Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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an Gottlieb Wilhelm Grafen von Bressler, nachdem sie sich durch Lehdenanbau und durch Anpflanzungen, sowie durch ihre Mildthätigkeit ein gutes Andenken gestiftet hatte. Nach der Zeit hat die schon genannte Tochter des Grafen von Bressler die Güter Ober- und Niederkotitz so lange besessen, bis sie unter Sequestration kamen. Im October des Jahres 1836 hat Ernst Gottlob von Heynitz, früher Besitzer des Rittergutes Hermsdorf und Grünberg bei Dresden, die Güter Ober- und Niederkotitz an sich gekauft.
Das jetzt vereinigte Rittergut Kotitz ist nicht unbedeutend und hat vortreffliche Felder und Wiesen. Die Lage selbst und die Umgebung des Ortes hat viel Anmuthiges. Vom Thurme aus sind die Aussichten wahrhaft lieblich zu nennen.
Nach alten Urkunden bestand vordem das ganze Kotitz nur aus zwei Bauergütern und sechs Gartennahrungen, welche, sammt der sehr alten Mahlmühle, dem Rittergute Kotitz zugehörten.
Im Jahre 1709 sind die zwei Bauergüter nicht mehr im Besitze gewesen, sondern wüste liegen geblieben und nur die Gebäude haben noch darauf gestanden. Sie wurden zum Rittergute geschlagen und seit dieser Zeit hat Kotitz kein Bauergut mehr, sondern nur Garten- und Häuslernahrungen.
Niederkotitz, auch Klein-Kotitz, Neu-Kotitz oder nur „das Vorwerk“ genannt, hat keine besonderen Nummern, sondern dieselben werden in Oberkotitz mit eingezählt.
Noch um’s Jahr 1780 machten nur eine Gartennahrung und vier Häuslernahrungen mit dem Gute das Niederkotiz aus.
Seit den 80er Jahren aber und bis in die neueste Zeit sind dort nach und nach dreissig neue Häuser entstanden.
Die Grundherrschaft hat nach und nach aus allen Gegenden Menschen dahingezogen, welche nun grösstentheils mit Tagelöhnerarbeit ihr und ihrer Familien Leben gut durchbringen können.
Oherkotitz, welches noch ums Jahr 1780 7 Gartennahrungen und 3 Häuslernahrungen zählte, hat sich seitdem gleichfalls um 11 Häuser vergrössert, unter welche auch die im Jahre 1821 neuaufgebaute vor der Pfarre stehende obere Schmiede gehört.
Wenn man nun den sammt der niedern Schmiede unter die Gerichtsbarkeit von Nostiz gehörigen, an der alten Strasse liegenden, sehr alten Kretzscham, sowie eine Gartennahrung und drei Häusler, die unter den Gerichten von Wurschen stehen, mit rechnet, weil diese Häuser nach Kotitz eingepfarrt sind, auch der Lage nach zum Dorfe Kotitz gehören, so zählt Ober- und Niederkotitz zusammen mit der Kirche, dem Pfarrhaus, dem Schulhaus und der Mühle, 63 Hausnummern, welche unter dem Gerichtsamte Weissenberg stehen.
Die Kirche zu Kotitz anlangend, so stand eine solche schon im 14. Jahrhundert. Auswendig an die Kirchmauer ist eine Gruft angebaut, welche die Weichaische heisst und eine besondere Geschichte hat. Ihr Begründer ist Hans von Gersdorf, ein ehemaliger Besitzer des Gutes Weicha gewesen. Dieser hat bei Joachim Ernst von Ziegler und Klipphausen auf Nostitz, als dem seit 1693 vollgewaltigen Collator der Kirche zu Kotitz angesucht und auch erlangt, auf dem Kirchhofe zu Kotitz für zwei Personen ein Begräbniss auf seine Unkosten gegen ein Gewisses, so inhalts seines Testamentes der Kirche zu Kotitz und zwar infinite gereichet werden sollte, bauen zu dürfen.
Hans von Gersdorf ist auch wirklich mit seiner Gemahlin in seiner damals neuerbauten Gruft zu Kotitz beigesetzt worden. Doch ist seit dem Napoleonischen Kriege die Gruft leer und es sind nur noch zwei Leichensteine vorhanden, welche von ihm und seiner Gemahlin Nachricht geben. Seit Anfang der 40er Jahre ist vielmehr in diese Gruft die Sacristei verlegt, wodurch in der Kirche selbst eine bedeutende Ständevermehrung entstanden ist.
Das Collaturrecht über Pfarre und Schule steht dem Besitzer von Kotitz zu. Bis zum Jahre 1678 hatte dieses Besetzungsrecht der Besitzer von Särke. Allein im Jahre 1773 hat Carl Gottlob von Heldreich auf Ober- und Niederkotitz dem damaligen Besitzer des Gutes Särke, dem Johann Erdmann von Gersdorf auf Wurschen, Belgern, Nechern, Kohlwesa, Rodewitz u. s. w., das allein habende Jus patronatus um 350 Thaler abgekauft und somit wieder zum Gute Kotitz gebracht, wobei es bis auf unsre Zeiten geblieben ist, und der Himmel mag den derzeitigen Herrn Besitzer als Collator der Kirche und Schule von Kotitz noch lange beschützen und erhalten.
Die Kirche von Kotitz besitzt mehrere Legate von früheren mildthätigen Gerichtsherrschaften, wie z. B. das von Ziegler’sche, das von Heldreich’sche, das von Langenau’sche und von Miltitz’sche. Von dem Letztern sollen die Kinder in Ober- und Niederkotitz unentgeldlichen Schulunterricht erhalten.
Die Höhe, auf welcher die Kirche, wie auch ein Theil des Dorfes steht, läuft nach Morgen in ebenes Land aus, nach Mittag und Mitternacht aber hat sie einen ziemlich steilen, nach Abend gar einen abschüssigen Abhang, an dessen Fusse das Kotitzer Bächlein vorbeifliesst.
Dieser abschüssige Abhang, gleich hinter der Kirchhofsmauer, enthält einen kleinen Steinbruch und heisst der Kirchberg, worauf noch einige Linden stehen, welcher Abhang ausser dem Kirchhofsplatze das einzige liegende Besitzthum der hiesigen Kirche ist. An jedem der beiden Eingänge des Kirchhofs stehen zwei der Kirche zugehörige im November des Jahres 1768 gepflanzte Linden.
In die Schule zu Kotitz gehen die Kinder von Ober- und Nieder- und Neukotitz und Särke, sowie auch die von Lauske, und werden in derselben zusammen 160 Kinder unterrichtet.
Trotz der kleinen Häusler und Besitzlosen, so hat doch in neurer Zeit der Ort selbst sich gehoben und finden die einzelnen Bewohner stets ausreichende Arbeit bei der hiesigen Gerichtsherrschaft und in der Umgegend.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/293&oldid=- (Version vom 2.10.2016)