lieber Beichtvater, der mir durch Gottes Gnade den Weg zum Himmel gezeigt hat. Nach der Hinrichtung wurde die Unglückliche in einen Winkel des Gottesackers neben ihrem Kinde begraben.
Zum Schlusse müssen wir noch eines wackeren Gelehrten, Johann Christoph Ritter, gedenken, der im Jahre 1658 zu Kühnitzsch geboren wurde, wo sein Vater, wie die Chronik sagt, „der deutschen Schreiberei Beflissener“ war. Namentlich zeichnete sich Ritter als tapferer Vertheidiger des Protestantismus aus, und hatte als Reiseinformator eines jungen Herrn von Theler Gelegenheit, in Rom und Wien sich häufig mit Jesuiten herumzustreiten. Unter seinen auf die Glaubensstreitigkeiten bezüglichen Schriften zeichnen sich einige durch originelle Titel aus, zum Beispiel: „der in seinen eigenen Schlingen gefangene Vogelsteller,“ oder Widerlegung der sogenannten Davidsschlingen, die Böning, ein Mameluck erneuert, vermehrt und zum Druck befördert; auch schrieb er, als ihm sein Gegner Böning einen elend berittenen lutherischen Ritter genannt, eine Broschüre: „Der glückliche Sieg über den päpstlichen Lindwurm.“ – Er starb 1711 als Rector zu Freiberg. Der erste protestantische Pfarrer zu Kühnitzsch war Conrad Schreiber, von dem eine alte Nachricht sagt, er sei ein feiner, geschickter, gelehrter, frommer Mann, und der Edelmann sammt seinen Leuten mit ihm so wohl zufrieden gewesen, dass sie ihm ein gutes Lob gegeben. Nachdem aber dieser Pfarrer beschuldigt worden, dass er den Trunk zu sehr liebe, hätte man ihn alsbald treulich verwarnet. –
Von allen Rittergütern in Leipzigs Umgebung hat wohl keines eine reizendere Lage als Möckern. Weit umschlossen von herrlichen Wiesen und dunklen Eichenwaldungen erhebt sich das reizende Herrenhaus des Gutes hart am Ufer der Elster, die ihre munteren Wellen der nahen Vereinigung mit dem Gewässer der Pleisse entgegenführt, aber auch bisweilen die angeschwollenen Wassermassen über die Ufer hinaus auf die weit hingebreiteten Wiesen ergiesst. Das Schlösschen, eben so geschmackvoll als zierlich erbaut, schaut wie ein kleiner Feenpallast aus dem frischen Grün eines hübschen Gartens auf die herrliche Aue hinab, und grüne Weingelände ziehen sich gemischt mit Schlingpflanzen und Rosenbosquets längst des Hofes am Ufer des Flusses dahin, über den hier eine Brücke führt. Drei Seiten des Hofes sind von neuen stattlichen Wirthschaftsgebäuden umschlossen, über welche die hohe gewaltige Esse einer Dampfmaschine emporragt.
Die früheste Geschichte Möckerns ist nicht aufzuhellen, man weiss nur, dass der Ort von den in hiesiger Gegend sich ansiedelnden Sorben gegründet wurde. Im dreizehnten Jahrhundert scheint auf dem Schlosse zu Möckern ein ritterliches Geschlecht von Warin gehaust zu haben, welchen auch das benachbarte Wahren gehörte, später aber kam Möckern an Nickel Pflugk, Otto Pflugks auf Strehla Sohn, der in Leipzigs Umgegend mehrere Güter erkaufte und in Strehla, oft aber auch auf einem seiner hiesigen Schlösser, namentlich Frauenhain, wohnte. Im Jahre 1376 empfingen die Gebrüder Dam und Otto Pflugk, Nickels Söhne, nach einem noch jetzt im Archiv zu Grosszschocher befindlichen Lehnsbriefe die Lehn über Gohlis und Möckern, und nach Otto Pflugks um 1394 erfolgtem Tode erhielt das Gut dessen Sohn, der gleich dem Grossvater, Nickel hiess. Ihm folgte wiederum ein Nickel Pflugk auf Grosszschocher, Windorf, Pötzschau, Möckern und Gohlis, welcher 1462 mit seinem Vetter Niklas Pflugk auf Knauthain einen Vertrag wegen einiger Rittergüter abschloss, und noch während seiner Lebenszeit das Gut Möckern an Hans Pflugk, seinen Sohn, abtrat, der durch Heirathen und Erbschaften bereits 1452 die Güter Pomsen, Seyffartshain, Fuchshain, Göhrens, Lausen und Albertsdorf besass. Er starb im Jahre 1490, und Hans Pflugk, sein Sohn, trat in Besitz der väterlichen Hinterlassenschaft. Derselbe fand im Jahre 1520 in der Kirche zu Grosszschocher seine letzte Ruhestätte, und bei der Theilung seiner Güter unter vier Söhne erhielt Johannes Zschocher und Gohlis, Moritz, dessen unglückliches Ende wir bereits bei der Schilderung Pomsens erzählt haben, Seyffartshain und Pomsen, Georg Pötzschau nebst Albertsdorf und Wolf Windorf, Lausen, Göhrens und Möckern. Von diesen vier Brüdern starb der jüngste, Wolf, zuerst, wahrscheinlich 1533, denn in diesem Jahre kamen seine Söhne, Benno und Wolf, unter die Vormundschaft ihrer Vettern. Nach erlangter Volljährigkeit erhielt Wolf Windorf, Göhrens und Möckern, verkaufte aber Letzteres 1562 an seinen Bruder Benno für 4000 Gülden, und als bald darauf der kinderlose Wolf mit Tode abging, befand sich Benno wieder im Besitze aller väterlicher Güter. Er war im Jahre 1555 Hauptmann zu Zeitz und ein hochgeehrter und allgemein beliebter Herr, jedoch in Folge vielfacher Unglücksfälle und Verluste nicht im Stande, die ererbten Rittergüter zu behaupten, weshalb er sie an seinen Schwiegersohn Carl von Dieskau verpfändete, und nicht verhindern konnte, dass sie derselbe später sub hasta erstand. In dem Testamente des berühmten Julius Pfluks, Bischofs
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/048&oldid=- (Version vom 21.5.2018)