Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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Unerwähnt dürfen wir zum Schlusse nicht lassen, dass Budissin auch zwei grosse ausgezeichnete Bibliotheken besitzt, die Raths- und die Gersdorf-Waicha’sche Bibliothek. Die Letztere befindet sich in einem dazu eigens bestimmten Hause auf dem Burglehn und besitzt ein besonderes Capital zur Vermehrung derselben von Hans von Gersdorf auf Waicha.
An beiden Bibliotheken ist ein Lehrer des Gymnasiums als Bibliothekar angestellt und zu beiden ist der Zutritt wöchentlich zwei Mal gestattet.
Seit Einführung der neuen Gerichtsorganisation ist Budissin auch der Sitz eines Bezirksgerichts, unter dem das Gerichtsamt von Bautzen steht, sowie es auch die übrigen früher hier eingeführten hohen Landesbehörden behalten hat.
Die Stadt Budissin mit seinen 816 bewohnten Gebäuden und 10,706 Einwohnern steht unter dem dasigen Gerichtsamte.
an der Strasse von Bautzen nach Görlitz, ½ Stunde von Weissenberg entfernt gelegen, wird eigentlich in Ober- und Nieder-Kotitz oder Alt- und Neu-Kotitz eingetheilt. Ein Bestandteil von Kotitz war Särke, und Kotitz und Särke bildeten daher in früherer Zeit auch nur ein Rittergut.
Der Rittersitz war Kotitz, von dessen Erbauer der Ort seinen Namen entlehnt hat. Sehr frühzeitig kam dann Kotitz mit Särke in den Besitz der von Gersdorf’schen Familie.
Zur Zeit des 30jährigen Krieges besass Kotitz mit Särke Peter von Gersdorf, welcher ohne männliche Lehenserben verstarb und die Güter wurden an einen gewissen Philipp Junghans in Bausch und Bogen verkauft. Von Letzterem acquirirte solche im Jahre 1655 Hans Adolph von Haugwitz, welcher dieselben 1659 an Joachim Ernst von Ziegler und Klipphausen auf Nostitz, Landesältesten des Budissiner Kreises, überliess. Dieser war es, welcher laut eines Kaufbriefes vom 22. März 1660 die Hälfte seiner Güter Kotitz und Sarigk an Friedrich Ferdinand von Gersdorf auf Lehne also verkaufte, dass der Verkäufer von Kotitz, „den freyen Kretzscham darinnen frey Wein und Bier zu schenken, zu backen und zu schlachten, sammt Pertinenzien für sich behielt, das übrige Kotitz aber sammt dem Rittersitze und Wohnhause in Kotitz an den Käufer kam. So sind die beiden Güter getrennt und bis zur heutigen Stunde nicht wieder vereinigt worden.
Friedrich Ferdinand von Gersdorf auf Kotitz und Lehne starb am 1. Juli 1690 und hinterliess 5 Söhne: Hans Friedrich, Hans Ludwig, welcher im Auslande gelebt hat und nicht wieder nach Hause gekommen ist; Gottlob Ehrenreich, Hans Asmus, welcher im August 1690 auf einem Feldzuge gestorben ist, und Hans Wenzel, welcher erst im Jahre 1700 mündig wurde. Nach gehaltener brüderlicher Theilung hatte Hans Friedrich von Gersdorf Kotitz bis 1696, wo er starb. Ihm folgte Gottlob Ehrenreich von Gersdorf auf Lehne im Besitz von Kotitz bis zur Mündigkeit seines jüngsten Bruders durch Interims-Kauf und bedingten Wiederkauf. Denn das Gut Kotitz war dem Hans Wenzel durchs Loos zugefallen, dem Gottlob Ehrenreich aber Lehne. Hans Wenzel von Gersdorf besass das Gut Kotitz von 1700 bis zum October des Jahres 1707, wo er es an Johann Christian von Heldrich auf Pommritz und Niethen um 12,000 Thaler verkaufte.
Dieser Johann Christian von Heldrich hat den Rittersitz zu Kotitz von Grund aus neu aufgeführt, wie wir solches jetzt in der Abbildung zu sehen Gelegenheit haben. Ausserdem aber hat er das Rittergut in zwei Güter getheilt; sodann hat er Kotitz mit der neuerbauten herrschaftlichen Wohnung als das Lehngut Oberkotitz an Joachim Ernst von Nostiz auf Gersdorf um 15,600 Thaler verkauft, sein Niedervorwerk aber, zu welchem er einige Feldstücke und Unterthanen vom Obergute hinüber genommen hatte, als das nun ebenfalls für sich bestehende Lehngut Niederkotitz annoch behalten. Dies geschah im Jahre 1709. Joachim Ernst von Nostitz auf Oberkotitz starb im Jahre 1714 und hinterliess 4 Söhne, deren einer, Julius Heinrich von Nostitz, nach gehaltener brüderlicher Theilung das Gut Oberkotitz erhielt, welchem es aber der obengenannte Johann Christian von Heldreich im Jahre 1719 wieder abkaufte. Doch besass auch von Heldreich das Gut wieder nur bis 1721, wo er es an Christian Gottlob von Metzradt auf Wawitz und Drehsa verkaufte. Dieser acquirirte auch wieder Niederkotitz, von welchem beide Güter an Hans Rudolph von Metzradt gekommen sind. Letztrer starb im Jahre 1758 zu Kotitz und hatte noch vor seinem Tode 1753 beide Güter an seine Gemahlin Christiane Margarethe von Metzrath, geb. von Heldreich, verkauft, wodurch Ober- und Niederkotitz an Carl Gottlob von Heldreich auf Bellwitz und Rosenhain gekommen sind. Letztrer war kursächsischer Appellationsrath und ein mildthätiger und doch sonst strenger Mann. Nach dem Tode desselben im Jahre 1783 kamen die Güter durch Kauf von den Heldreich’schen Erben an den geheimen Finanzrath, Friedrich Herrmann Carl Greif von Langenau. Von diesem erwarb im Jahre 1791 beide Güter Henriette Louise, verw. Kammerherrin von Miltitz, geb. von Schönberg, Stiftshofmeisterin zu Radmeritz und überliess sie 1797 wieder käuflich
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/291&oldid=- (Version vom 2.10.2016)