des meissner Stifts so wichtigen Actenstücke hervor, dass dieser ungemein thätige und für die Nationalökonomie des Stifts Meissen so überaus sorgsame Bischof die Pfarrkirche zu Talewitz nebst denen zu „Nitschwitz, Pauss, Röcknitz und Nempft“ von Grund aus neu erbaute. – Im Jahre 1520 werden Heinrich und Christoph von Canitz auf Püchau und 1528 Gebrüder Hieronymus und Christoph von Canitz auch als Lehnsbesitzer von Th. genannt, sowie 1538 ein Christoph von Canitz, 1555 Friedrich und Hieronymus v. C, 1578 ein Hieronymus v. C, welcher 1590 20. Febr. (nach Andern erst 1592) starb. Auch soll dieser schon die Dörfer Collau und Zischwitz (die Zischwitzer Häuser) besessen haben. Uebrigens sicherte der Letztere sich sein Andenken in Th. dadurch, dass er das hiesige Diaconat stiftete, weshalb man auch noch heutigen Tags bemüht ist, sein Grabmahl im besten Stande und Schmucke zu erhalten. – Uebrigens wird berichtet, dass nach dessen Tod die Dörfer Thallwitz, Behlitz, Wasewitz und Doberschütz mit den zugehörigen Vorwerken, auch zwei Bauern zu Collau zum Amte Eilenburg gezogen worden sein sollen. Im Jahre 1592 wird als Lehnsbesitzer von Th. Christoph von Nitzschwiz zu Stauchau (wahrscheinlich die Wüstung bei Wurzen) Stifts-Hauptmann zu Wurzen, und 1602 Georg von Nitzschwitz genannt. Wann aber Die von Nitzschwitz, die bis 1450 auf Nitzschwitz vorkommen, im hiesigen Lehnsbesitze abgegangen sind, während sie noch bis zu Ende des 17. Jahrhunderts auf „Leutewitz, Deuda, Sornitz, Oppisch, Gröse, Reisen, Röcknitz, Treben, Trüntzig, Niederstein, Wermsdorff u. s. w.“ genannt werden, ist nicht aufs Jahr zu bestimmen. – Im Jahre 1612 und 1614 wird als Lehnbesitzer von Th. „Hans von Plötze,“ churf. Kammerjunker, genannt, und dieser soll es vom Churfürsten geschenkt erhalten haben. Im Jahre 1629 besassen es die Gebrüder Hans Georg, Hans Christian, Adrian Arnd (Arnold) und Hans Wilhelm von Plötz gemeinschaftlich, bis es im Jahre 1639 an den ältesten Bruder, Hans Georg, käuflich überging. Nach Denen von Plötz, die ihren Stammsitz auf Plötzke an der Elbe gehabt haben sollen, und im 16. Jahrh. noch im Brandenburg’schen, im 15. Jahrh. in Pommern vorkommen und noch früher beim Deutschen Orden in Preussen thätig waren, auch ausser Th. noch andere Lehnsbesitze im Meissnischen hatten, werden die von Holzendorf, die zu Anfange des 15. Jahrhunderts aus Brandenburg nach Meissen herüber gekommen waren, auf Thallwitz genannt. Als der erste aus diesem Geschlechte, welcher Th. besass, wird Christian Sigismund v. H., chursächsischer Kammerherr und Amtshauptmann zu Eilenburg und Düben im Jahre 1659 aufgeführt, und Christoph Sigismund v. H., ebenfalls Kammerherrn und Oberstallmeister, der 1715 gestorben, wird seit 1695 als Besitzer von Th. actlich erwähnt und im Jahre 1740 besass es ein Rittmeister von Holzendorf. Schiffner behauptet, dass auch Wolf von Werthern auf Frondorf und Pulsnitz und sein Sohn Gottlob Lehnsherrn zu Th. zu Ende des 17. Jahrhunderts gewesen seien. (?) – Seit 1752 erscheint die Wittwe des Geh. Raths Grafen von Hoym, die auch zugleich Ochsensaal, Stellen und Trebnitz im Besitz hatte, als Herrin von Thallwitz. Im Jahre 1775 starb hier Adolph Graf von Hoym als Erb- Lehn- und Gerichtsherr. Seit dieser Zeit wohnte jedoch die Gerichtsherrschaft nicht im hiesigen Schlosse; doch blieb es bei der gräflichen Familie von Hoym, bis endlich im Jahre 1818 das Gut die Fürstin Louise Henriette von Reuss-Ebersdorf, welche eine geborne Gräfin von Hoym war, erbte. Hierauf kam es an deren Tochter, an die Prinzessin Sophie Adelheid Henriette, geboren 28. Mai 1800 und vermählt am 18. April 1820 mit Heinrich LXVII., Prinzen von Reuss-Schleiz. Sie ist die jetzige Collatorin von vier geistlichen Stellen, dem Pastorate, dem Diaconate und Cantorate, sowie von dem Pastorate zu Sprottau, einen zum Gute Th. gehörigen preussischen Dorfe. – Bei der ehrbaren Mannschaft dienten die Besitzer von Th. mit 2½ Ritterpferd.
