Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/318

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Klein-Förstchen,


eine Stunde westlich von Bautzen entfernt, links ab von der Strasse nach Dresden gelegen.

Der Ort wird Klein-Förstchen oder auch Unter-Förstchen genannt, raint sehr nahe mit Ober- und Gross-Förstchen und Siebitz und liegt in einer Senkung am Anfang eines westwärts zum Gödauer Wasser fliessenden Bächleins.

Das hiesige Rittergut hat ein schönes im grossartigen Styl erbautes Herrenhaus, woran ein herrlicher Garten stösst. Die Fluren sind gross und ergiebig, und bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation gehörten die Dörfer Presko und Siebitz dazu, indem Klein-Förstchen seine eigne Gerichtsbarkeit hatte.

Das Rittergut gehörte früher der von Bünau’schen Familie. Der Rittmeister von Bünau besass es vor 80 Jahren.

Der derzeitige Besitzer aber ist Herr Moritz Ernst Louis Borsdorf, der auf die Verbesserung des Gutes viel Kosten und Mühe aufgewendet hat, so dass dasselbe den schönsten Rittergütern hiesiger Gegend mit an die Seite gesetzt werden kann. Ueberhaupt ist die Lage des Gutes einladend und freundlich, wie auch der Besitzer desselben die alte Gastfreundschaft der Lausitz bewährt.

Der Ort selbst hat besonders Bemerkenswerthes nicht aufzuweisen und die Schicksale desselben sind nicht besonderer Erwähnung werth.

Blos so viel ist zu bemerken, dass das Dorf mit Rittergut nach Gödau eingepfarrt ist, und hier dürfte noch Einiges nachzuholen sein, was in diesem Album noch keinen Platz gefunden hat. Mit der Kirche und ihrer Begründung steht das Leben Bischofs Benno in genauer Beziehung.

Man wollte zwar behaupten, dass die jetzige Kirche von Gödau von Bischof Benno gegründet worden sei;allein dies ist nicht richtig. Denn zu Zeiten Bischof Benno’s existirte der Rundbogenstyl; allein die jetzige Kirche ist nach Spitzbogenstyl erbaut. Also existirt die von Bischof Benno erbaute nicht mehr.

Bischof Benno von Meissen war aus dem altsächsischen Geschlechte der Grafen von Wolten oder Woltenburg, im Jahre 1010 zu Hildesheim geboren; sein Vater hiess Wernher, seine Mutter Bezela.

Im 18ten Jahre seines Lebens wurde Benno in den Orden der gelehrten Benedictiner zu Hildesheim aufgenommen und erlangte hier nach und nach die kirchlichen Weihen und Würden.

Im Jahre 1035 ward Benno Diaconus, 1040 Priester, 1045 Abt. Im Jahre 1051 berief Kaiser Heinrich III. Benno zum Probst in Goslar, 1066 wurde er Bischof von Meissen.

Im Jahre 1068 war der Kaiser mit zahlreichem Gefolge deutscher Fürsten und Grafen, Erzbischöfen und Bischöfen bei Benno in Meissen.

Später wurde Benno der Gefangene des Kaisers und 1076 kehrte er wieder nach Meissen zurück, nachdem der Herzog Vradislaus die Mark Meissen schon in Besitz genommen hatte.

Im Jahre 1081 wurde Benno wieder vom Kaiser gefangen genommen.

Erst im Jahre 1088 söhnte sich Benno mit dem Kaiser aus und hat die letzten 19 Jahre seines Lebens in der Einsamkeit verlebt. Er

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/318&oldid=- (Version vom 31.7.2016)