Feld, grösstentheils guter Weizenboden, 123 Scheffel Wiesen, 150 Scheffel Waldung und 85 Scheffel Teiche. Als lebendes Inventar werden gehalten 50 Stück Rindvieh, 12 Pferde und 300 Schafe. Zugleich hat das Gut eine bedeutende Brauerei und auf seinen Fluren ein starkes Braunkohlenlager. – Der Ort zählt 90 Hausnummern.
Das katholische Kirchdorf Radibor hat zwei Gotteshäuser, von denen die Pfarrkirche zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts gegründet wurde, und in den Jahren 1680 und 1816 bedeutende Reparaturen erfuhr. Ein kleiner alterthümlicher Seitenalter trägt die Jahreszahl 1319. Der Pfarrer Michael Welde, welcher in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hier amtirte, ist der Herausgeber des vortrefflichen wendischen Gesangbuches, welches ausser in Radibor auch in der wendischen Kirche zu Budissin eingeführt ist. Die zweite Kirche oder Kapelle zum heiligen Kreuz gründete, wie schon bemerkt, 1397 der damalige Besitzer des Rittergutes Sigmund Behr, und es befindet sich die Fundationsurkunde noch jetzt im Pfarrarchiv. In alter Zeit soll die Kreuzkirche eine Wallfahrtskapelle gewesen sein, an der ein besonderer Geistlicher angestellt war; jetzt findet in ihr jährlich nur viermal Hauptgottesdienst und ausserdem die kirchliche Feier bei Begräbnissen statt. Im Jahre 1630 wurde diese Kirche von einem Orkane fast gänzlich zerstört und blieb in diesem Zustande bis 1652, wo der damalige Pfarrer Aloysius Lock sie durch gesammelte Liebesgaben wieder herstellen liess. –
Die Parochie besteht aus elf eingepfarrten Ortschaften, deren Einwohner theils Katholiken theils Protestanten sind. Die eingepfarrten Orte sind: Radibor, Brahne, Luppe, Luppedubrau, Camina, Grossdubrau, Mirka und Luttowitz, Bornitz, Neubornitz, Cölle und Stroschütz.
In einer der reizendsten und fruchtbarsten Gegenden der Oberlausitz, da, wo die Neisse ihre munteren Wellen aus dem nahen Böhmen herüber treibt und gewaltige Bergesriesen ernst herabschauen auf das thätige Schaffen des unerschöpflichen Menschengeistes, erhebt sich das grossartige Schloss Reibersdorf, Hauptsitz der Standesherrschaft gleichen Namens, umgeben von den freundlichen Gebäuden des zu ihm gehörigen Dorfes und einem herrlichen, mit den reizendsten Fernsichten ausgestattetem Parke.
Ueber die älteste Geschichte Reibersdorfs, welches in alten Nachrichten Raubersdorf genannt wird, lässt sich aus Mangel an sicheren Ueberlieferungen nichts Bestimmtes angeben, doch ist der Ort ohne Zweifel deutschen Ursprungs, und wahrscheinlich bald nach Unterdrückung der Slaven durch Kaiser Heinrich I. von einem der adligen Streiter des Christenheeres gegründet worden. Eine Volkssage erzählt, der erste Erbauer des Reiberdorfer Schlosses sei ein Ritter aus dem edlen Geschlechte der Rauber gewesen – daher der Name Raubersdorf, später Reibersdorf – und da die Familie Rauber in früher Zeit hier herum bedeutende Güter besass, so scheint die Sage nicht ohne historischen Grund zu sein. Sichere geschichtliche Nachrichten über Reibersdorf beginnen mit der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts, wo es mit der Herrschaft Seidenberg vereinigt wurde.
Zwischen 1260 und 1270 besass die Herrschaft Seidenberg mit Reibersdorf Ritter Bolko von Bieberstein, der im hohen Alter starb und einen Sohn, Friedrich, hinterliess. Der mächtige Dynast, Herr Puta Birk von der Duba, raubte indessen Bolkos unmündigem Sohne die väterlichen Güter und erhielt sich im Besitze derselben bis zum Jahre 1349, wo Friedrich von Bieberstein sein Vatererbe wieder erlangte und zu gleicher Zeit auch als Herr von Friedland, Forste, Breskow und Sorau genannt wird. Damals brach ein wüthendes Heer unmenschlicher Böhmen mordend und brennend in die Oberlausitz ein, und, wie hundert andere Orte, erfuhr auch Reibersdorf die entsetzlichsten Drangsale von dem wilden Gesindel, welches mit unerhörter Grausamkeit ausser vielen andern Personen in Reibersdorf auch den Ortsrichter und den Pfarrer ermordete. Friedrich von Bieberstein starb 1371, worauf seine Güter an Hans und Ulrich von Bieberstein gelangten, die sie jedoch schon 1375 wieder verloren. Bei den Unruhen, welche damals in Böhmen gegen den König Wenzel ausbrachen, gehörten nämlich die Biebersteine zu Wenzels entschiedenen Gegnern, mussten aber nach beendigtem Aufstande von ihren Gütern weichen, mit denen der dankbare König seinen treuen Anhänger den Grafen Czdenko von Donin oder Dohna belehnte. Die geächteten Biebersteine bemühten sich lange um des Königs Verzeihung, erlangten dieselben aber erst durch Hülfe mächtiger Freunde im Jahre 1397, worauf sie in den Besitz der Güter zurückkehrten, diese jedoch schon 1402 an Caspar von Gersdorf, Bürgermeister, und Peter Göldner, Richter der Stadt Lauban, verkaufen mussten. Ob diese beiden Männer für sich oder die Stadt Lauban den Kauf abschlossen, lässt sich nicht ermitteln. Im Jahre 1426 besass die Biebersteinischen Güter ein Herr von Colditz, und 1444 wird Albrecht von Colditz, Landvoigt der Oberlausitz und Landeshauptmann des Fürstenthums Jauer, genannt, der die Herrschaft Seidenberg mit Reibersdorf an Wenzel von Bieberstein veräusserte. Dieser Wenzel war ein sehr reicher Herr, der ausser der Herrschaft Seidenberg auch noch Sorau, Triebel, Sommerfeld, Muskau und Friedland
G. A. Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Leipzig 1859, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)