbation schon in früher Kindheit, später gehäufte Pollutionen. Enuresis und Stuhlinkontinenz bis zum 10. Jahre. Bis heute besteht große Schlafsucht und ungemein tiefer Schlaf. (Minderwertigkeit des Cerebrums.) Klagt über andauernde heftige Schmerzen in der Lendenwirbelsäule und im Kreuzbein. Die unteren Extremitäten sind im Verhältnis zum Rumpf auffallend kurz. Der Fall stand längere Zeit in meiner Beobachtung. Es handelte sich um intermittierenden

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Adler: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1907, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AdlerStudie.djvu/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)