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mit seinen drei Töchtern und dem einzigen Sohne, Caspar Rudolph, nach Liebenau.

Der Käufer Bischheims war Nikolaus von Maxen, churfürstlich Sächsischer Stallmeister, Kammerherr und Herr auf Ober- und Niederjehser, Hennersdorf, Pulsnitz und Ohorn, vermählt mit Justine Eleonore von Werthern und gestorben zu Pulsnitz am 22. Jan. 1712. Von seinen sechs Kindern übernahm Jehser und Bischheim der Königl. Polnische und Churfürstl. Sächsische Kammerherr Friedrich Gottlob von Maxen, der seinen Brüdern durch Vergleich 26000 Thaler herauszahlte. Er hat ungemein viel für die hiesige Kirche und Pfarre gethan, und überhaupt ein gesegnetes Andenken hinterlassen. Seine Gemahlin war Charlotte Sophie Pflugk aus dem Hause Strehla, die Wittwe eines Herrn von Schleinitz auf Zottewitz, Blattersleben und Golsche, die ihm jedoch keine Kinder gebar. Nach seinem 1751 zu Dresden erfolgten Tode wurde die Leiche nach Bischheim gebracht und vor dem Altare beigesetzt. In dem Testamente hatte der sel. Kammerherr seiner Gemahlin für ihre sämmtlichen Anforderungen aus der 1749 abgeschlossenen Ehesliftung dreitausend Thaler ausgesetzt, seine beiden Stieftöchter aber mit Legaten bedacht. Die männlichen Descendenten seines Bruders Johann Georg auf Pulsnitz erhielten das festgesetzte Lehnsquantum von funfzehnhundert Thalern, Bischheim aber seine Vettern Johann Georg und Johann Niklas von Maxen, die es jedoeh schon 1752 an ihre Muhme Charlotte Sophie von Schleinitz, des Erblassers Stieftochter, verkauften, die sich ein Jahr darauf mit dem Obersten der Garde du Corps Balthasar Erdmann von der Heydte vermählte. Sie starb vier Jahre nach ihrem Gemahl am 28. Juni 1784, und hinterliess den Ruf einer frommen wohlthätigen Dame, deren Testamentsbestimmungen noch heute manche Dankesthräne erwecken. Das Gut hatte sie bald nach dem Tode des Gemahls einem Neffen, Wilhelm Sigismund Julius Pflugk auf Strehla, Trebnitz und Zschepa, Churfürstl. Sächsischen Kammerherrn zugeeignet der 1802 im vierundsechszigsten Jahre zu Strehla verschied, nachdem Bischheim bereits am 29. November 1797 durch Kauf an seine zweite Gemahlin Justine Luise Henriette geborene von Carlowitz gekommen war, die sich 1806 mit Herrn Wilhelm Eberhard Ferdinand Pflugk auf Strehla, Grossherzogl. Sächsischen Kammerherrn und Senior des Pflugk’schen Geschlechts vermählte.

Die Kirche zu Bischheim, in die auch das angrenzende Dorf Häslich eingepfarrt ist, wurde auf Bischof Witigos Veranlassung auf dem höchstgelegenen Punkte des Ortes erbaut, wo man wahrscheinlich ein dort befindliches Bauerngut abtrug und dessen Areal zur Pfarre schlug, ein nahes Gehöfte aber zur Wohnung des Geistlichen aquirirte. Die älteste Kirche erlag der Wuth des hussitischen Gesindels bei der Erstürmung und Vernichtung der unglücklichen Stadt Camenz und erst gegen Ende des funfzehnten Jahrhunderts baute man das zerstörte Gotteshaus mit Benutzung der stehengebliehenen alten festen Mauern wieder auf. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war jedoch nicht nur die Kirche, sondern auch der Thurm so schadhaft geworden, dass man zu einer Hauptreparatur schreiten musste, wozu ein Theil der Kosten durch eine Collecte herbeigeschafft wurde. Als nun aber im Jahre 1803 Bauverständige eine zweite Reparatur der Kirche für unmöglich erklärten, musste ein Neubau vorgenommen werden, der im nächsten Jahre soweit gediehen war, dass am 18. November 1804 das neue Gotteshaus eingeweiht werden konnte. Sämmtliche Baukosten betrugen 3775 Thaler 22 Gr. 8 Pf.

O. Moser.     




Giessmannsdorf.


Giessmannsdorf, ein stattlicher Ort mit einem schönen Schlosse, liegt am Ufer der Neisse, eine Stunde von Zittau, eine Viertelstunde von Hirschfelde und eine halbe Stunde von Reibersdorf in höchst angenehmer Gegend auf einer Anhöhe die herrliche Aussichten auf die Lausitzer Gebirge und eine Unzahl Ortschaften bietet. Das Dorf besteht aus achtundfunfzig Häusern mit fast dreihundert Einwohnern, darunter funfzehn Gärtner und neunzehn Häusler befindlich sind. Die Hauptnahrungszweige der Bewohner Giessmannsdorfs sind Ackerbau, Viehzucht und Leinweberei.

Das Rittergut Giessmannsdorf ist ein uraltes Stammhaus der Familie von Kyaw, deren Ahnherrn König Wenzeslaus im Jahre 1303 mit aus Polen nach Zittau gebracht und ihm Giessmannsdorf und Friedersdorf geschenkt haben soll. Ob die ersten Besitzer des Gutes schon Vasallen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)