vielfacher Verdienste um den Bergbau erhielt sie vom Kaiser Maximilian II. mittelst Wappenbriefes d. d. Wien, am 20. Februar 1569, ein Familienwappen, in Blau und Gold getheiltem Schild einen aufrecht stehenden Bergmann.
Lingke blieb 34 Jahre Besitzer von Weidlitz und Pannewitz. Beim Bombardement von Dresden, im Juli 1760, verlor er fast sein ganzes daselbst angelegtes bedeutendes Vermögen, darunter sein Haus auf der Moritzstrasse. Er zog sich hierauf nach Weidlitz zurück. Auch hier brachte fast jedes Jahr des siebenjährigen Krieges seinen Gütern grosse Verluste, theils in Folge der ausgeschriebenen bedeutenden Lieferungen, theils in Folge der vielen oft sehr überraschend kommenden Einquartirungen. Am 6. Juli 1760 marschirte Friedrich der Grosse selbst durch Weidlitz. Er kam mit der ersten Colonne seiner Armee von Grossenhain, brach bei Storcha links ab und die ganze Colonne nahm ihren Marsch durch die Weidlitzer Flur nach Hoierswerda zu. Der Marsch dauerte von früh 4 bis Mittag 1 Uhr. Da der Weg bei Weidlitz zu eng war, wurde die Gartenmauer durchgebrochen und ein Kürassirregiment marschirte durch den Garten und den Hof. Friedrich der Grosse mit seinem Gefolge ritt durch den Garten, fragte auf dem Hofe den Pachter Elssner, wem das Gut gehöre, und liess sich am Brunnen daselbst ein Glas Wasser reichen. Hätte damals Weidlitz noch dem Grafen Brühl gehört, so würde es wohl gleiches Schicksal erlitten haben mit denjenigen Brühlschen Gütern, durch welche Preussen marschirten.
Lingke überwand durch Umsicht und Sparsamkeit nach und nach die Verluste, welche dieser verderbliche Krieg gebracht, und es gelang ihm Weidlitz und Pannewitz seiner Familie zu erhalten. Er starb 71 Jahre alt am 3. December 1783. Ihm folgten als gemeinschaftliche Besitzer seine vier Kinder, von welchen Johann Daniel Friedrich Lingke, Buchhalter in der Leplayschen Grosshandlung zu Leipzig 1788, und Friedrich Ludwig Lingke, Advocat zu Dresden 1805, beide unverheirathet starben; Christiane Friederike aber, verheirathet an den Churfürstlich Sächsischen Kammerassistenzrath und Obersalzinspector Johann Zacharias Herrmann und Friedrich Wilhelm Lingke, Rechtscandidat, blieben bis 1816 im gemeinschaftlichen Besitz von Weidlitz und Pannewitz. Letzterer starb, ebenfalls unverheirathet, am 14. Januar, Erstere am 20. Mai 1816, ihr folgte ihr Sohn, Dr. Friedrich Wilhelm Hermann, Bürgermeister zu Dresden.
So kamen diese Güter an die Hermannsche Familie, welche aus Nürnberg stammt. Ihr Familienwappen ist ein in Schwarz und Gold getheilter Schild mit Halbmond und Stern. Paul Hermann, ein Nachkomme Hans Hermanns, Handelsherrn zu Nürnberg und des grossen Raths daselbst Mitglied, war 1692 Bürgermeister zu Torgau und hinterliess einen Sohn, Johann Zacharias Hermann, welcher ebenfalls als Bürgermeister von Torgau 1735 starb. Des Letzteren Sohn war obgedachter Kammerassistenzrath Hermann, er starb 1802. Sein Sohn Dr. Friedrich Wilhelm Hermann, verheirathet mit Charlotte Wilhelmine Kuhn aus Freiberg, besass Weidlitz und Pannewitz nur bis 1822. Die anstrengenden Arbeiten, welche das Kriegsjahr 1813 den Mitgliedern des Rathscollegiums zu Dresden auferlegt, zugleich die Sorge um die Güter seiner Mutter, welche zur Zeit der Schlacht bei Bautzen mehrmalige Plünderung erlitten und fast ihr sämmtliches Inventar verloren, hatten die Gesundheit dieses durch Geschäftstüchtigkeit und Berufstreue ausgezeichneten Mannes gebrochen. Er starb 48 Jahr alt am 11. April 1822 und hinterliess die Güter seinem Sohn Paul Hermann, welcher nach erlangter Mündigkeit am 11. October 1830 damit beliehen wurde.
Dr. Paul Hermann, nachdem er sich 1839 mit Julie von Weidenbach aus Augsburg verheirathet, gab seine juristische Praxis in Dresden auf und übernahm 1842 seine Güter, welche zeither fast immer verpachtet gewesen, zur eigenen Bewirthschaftung. Er baute 1842 und 43 das Herrenhaus zu Weidlitz von Grund aus neu auf, nach einem Riss des Baumeister Erhard zu Dresden. Den das Herrenhaus umgebenden Park liess seine Frau theilweise erweitern und in englischem Styl neu anlegen. Der Wirthschaftshof zu Pannewitz, welcher am 24. Juli 1835, in Folge Blitzschlages, abbrannte, sowie der rechte und linke Flügel des Wirthschaftshofes zu Weidlitz wurden von Dr. Hermann ebenfalls, theils in den Jahren 1835 und 36 theils 1849 und 50, von Grund aus neu, massiv und geräumiger aufgebaut, so dass nur noch die beiden Scheunen eines dieselben erweiternden Umbaues bedürfen. Um sein väterliches Erbe in jeder Hinsicht in möglichst vollkommenen Stand zu setzen, auch seinen Leuten unausgesetzt Arbeit zu verschaffen, führt Dr. Hermann fortwährend sehr umfangreiche Culturarbeiten aus. Zugleich betheiligt er sich möglichst thätig an Allem was in neuester Zeit auf Anregung der Staatsregierung zur Förderung der Sächsischen Landwirthschaft geschehen, indem er auch dies als eine Aufgabe erkannte, welche der Besitz dieser Güter ihm gestellt. Sr. Majestät der hochseelige König Friedrich August verlieh dem Dr. Hermann am 7. Juni 1852 das Ritterkreuz Seines Albrechtsordens, „für die Verdienste desselben um Verbesserung der Landwirthschaft.“
In kirchlicher Hinsicht sind Weidlitz und Pannewitz seit dem 20. Juli 1837 in die über eine Stunde entfernte Kirche zu Neschwitz eingepfarrt, da zur Zeit eine nähere protestantische Kirche nicht vorhanden. Früher waren dieselben eingepfarrt in die Kirche St. Nikolai zu Bautzen. Die Parochie Neschwitz zerfällt in 5 Schulbezirke, den Commerauer, Neschwitzer, Puschwitzer, Lugaer und Sahritzscher. Weidlitz und Pannewitz bilden mit Sahritzsch, Uebigau, Krimitz, Loga und Dreikretscham seit 1841 den Schulbezirk Sahritzsch.
G. A. Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. , Leipzig 1859, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)