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Elstra,


auch Elster, wendisch Holstrow, ein Städtchen, 1¼ Stunde von Camenz, 1 Stunde vom Kloster Marienstern und 5 Stunden von Bautzen entfernt, liegt an der schwarzen Elster und hat in seiner Nähe den Leipzigberg, den Hochstein oder Sibinnenstein mit der Sibinnenhöhle, den Rehnsdorfer Berg, den Schwarzenberg, den Kölpersberg oder Ponckberg und die Wohlaerberge.

Der Ort verdankt seinen Namen unmassgeblich von dem Flusse, wogegen die Wenden denselben, in Hinsicht auf die Lage, unter den Schutz des Sonnengottes gestellt und ihn Holstrow genannt haben. Nach einer andern Meinung soll die Aelcztier oder Alztraer, Verehrer der Ostra, Aestra oder Alztra, welche in der Nähe des Hochsteins gewohnt haben, zu des Ortes Entstehung Veranlassung gegeben haben.

Soviel steht fest, Elstra ist einer der ältesten Orte und von den früheren Bewohnern dieser Gegend schon angelegt worden.

Auch eine Burg existirte schon im 10. Jahrhundert, welche jedoch durch Neubauten eine bedeutende Veränderung erlitten hat. Das jetzige in der Abbildung befindliche Schloss besteht aus 2 Dreistock hohen Flügeln und gewährt einen imposanten Anblick. Zur Verschönerung desselben hat sehr viel im 18. Jahrhundert der damalige Besitzer Hans Ernst von Knoch beigetragen, welcher auch den dazugehörigen herrschaftlichen Schlossgarten anlegen lies.

Der eigentliche Erbauer der früheren Burg ist nicht zu ermitteln; aller Wahrscheinlichkeit nach verdankt sie ihre Entstehung den Herrn von Camenz, da die Besitzer derselben im 13. und 14. Jahrhundert die Herren von Ponikau waren, welche einen Seitenzweig der Herren von Camenz bildeten.

Die ersten bekannten Besitzer vom Geschlecht derer von Ponikau waren die Gebrüder Hans und Casper ums Jahr 1379, welche durch Erbschaft mit den ihnen zugefallenen Gütern von Elstra u. s. w. vom König zu Böhmen Wenzeslaus belehnt wurden.

Am St. Antoniustage 1420 belehnte Siegismund, König von Ungarn, Heinrich, den Ritter, Caspars und Hansens von Ponikau jüngeren Bruder und er, Hans von Ponikau, den Aelteren, Amtshauptmann zu Stolpen, – und die Gebrüder Nicol, Hans den Jüngern, Caspar, Wenzel und Matthes von Ponikau, Vettern des Erstgenannten und Zweiten, mit dem Städtchen Elstra und den dabei liegenden Dörfern, ferner mit Burkau, welches sonst ein königliches Kammergut gewesen war und einem Theile von Pulsnitz, dessen andern Theil Heinrich von Camenz besass.

Die zu Elstra damals gehörigen Dörfer waren Buchewitz, Kynst, Jhedel, Meymerstdorf, Doberack, Talkenberg, Ozel, Bagewitz, Wolkau, Ostrau, Neadau, Kripitz halb, Gossenitz ganz, Bytietzs halb, Tysitz halb und zu Neuenkirch, da Glaubitzer sitzt, an dem Dorfe ein Viertel, und die 2 Lehnsmänner zu Reyrsdorf und Teypitz, item ein Viertel an dem Schlosse und Städtchen Pulsnitz, das sie gekauft haben, und Oberstein, das die Herren von Camenz gehabt und besessen haben, item ein ander Gesesse, genannt Porkau. Im Jahre 1450 waren Mitbesitzer von Elstra Hans, Nicol, Georg und Heinrich von Ponikau, die 4 Söhne des Hans von Ponikau, und Nicol sass auf dem Gute Elstra. Dann folgte Jacob von Ponikau, dessen Vater Hans der Jüngere war, welcher mit seinen Vettern Hans, Nicol, Georg und Heinrich das Gut gemeinschaftlich besass.

Jacob von Ponikau war derjenige, welcher bei der Huldigung des Königs von Böhmen Wendislaus II. oder Jagello zu Prag im Namen der Oberlausitzer Stände das Wort führte und für die Oberlausitz die Befreiung von den Olmützer Friedensbedingungen beantragte und die Bestätigung der Privilegien erbat, sowie auch dahin wirkte, dass ihnen kein anderer, als ein böhmischer Herr zum Landvoigte gegeben werden solle.

Nach Jacob von Ponikau überkamen Hans und Nicol von Ponikau 2 Söhne des obengedachten Hans von Ponikau das Gut Elstra, von welchen die Besitzung an Wolf und Hans von Ponikau, Söhne des gedachten Nicol von Ponikau überging. Von 1578 bis 1591 war Hans Wolf von Ponikau, der älteste Sohn des zuletzt genannten Hans von Ponikau, Erb-,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/279&oldid=- (Version vom 2.10.2016)