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Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/240

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Malschwitz


wendisch Maleschetzy, von dem wendischen Worte Maleny, Himbeeren entlehnt, liegt 2 Stunden nordöstlich von Bautzen an der, von dieser Stadt nach Niesky und Sagan führenden Strasse. Der Ort selbst besteht aus 2 Theilen, Ober- und Nieder-Malschwitz, welche auch 2 Gemeinden bilden und in deren jedem 1 Rittergut ist.

An der Stelle, wo jetzt der sogenannte Oberhof sich befindet, stand in früheren Zeiten ein Kloster. An diesen obern Hof stösst jetzt noch ein Garten mit einem Pavillon und die dasigen Wirthschaftsgebäude sind in gutem Zustande. Das in der Abbildung zu erblickende Herrenhaus steht im Niederhof, welches massiv und geräumig gebaut ist, an welches sich bequem eingerichtete Wirthschaftsgebäude reihen.

Beide Güter hatten früher ihre besonderen Besitzer, bis solche im Jahre 1756 in die Hand eines Besitzers kamen, des Herrn von Metzrad, während Nieder-Malschwitz vorher und in der früheren Zeit in den Händen der Familie von Nostitz sich befand.

Im Jahre 1773 wurden beide Güter von dem Churf. Sächs. Conferenzminister Andreas, Graf von Schall-Riaucour gekauft und von demselben zu dem von ihm gestifteten Majorate, dessen Hauptsitz Gaussig ist, geschlagen.

Dermaliger Majoratsherr ist Herr Carl, Graf von Schall-Riaucour, ein Enkel des Vorgenannten.

Zu der Besitzung gehörte als Pertinenzort bis hieher das 2 Stunden entfernt gelegene aus 20 Häusern und 80 Einwohnern bestehende Krumbförstchen, auch Kronförstchen, wendisch Kschina Borschiz genannt.

Die Oeconomie des Gutes ist nicht unbedeutend und in den besten Jahren in allen Zweigen zu einer ungemeinen Vollkommenheit gebracht worden. Die dazu gehörigen Teiche sind ihrer guten Karpfen wegen weit und breit berühmt.

Auf einem hoch gelegenen Ritterguts-Felde entdeckte man im Jahre 1777 beim Ackern einige Urnen und einen heidnischen Begräbnissplatz. − Die einzelnen Besitzer von Malschwitz haben sich durch Vermächtnisse und Legate um Kirche und Schule und um die dasigen Orts-Armen stets sehr verdient gemacht. Schon im Jahre 1753 hat der frühere Obrist-Lieutenant und Klostervoigt von Marienstern Hans Karl von Metzrad für die wendischen Armen 420 Thlr. als ein unbezahltes Kapital auf dem Oberhof mit jährlicher Verzinsung von 21 Prc. legirt, welche letztere am Neujahrstage folgendermassen vertheilt werden: 1) erhält der Pfarrer einen Thaler; 2) sollen vier der ärmsten Wittwenkinder frei in die Schule gehen und mit Büchern versehen und nach der Confirmation mit einem wendischen Gesangbuche beschenkt werden. Eben so erhalten die hiesigen Armen alle Jahre am 30. Nov. 50 Thaler

Lausitzer Kreis, 21tes Heft oder 100tes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/240&oldid=- (Version vom 2.10.2016)