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Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/87

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Schwiegersohne August von Kyau hinterliess. Im Jahre 1781 kam Althörnitz an Johann Gottfried Kämmel und 1823 an dessen Schwiegersohn den späteren Bürgermeister von Zittau Ernst Friedrich Wilhelm Just; 1840 aber erwarb es der frühere Besitzer von Grossschweidnitz Hans Christoph Moritz von Beschwitz von dem es 1850 an den jetzigen Eigenthümer Herrn Wolf Leopold Moritz von Beschwitz gelangte.

Ausser den Böhmischen Grafen von Hartig stammt noch eine vornehme Familie aus Althörnitz. Da nämlich eine Tochter Johanns von Hartig, Christiane Margarethe Elisabeth, sich mit Christoph Friedrich von Manteuffel vermählte, so wurde hier der Sächsische Minister Georg August Ernst von Manteuffel geboren, dass demnach auch der jetzige Ministerpräsident des Königreiches Preussen aus Althörnitz stammt. Von den Hartigs leben aber auch noch Abkömmlinge in der Oberlausitz, die jedoch den Adel nicht mehr führen, da der alte Glanz ihrer Familie von ihnen gewichen ist.

Westlich von Althörnitz liegt die Koitsche, ein Berg mit herrlicher Aussicht über die Zittauer Gegend bis an das Riesengebirge, der früher sehr besucht war und auf dem 1659 eine Kindesmörderin hingerichtet wurde. Im nahen Schülerthale befindet sich ein sehenswerther Viaduct der Löbau-Zittauer Eisenbahn, auf dem Schülerbusche aber soll einst eine Burg gestanden haben, von der jedoch keine Spur mehr wahrzunehmen ist. Dagegen sind noch bedeutende Reste vormaliger Verschanzungen vorhanden, von denen behauptet wird, dass sie gleich denen auf dem Ostritzer Venusberge noch aus der Heidenzeit herrühren, wahrscheinlicher aber ist es, dass sie Ueberbleibsel von Befestigungen aus dem siebenjährigen Kriege sind, die hier von den Preussen angelegt wurden. Nach der verlornen Schlacht bei Collin zog sich eine Abtheilung der Preussischen Armee unter dem Prinzen August Wilhelm, Bruder des Königs von Preussen, nach der Oberlausitz zurück um die dort, namentlich bei Zittau befindlichen Magazine zu decken. Die Oestreicher waren indessen schon vor Zittau erschienen und die Preussen lagerten sich von Pethau über Heringsdorf bis Oderwitz, auch errichteten sie auf dem Schülerbusche verschiedene Verschanzungen. Von hier aus sahen sie nun das sich entwickelnde Trauerspiel der Beschiessung und Einäscherung Zittaus mit an. Es war am 23. Juli 1757 als das furchtbare Bombardement in wenigen Stunden die grosse, schöne volkreiche Stadt Zittau in einen Aschenhaufen verwandelte. Fünfhundert vierundsechszig Häuser, darunter das Rathhaus mit dem Archiv und die Hauptkirche gingen zu Grunde und nur hundertachtunddreissig grösstentheils kleine schlechte Häuser blieben stehen. Die meisten Einwohner retteten nichts als das Leben, Viele aber wurden von den einstürzenden Häusern erschlagen, oder erstickten in den Kellern. Zittau erlitt durch diese Verwüstung einen Verlust von zehn Millionen Thalern. Noch jetzt erinnern einige Brandruinen an jene nutzlose Barbarei, die Zittaus Wohlstand auf viele Jahre hinaus zerstörte.

Bis zum Jahre 1682 war der Schülerbusch Schauplatz fröhlicher Schulfeste, woher er auch seinen Namen erhalten hat, denn früher wurde er der Steinberg genannt. In der Woche nach Michaelis zogen täglich Vormittags elf Uhr die Lehrer mit ihren Schülern unter Absingung geistlicher Lieder nach dem Schülerbusche und der Spielwiese, wo dann „ehrbare Ergötzlichkeiten“ erlaubt waren. Es mögen indessen bei diesen Vergnügungen mancherlei Rohheiten vorgekommen und namentlich die jüngeren Schüler von den älteren oft misshandelt worden sein. Der um Zittaus Gymnasium vielfach verdiente Rector Kaimann gab sich viele Mühe diese Schulfeste zu veredeln, und es wurden deshalb vom Jahre 1660 an von den Schülern Schauspiele aufgeführt, welchen Gebrauch aber der spätere Rector Weise abschaffte. Man nannte das Fest den Schülerbuschgang oder auch das Spielwiesengehen.

O. M.     




Ober-Kemnitz.


Kemnitz, ein nicht unbedeutendes Dorf, zwei Stunden von Löbau, anderthalb Stunden von Herrnhuth und eine Stunde von Bernstadt gelegen, ist eine der alten Wendischen Niederlassungen, deren Namen schon die bekannte Grenzurkunde vom Jahre 1213 erwähnt, indem der gleichnamige Bach, auch Steinbach genannt, die Gauen Zagost und Budissin sowie das Gebiet des[WS 1] Bischofs von Meissen und des Burgwarts von Dolgowitz von einander trennte. Obgleich die Urkunde nur des Baches Cameniza, nicht aber eines Ortes gleiches Namens erwähnt, spricht doch schon die Slavische Benennung des letztern für seine Gründung in der Zeit des Heidenthums, sowie auch zwei nahe Hügel (der Butterberg, vormals Boier- oder Braterberg, wo das Gericht gepflegt wurde und die Heidenpriester ihre geheimnissvollen Werke trieben und der Ochsenberg,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: das
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)