Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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1/2 Stunde nördlich von Bautzen, an der Strasse nach Hoyerswerda in reizender angenehmer Gegend gelegen, auf Wendisch heisst der Ort Czichownizy.
Das dasige Schloss ist, wie dies schon die Abbildung besagt, sehr geschmackvoll und die Erbauung desselben fällt in die frühesten Zeiten zurück.
Als die ersten bekannten Inhaber erscheinen die Herrn von Gersdorf, die auch Baruth besassen. Durch die weibliche Linie kam dieses Besitzthum an die Familie von Hohenthal aus dem Hause Baruth. Im Jahre 1770 besass dieses Rittergut Frau Friederike Henriette Freifrau und Oberconsistorial-Vicepräsitentin von Hohenthal; im Jahre 1800 kam es an Henriette Sophie Gräfin von Hohenthal; im Jahre 1820 wurde der Conferenzminister Graf von Hohenthal auf Baruth damit beliehen.
Der jetzige Besitzer ist Graf Ferdinand zu Lippe-Biesterfeld-Weissenfeld, welcher 7 Jahre lang mit der grössten Uneigennützigkeit die Vormundschaft über den unmündigen Reichsgrafen von Riesch führte und die Verwaltung über dessen Majoratsgüter besorgte, und durch die unermüdete Thätigkeit und Sorgfalt ebensowohl die er seinen Geschäften widmete, als durch die Huld und Milde, welche er bewies, allgemein die dankbarste Erinnerung in Neschwiz zurückgelassen hat.
Dieselbe Liebe und Achtung geniesst dieser Herr Besitzer von seinen Untergebenen in Teichnitz und Nieder-Gurig.
Bei diesem vortrefflichen Manne sind alle Eigenschaften vereinigt, womit Seelen zu gewinnen, Menschen zu verbinden sind.
Unter den frühern Besitzern aus der Gersdorfschen Familie ist vorzüglich Herr Ober-Amts-Hauptmann Graf von Gersdorf bemerkenswerth. Es ist dies derselbe, welcher sich um die Ausbreitung der reinen christlichen Lehre und der lautern evangelischen Wahrheit unter den Wenden besonders verdient gemacht hat. Im Schlosse Teichnitz hatten sie ihre Erbauungsstunden und die unter dem Wohnsitze der Herrn Grafen von Gersdorf sich daselbst gebildete Gesellschaft stand mit der Brüdergemeinde in Herrnhut in Verbindung. Nach dem Tode des Herrn Grafen von Gersdorf, welcher in Karlsbad im Jahre 1757 erfolgte, gestattete der neue Besitzer diese Zusammenkünfte nicht mehr und die Gesellschaft siedelte mit Hülfe des Gutsbesitzers von Kleinwelka, Matthias Lange nach Kleinwelka über. Am 24. Juli 1751 trugen die eben Zusammengekommenen die bisher zu ihrer dortigen Einrichtung gebrauchten Tische, Stühle und Bänke von Teichnitz eine kleine halbe Stunde weit nach Kleinwelka in das Herrschaftshaus, wo sie nun ungestört ihre Versammlungen hielten. Dieses gab die Veranlassung zum Anbau der Brüdergemeinde in Kleinwelka. Noch in demselben Jahre (1751) wurde das erste Haus, das jetzige Grunertsche, von Franz Budin, einem geborenen Böhmen, damals in Grossseida wohnhaft, zu bauen angefangen.
Im Jahre 1756 verkaufte Matthias Lange das Rittergut Kleinwelka an Frau Agnes Sophie Gräfin Reuss, Frau von Plauen, geborene Gräfin von Promnitz in Herrnhut, welche sich mit regem Fleisse der neuen Anbauer annahm. Dieselbe wies den Ankömmlingen auf ihrem Dominio nicht allein Plätze zum weitern Anbauen an, sondern gab auch ein Grundstück zu Erbauung einer Kirche, frei von allen Abgaben, her. Die frühere in Teichnitz begründete wendische Schule wurde ebenfalls im Jahre 1757 mit nach Kleinwelka verlegt. Die hiesige Schule stand seit dieser Zeit mit jener in immer währender Verbindung.
Anlangend die Schicksale des Orts, so hat es im 7jährigen Kriege
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/198&oldid=- (Version vom 21.9.2016)