Zum Inhalt springen

Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/177

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kuppritz.


Kuppritz liegt 11/2 Stunde östlich von Bautzen, am nördlichen Fusse der Hochkirchner Höhe und am niethenschen Bache, auch mit Woditz, Niethen und Kohlwesa rainend.

Kuppritz ist ein sehr altes, schönes Ritterschloss, welches in den frühesten Zeiten den Herren von Coperitz gehörte, woher auch der Name geleitet werden mag.

Ein Paul von Coperitz kommt 1335 am bischöfflichen meissnischen Hofe vor. Im 15., 16. und 17. Jahrhunderte gehörte es den Herren von Schwanitz, später bis zum Jahre 1791 war es im Besitze derer von Leubnitz auf Friedersdorf, von welchen es 1819 an Herrn Christian von Kind überging.

Mit Kuppritz combinirt ist das Vorwerk oder ursprüngliche Rittergut Hochkirch, südwestlich vom Kuppritzer Bache, mit Kuppritz, Plotzen, Sornzig, Nischwitz, Steindörfel u. s. w. rainend. Hier ist classischer Boden: Denn Hochkirch ist berühmt in der Weltgeschichte durch den nächtlichen Ueberfall des preussischen Heeres vom 13. zum 14. October 1758, ausgeführt vom österreichischen General Daun.

Als Friedrich der Grosse nach der Schlacht von Zorndorf nach Sachsen geeilt war und sich hier mit dem Prinzen Heinrich vereinigt hatte, um den Oestreichern unter Daun eine Schlacht zu liefern, sah er sich genöthigt, ein festes Lager zu beziehen, weil er den fest verschanzten Daun nicht zur Schlacht bewegen konnte. Friedrich suchte seinem Feinde die Zufuhr abzuschneiden und dadurch ihn nach Böhmen hineinzudrücken: Allein der schlaue Daun änderte seine Stellung und Friedrich that ein Gleiches durch Beziehung eines Lagers bei Hochkirch, ein höchst verwegenes Unternehmen in Hinsicht auf die Stellung der Oestreicher, welche die ringsherum liegenden sogenannten Steinberge besetzt hatten.

Wenn uns dieses Mal die Oestreicher in Ruhe lassen, erklärte General Keith gegen den König, – so verdienen sie gehenkt zu werden. Friedrich lächelte zwar, aber in seinem Innern mochte wohl auch schon eine trübe Ahnung aufsteigen.

Die Preussen hatten schon mehre Nächte ohne Schlaf sich kampffertig gehalten, als der auf dem nahen Rittergute Rodewitz sein Hauptquartier habende König, durch falsche Nachrichten seiner Kundschafter sicher gemacht, am 13. Oct. Abends befahl, die Armee auskleiden und ruhig schlafen zu lassen, weil in dieser Nacht Nichts zu befürchten sei. Allein tief im süssesten Schlafe ruhend, weckte gegen 3 Uhr bei rabenschwarzer Nacht auf ein Mal der östreichische Kanonendonner und das Kleingewehrfeuer der in geschlossenen Reihen heranrückenden Oestreicher die schlafenden Preussen aus dieser gefährlichen Ruhe. General Daun hatte seine Truppen von allen Seiten anrücken lassen: Die brennend gebliebenen Wachfeuer in dem östreichischen Lager und arbeitenden Holzhauer mussten den preussischen Wachen das Ausrücken der Truppen unwahrscheinlich machen: aber selbst dann noch, als die preussischen Vorposten Unrath merkten, und dem Könige Meldung machten, auch Ziethen und Seidlitz ihn baten die Soldaten wecken zu lassen, nahm er noch keine Rücksicht darauf. Erst dann als seine Vorposten überwältigt, seine Kanonen genommen und auf sein eigenes Lager gerichtet, schon ein Theil seiner Preussen schlafend dem Tode überliefert worden, erst dann glaubte er an den Ueberfall. Schnell ordnete er nun die Truppen, die noch halb entkleidet, halb im Schlafe zu den Waffen griffen: überall war kein geregelter Zusammenhang. Nur einzelne Regimenter fochten gegen die dichten Colonnen der Feinde.

Das Dorf Hochkirch, wo die Preussen eine starke Batterie hatten, gerieth bald in Flammen und erleuchtete im Dunkel der Nacht die grauenvolle Scene dieses blutigen Würgens. Mehre preussische Bataillione, welche durch einen Hohlweg und durch die Dorfgasse ihrer weggenommenen Batterie zu Hülfe eilten und mit Gewalt durchdringen wollten, wurden von dem Kartätschenfeuer des Feindes zu Boden gestreckt und lagen zu Tausenden dicht übereinander in der Dorfgasse, – unter ihnen der warnende Keith. – Noch am Morgen floss das Blut der Dorfgasse entlang gleich einem Bache. Zu dieser Niederlage kam noch die Umgehung des linken preussischen Flügels vom Herzog Ahremberg. Dadurch wurden die Preussen zum Rückzuge genöthigt. Friedrich hatte

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/177&oldid=- (Version vom 11.9.2016)