Seite:Adolf von Stählin - Rede zur Einweihung der Emmerans-Kirche.pdf/8

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und zugleich zerstörendste Weltmacht ist die Sünde, und um der Sünde willen geht durch alles Irdische eine Macht des Todes, seufzt alle Creatur unter dem Dienst des vergänglichen Wesens. Die ganze Weltgeschichte ist eine Schädelstätte menschlicher Herrlichkeit, aber in Kraft des ewig alten und ewig neuen Gotteswortes zugleich eine beständige Auferstehungsfeier unvergänglicher Gotteskräfte. Wir brauchen keine Offenbarung, keine Kirche, um uns die erste Wahrheit sagen zu lassen. Ergreifend genug tönt es aus allen Zeiten und nicht am wenigsten aus den tiefsten Erzeugnissen des Menschengeistes wie Prophetenruf zu uns herauf, daß Alles hierunten so eitel und nichtig sei, auch das Beste und Größte so schnell und eilend vorüberziehe; doch nur in Gottes Offenbarung, im Zeugniß der Kirche, im Glauben des Christen findet sich das große gewaltige Aber: aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. Dieses Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit weil es eine ewige Welt, eine ewige Gotteskraft und Herrlichkeit in sich selber trägt. Und wenn diese Herrlichkeit einst über den Trümmern der irdischen Welt wird aufgegangen sein, dann wird auch alles Große, alles Wahre, alles Schöne, alles Herrliche, was Gott hier unten gepflanzt hat, im ewigen Wesen und Licht der Verklärung sich wiederfinden.

 Diese Kirche predigt uns vom Tode und vom Leben zugleich, sie versinnbildet uns den Triumph des Lebens über den Tod. Sie ist wieder aufgebaut worden, unmittelbar bei der Stelle, wo die frühere Kirche stund, damit sie die Predigt ihrer Vergangenheit in die Gegenwart herein trage und die Gegenwart unter dem tiefsten Leid des Lebens und dem bitteren Weh des Todes mit den Kräften einer zukünftigen Welt fülle, tröste, segne. Die Predigt bleibt aber immer ein und dieselbe: alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume, aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit.

 Das Wort des Herrn hat euch diese Kirche geschaffen; das sage ich, obwohl ich weiß, wie viel in treuem Opfersinn und edler Hingebung in alter und neuer Zeit von euch für dieß Kirchlein geschehen