Rathsassessor, nachmaligen Stadthauptmann, Balthasar Faber zu Leipzig, und nachdem dieser im Jahre 1735 mit Tode abging, besass es die Wittwe Christiane Sophia geborne Küstner. Im Jahre 1755 gelangte es an den Sohn Dr. Johann Balthasar Faber, und 1776 an den Eidam Dr. Quirin Gottlieb Schacher. Im Jahre 1801 erbte Wachau die Jungfrau Christiane Wilhelmine Schacher, doch noch in demselben Jahre kam es in den gemeinschaftlichen Besitz der Frau Susanne Christiane Henriette verwittweten Gräfin von Beust, gebornen von Born, Johann Balthasar Küstners, der Frau Dr. Regine Henriette Baumann, geborne Küstner, der verwittweten Dr. Christiane Wilhelmine Lastrop, geborne Küstner, und Johann Heinrich Küstners, die es noch im nämlichen Jahre an den durch sein grosses Tabaks-Geschäft, das er mit Mangelsdorf in Compagnie führte, so bekannten Kauf- und Handelsherrn Johann Gottlob Quandt zu Leipzig, der auch der Begründer der in der Leipziger Schlacht ruinirten Tabaksmühle war, verkauften. Als dieser im Jahre 1816 mit Tode abging, so erbte Wachau der als Kunstkenner und Kunstrichter so sehr bekannte Mäcen Johann Gottlob von Quandt, der es jedoch im Jahre 1820 an den Dr. juris C. G. Hillig in Leipzig verkaufte. Im Jahre 1830 gelangte Wachau jedoch an Johann August Böhme und das Jahr darauf kaufte es der Kreisoberforstmeister, Karl Heinrich Adolph von Leipziger, und von diesem Johann Gottlob Schulze, welcher es im Jahre 1850 an seine Frau Johanne Christiane Friederike Schulze geborne Heuschkel und diese bereits im Jahre 1853 endlich an die Geschwister Schulze vererbte.
Das hiesige Herrnhaus ist zwar keineswegs gross, aber doch zweckmässig gebaut und dabei schön eingerichtet. Es hat 18 Fenster Fronte und an der Gartenseite ist ein beachtenswerthes Gewächshaus, mit schöner Flor sowie einer zahlreichen und starken Orangerie, eingebaut. Dieses Herrenhaus nebst Pachterwohnung und die ebenfalls ganz massiv aufgeführten, zweckentsprechenden Wirthschaftsgebäude bilden einen geräumigen Hofraum, der an dem nordöstlichen Entree des Dorfs an der von Leipzig führenden Chaussee gelegen ist, während die Schäferei, Brauerei und Ziegelei ausserhalb des Dorfs sich befinden. Die Gutsfluren sind seit der 1837 veranstalteten Zusammenlegung fast sämmtlich in einen regelmässigen, dicht hinter dem Hofe beginnenden Flächenraum gebracht und bestehen in 212 Acker vorzüglich zu Raps- und Weizenbau geeigneter und nach einer regelmässigen Fruchtfolge dazu verwendeter Stücke, 27 Acker Wiesen, Gärten und Obstplantagen, sowie etwa 5 Acker an Holz, Teichen und Hofräumen. Der Viehbestand beträgt 13 Pferde, 70 Stück Rinder, 400 Stück Schaafe und 25 Stück Schweine. Auch hat das Gut bei der starken Brauerei einen Schank und Branntweinbrennerei und noch einige Grundstücke im Dorfe selbst. – Die Gutsgebäude sind überdies von drei Seiten mit geschmackvollen Parkanlagen und einem von seltenen und kräftig gediehenen und Strauchwerk ausgestatteten Lustgarten in englischen Geschmacke umgeben. Die Hauptzier des Gartens aber ist das von dem schon erwähnten frühern Besitzer, dem bekannten kunstsinnigen Johann Gottlob von Quandt (auf Dittersbach), aus Pietät für seine verewigte Mutter, die eigentliche Begründerin dieser Gartenanlagen, errichtete Denkmal, das aus Sandstein und Cararischem Marmor aufgeführt und mit trefflichen Sculpturen verziert ist. Eine wirkliche Merkwürdigkeit dieses herrschaftlichen Gartens ist überdies die am südlichen Ende des Gartens stehende, allbekannte und deshalb auch vielfach besuchte und bestiegene sogenannte Napoleonslinde, die von allen Besuchern der nahen Wahlstatt der Leipziger Schlacht des Jahres 1813 gewiss nie ungesehen gelassen wird. Diese Linde, welche, ihrer Stärke und dem Umfange ihrer Aeste nach zu urtheilen, von hohem Alter ist, trägt auf ihren höhern Astpartieen eine ziemlich geräumige Gallerie, zu der eine 60 Stufen hohe, um den Stamm des Baumes sich windende Treppe führt. Von hier aus geniesst man eine vorteilhafte Aussicht auf den grössten Theil des grossen Schlachtfeldes, sowie auf Leipzig und eine grosse Menge kleinerer Städte und Ortschaften, namentlich auch auf die schöne Aue der Pleisse bis gegen Altenburg und dessen Schloss, auf die in blauer Ferne sich erhebende Kette des Erzgebirges, das hohe steile Hügelland, sowie auf den Rochlitzer Berg und den Petersberg bei Halle, ja sogar an hellen Abenden am fernen Horizont auf den Brocken mit der Heinrichshöhe und über dem Höhenzug des Erzgebirgs auf einige Berge des fernen Böhmens. Die Aussicht ist, mit einem Worte gesagt, reizend von diesem denkwürdigen Punkte, der die vom 16. bis zum 19. October 1813 hier losgelassene, fürchterlichhausende Kriegsfurie der grossen Völkerschlacht theilnahmlos sah. Während dieser ewig denkwürdigen Schlacht, die über das Schicksal des grössten Helden Europas im 19. Jahrhunderte mit gewaltiger Rechte die eisernen Würfel warf, mit Donnergebrüll ihre Blitze gegen ihn schleuderte und die nur sieggewohnte grosse Armee, die von den Eisfeldern des beleidigten nordischen Riesen verscheucht über Leipzig ihren schmachvollen Rückzug nahm, so nachdrucksvoll schlug, ist dieser Punkt von den Marschällen und Generälen des von der Abendsonne des Ruhms beschienenen Corsen, sowie der Alliirten wiederholt[WS 1] bestiegen worden; ja, Napoleon selbst soll von hier aus mehrmals die Stellung der Schlachtreihen überblickt und gedankenvoll seine düstern Blicke auf den grossen Spielplan der Entscheidung entsendet haben.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: winderholt
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/031&oldid=- (Version vom 21.5.2018)