Wir können unsere vorbereitenden und ausübenden Wissenschaften, welche das Gesammtgebiet des medicinischen Studiums für die Gegenwart ausmachen, am besten so eintheilen, dass wir die Wissenschaften in solche sondern, welche a) der Erkenntniss des normalen und krankhaften Lebens dienen, und b) in solche, welche mit der Erhaltung der Gesundheit und der Heilung der Krankheit sich beschäftigen. Die Wissenschaften, welche uns
a) in der Erkenntniss des normalen und krankhaften Lebens unterstützen, sind:
- 1. Die mathematisch - naturwissenschaftlichen Fächer, als: die Mathematik, die Physik, die Chemie, die Mineralogie, die Botanik und Zoologie, welche durch die Erkenntniss der umgebenden Natur auch die Erkenntniss des normalen und krankhaften Lebens zu fördern im Stande sind.
- 2. Die sogenannten anthropologischen Fächer, wozu die physiologischen Disciplinen, oder die Anatomie, Chemie, Physik und Physiologie des Menschen im normalen Zustande, und die pathologischen Disciplinen, oder die Anatomie, Chemie, Physik und Physiologie im kranken Zustande gehören und zwar diese Wissenschaften wieder entweder in allgemeiner oder specieller Anwendung.
b) Die Disciplinen, welche der Verhütung und Heilung der Krankheiten dienen, sind: 1. Die allgemeine Therapie mit Inbegriff der Heilmittellehre und Hygienie und 2. die specielle Therapie. Die Staatsarzneikunde und die vergleichende und geschichtliche Heilkunde müssen, wenn auch nicht geradezu der Erkenntniss und Heilung der Krankheiten des Menschen dienend, so doch als nothwendige Erfordernisse theils der Gesellschaft im Staate, theils eines besseren und gründlicheren Studiums angesehen werden.
Es wird nicht überflüssig erscheinen, wenn wir zur besseren Uebersicht der grossen Anzahl besonderer, in diesen allgemeinen
Franz Clar: Einige Worte über ärztliche Schule und Praxis. Leykam, Graz 1864, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aerztliche_Schule_und_Praxis.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)