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Adolf Glaßbrenner: Der Weihnachtsmarkt. In: Berliner Volksleben 1, S. 233–272

Mad. Kubalsky. Ach ne, ich besinne mir: Sie sind ja von Jugend uf in des Dorf, wie heeßt es doch, bei Treuenbrietzen jewesen und haben nie nich den Weihnachtsmarcht jesehen.

Bremse. Ne, ich meinte nur, ich könnte mich das denken.

Kubalsky vor einer Bude). Hör’n Se mal, Jevatter Bremse, Sie wollen ja Ihre Frau was mitbringen von Berlin; kaufen Sie ihr doch hier solchen Schwall, der wird ihr sehr jut stehen, und des wird ihr was Neues aus die Residenz sein, was sie in Treuenbrietzen nich haben kann.

Bremse. Ich habe ihr schon vor zwee Jahren eenen mitgebracht; indessen, wenn Sie meinen?

Mad. Kubalsky. J Jott bewahre, in so’n Nest wie Treuenbrietzen zwee! Wenn se da eenen Schwall hat, da kann se zeitlebens mit auskommen. Wo kann se’n denn meinswejen umhängen? Theater is da in die Jejend nich, also bleibt ihr vor den Schwall nischt als de Kirche übrig. Un denn sehn Se, lieber Jevatter, selbst wenn Sie wirklich ooch mal mit Ihre Frau in Jesellschaft kämen, was sind des vor Jesellschaften! Un am Ende aller Enden, en Schwall is un bleibt immer mehr Luxus als Nothdurft, denn natürlich, er is blos vor Frühling un Herbst, weil man im Winter ’ne Enveloppe umhängt un in’n Sommer es den Schwall zu warm wird. Un denn sage mir doch mal, lieber Mann, was kann denn de Bremsen jroß zum Schwallumdhun kommen? Nimm mir des nich übel, aber ’ne Frau, die alle Dage mit neun Stück Kinder fertig werden soll, wovon’s ältste acht Jahr is, die kann nich de Hände in’n Schooß lejen; die hat wat zu puckeln en janzen Dach über, un besonders

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Adolf Glaßbrenner: Der Weihnachtsmarkt. In: Berliner Volksleben 1, S. 233–272. Engelmann, Leipzig 1847, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_Gla%C3%9Fbrenner-Der_Weihnachtsmarkt.djvu/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)