Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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1 Stunde östlich von Zittau entfernt gelegen, jetzt zu der Herrschaft Reibersdorf gehörig, welche früher die Standesherrschaft Seidenberg genannt wurde und ehemals aus 1 Stadt, 10 Rittergütern mit 14 Dörfern und 3 Vasallendörfern mit 3 Rittergütern gehörte. Die nähere Beschreibung findet sich in diesem Album bei Reibersdorf und ist daher hier nur noch rücksichtlich Oppelsdorf einiges Wenige zuvörderst nachzutragen. Die Stadt war Seidenberg und die Dörfer Reibersdorf mit Wald, Oppelsdorf, Markersdorf, Dornhennersdorf, Oberweigsdorf, Dörfel, dann die Vasallendörfer Quitzdorf, Diehsa und Friedersdorf Seidenbergschen Antheils. Ausserdem waren mit der Herrschaft verbunden: Oberullersdorf zum Theil, Mittelweigsdorf und Friedreich, Maxdorf, Neugersdorf und Niederweigsdorf mit Neuminkwitz. Die Justizkanzlei der Standesherrschaft hatte seinen Sitz seit 1630 zu Reibersdorf. Seidenberg mit Zubehör gehörte im 14. Jahrhunderte denen von Kittlitz und wird in Urkunden von 1186 Mons, qui Syden vocatur, woraus im 13. Jahrhundert Sydinberg, Sydinburg gebildet wurde. Es erhielt den Namen von einer jetzt verschwundenen Burg auf dem Burgberge bei Seidenberg und gehörte, sammt der benachbarten böhmischen Herrschaft Friedland, bis zum Jahre 1551 denen von Biberstein. Nach dem Absterben derer von Biberstein im Jahre 1551 fiel die Herrschaft als ein erledigtes Lehen an den Kaiser Ferdinand I., der sie nebst Friedland an den Freiherrn von Röder verkaufte. Christian von Röder fiel im Jahre 1626 in Ungnade, weil er im Jahre 1618 an den böhmischen Unruhen zu Gunsten des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz Theil genommen hatte, und deshalb bekam Friedland der Herzog von Wallenstein, Seidenberg blieb 4 Jahre lang unter kurfürstl. Administration und wurde erst im Jahre 1630 an Christian von Nostitz für 46000 Thlr. verkauft. Dieser machte Reibersdorf zum Sitze der Herrschaft und Kanzlei und man nannte sie seit dieser Zeit auch die Standesherrschaft Reibersdorf.
Ein tiefes Dunkel ruht über den Ursprung des Ortes Reibersdorf. Man leitet es von dem Namen derer von Reiber her; doch wird in den ältesten Nachrichten der Ort bald Räubersderf, bald Reubersdorf geschrieben. Erst unter dem Grafen Otto von Nostitz erhielt Seidenburg den Titel einer Standesherrschaft, doch hatte es deren Rechte schon lange vorher gehabt. Von der Familie Nostitz erkaufte H. H. von Einsiedel im Jahre 1604 die Herrschaft, welche Familie noch jetzt in deren Besitze ist. Der im Jahre 1811 verstorbene Standesherr, der Kabinetsminister Georg Graf von Einsiedel, welcher die Herrschaft seit 1760 besass, hat sich durch Wohlthätigkeit, nützliche Anstalten und Aufmunterung der Industrie sehr verdient um die Einwohner gemacht. Seit Seidenberg preussisch geworden ist, sind die sächsisch verbliebenen Theile dieser schönen Herrschaft ebenfalls vom Könige „Standesherrschaft Reibersdorf“ benannt und die standesherrlichen Rechte darauf übergetragen worden.
Jetzt gehören noch zur Standesherrschaft Reibersdorf Ober- und Neu-Dornhennersdorf, Friedersdorf, Giesmannsdorf, Oppelsdorf, Sommerau, Wald, Mittel-Weigsdorf nebst Maxdorf, Neu-Gersdorf und Friedreich und Nieder-Weigsdorf mit Neu-Minkwitz, deren Besitzer in früherer Zeit Vasallen
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/225&oldid=- (Version vom 2.10.2016)