In einem neuern und weit bessern baulichen Stande sind die umfangreichen Wirthschaftsgebäude des Ritterguts, das zu den bedeutendsten in Sachsen gehört, welche am östlichen Ausgange des Dorfs sich befinden, auch eine durchgängig sehr zweckmässige Einrichtung und dabei eine wirklich symmetrische Anlage haben und die Wohnung des Rittergutspachters mit in sich begreifen. Das Rittergut Th. hat überdies noch eine grosse Schäferei zu Mölbitz und drei Vorwerke im preuss. Herzogth. Sachsen, von welchen Collau seit den 24. Sept. 1788 als ein besonderes mit Th. zwar combinirtes, aber mit allen thallwitzer Pertinenzstücken im Eilenburger Amte begabtes Rittergut behandelt ward. Zu Collau gehören die Vorwerke oder Hofmeiereien Bunitz und Mölbitz mit den Drescherhäusern, sowie die Dörfer Paschwitz, Sprottau und Collau, preussischen Antheils, sowie endlich 90 Hufen in den Marken Barnitz, Schöndorf und Wittro. Ausserdem besitzt das Rittergut noch schöne Holzung und Teichfischerei.
Das Dorf, das nur ⅛ Stunde von der preussischen Grenze entfernt ist, gehörte vor der Markeintheilung zum alten Gaue Queszizi, also zu Eilenburg und nicht zu Wurzen, das im Gaue Neletici lag. Als ein Theil des Wettiner Familengutes kam es mit diesem durch Conrad von Wettin zur Mark Meissen und gehörte von 1485 bis 1547 der ernestinischen und seit der Wittenberger Capitulation der albertinischen Linie. Im J. 1815 ging das Theilungsmesser des Wiener Congresses mitten durch sein Besitzthum.
Die hiesige Kirche, die sich ziemlich gut präsentirt, besonders mit ihrem nicht unbedeutenden Thurme und bei ihrer etwas erhöhten Lage weit gesehen wird, ist zum Theil, besonders der Chor, sehr alt; doch ist das Hauptschiff mit der untern Partie des Thurms vom meissnischen Bischöfe, Johannes von Salhausen, wie wir bereits angedeutet, neu erbaut und hat im Ganzen noch viel alterthümliches Gepräge. Nach einer Notiz des Pfarrarchivs ist der obere Theil des Thurms mit Haube erst 1699 aufgesetzt worden. – So enthält das Innere der Kirche auch mehrere Epitaphia von den früheren Gutsherren, unter denen zuletzt Graf Adolph von Hoym hier beigesetzt wurde. Ausserhalb der Kirche befinden sich ebenfalls noch einige bemerkenswerthe Epitaphien mit den Reliefbildnissen früherer Gutsherren in Lebensgrösse, unter denen sich die des letzten Hieronymus von Canitz und zweier von Nitzschwitz besonders auszeichnen. Sigismund Graf von Holzendorf vermachte der Kirche ein Legat von 200 Thlr., mit der Bedingung, dass mit den Zinsen die hiesige herrschaftliche Gruft in gutem Stande erhalten werden solle, während das Uebrigbleibende der Kirche bei ihrem Bedarfe zu Gute gehen solle. – Ein anderes
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/027&oldid=- (Version vom 21.5.2018)