Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
|
welche der Kurfürst für sich in Anspruch nahm, sich mit der Stadt, dem Amte und Kloster Mühlberg begnügte. - Auf diese Weise kam auch unser Nedaschütz unter kurfürstliche Hoheit und ist darin, sowie beim Amte Stolpen, verblieben.
Die Kirche, in welche Nedaschütz eingepfarrt, ist schon im Jahre 1076 erbaut und wohl eine der ältesten des Königreichs. Das beim Brennen des Thurmes 1580 mit verunglückte Geläute soll eins der klangvollsten gewesen sein. An der Kirche wirken 2 Geistliche und wird der Gottesdienst, abwechselnd, in deutscher und wendischer Sprache abgehalten.
Gegenwärtig befindet sich das Rittergut im Besitze der Familie von Wolfersdorf, die man zu dem ältesten Adel Deutschlands zählt, denn ein Ernst von Wolfersdorf kömmt schon im Jahre 932, in der Schlacht bei Merseburg, gegen die Hunnen, vor, zeichnete sich in derselben durch grosse Tapferkeit aus und stand bei Kaiser Heinrich I. und dem Bayern- Herzog Berthold in hohem Ansehen. Ein anderer, Philipp von Wolfersdorf, ward von genanntem Kaiser zum Ober-Aufseher über die Obotriten- Wenden gesetzt, von diesen aber 933 erschlagen. Fast zu allen Zeiten nennt die Geschichte Männer des Geschlechtes von Wolfersdorf, die sich durch militärische Vorzüge oder durch Gelehrsamkeit auszeichneten. So ging Wittigo von Wolfersdorf im Jahre 1147 mit dem Meissner Markgrafen, Conrad dem Frommen, gegen die Sarazenen, trug durch seine Tapferkeit und Umsicht viel zur Eroberung von Damascus bei, starb aber auf der Rückreise auf der Insel Corcyra; - in der Schlacht bei Aussig, im Jahre 1426, fielen George und Dietrich, Beide als Obersten bei den Meissnern; - Gottfried von Wolfersdorf war 1472 Berghauptmann zu Schneeberg und ein anderer Gottfried von Wolfersdorf hat 1484 als kaiserlicher Oberst und Commandant von Wien, die Wiener Neustadt wider die Belagerung des ungarischen Königs gehalten, welcher beim Abzug sich verlauten lassen: „wenn er den kecken Obrist bekommen könnte, wolle er ihn mit Gold auswegen, inmassen ihm noch Keiner solchen Widerstand gethan."
Doch wir könnten Bände schreiben über dieses Geschlecht, - der Zweck dieser Zeilen ist aber ein anderer, und so schliessen wir diesen Bericht indem wir auf die beigegebene Abbildung von Nedaschütz hinweisen.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/121&oldid=- (Version vom 17.5.2022)