Gasthof, Ziegelei und eine sehr bedeutende Bierbrauerei. Das Dorf hat etwa sechzig Feuerstätten mit fast vierhundert Einwohnern, darunter vierundzwanzig Gutsbesitzer. Die Einwohnerschaft nährt sich hauptsächlich von Feldbau, doch finden auch Viele Beschäftigung in dem nahen Leipzig.
Das Dorf wurde im dreissigjährigen Kriege sehr oft von streifenden Partheien heimgesucht, und litt zugleich wegen seiner Lage an der Heerstrasse nicht wenig durch die Hin- und Herzüge der verschiedenen Armeen, sowie durch epidemische Krankheiten. Im Jahre 1680 brachte aus Leipzig ein Fremder, der an einer in dieser Stadt herrschenden Seuche litt, und in hiesigem Gasthofe einkehrte, die gefährliche Krankheit auch nach Zöbigker, von wo sie bald nach dem naheliegenden Prödel drang und in beiden Ortschaften beinahe hundert Menschen in das Grab stürzte.
Die stattliche mit einem hohen schönen Thurme gezierte Kirche wurde lange vor der Reformation erbaut, und wie schon bemerkt durch den Hof- und Justizrath Johann Jacob Kees restaurirt und mit einem neuen Thurme versehen. Am 10. Juli 1733, an einem Busstage, erhob sich unter der Nachmittagspredigt ein fürchterliches Gewitter, welches dreissig Stunden lang das Volk in Angst und Sorgen erhielt. Der Blitz erschlug nahe bei Rehbach eine Frau, entzündete das Schulgebäude zu Kötschau, beschädigte die Kirchen zu St. Thomas und St. Nikolai nebst fünf Häusern zu Leipzig und traf ausser den Gotteshäusern zu Gautsch und Markkleeberg auch die Kirche zu Zöbigker so gewaltig, dass er im Thurme einige Balken zerschmetterte, die Fenster beschädigte, den Beichtstuhl zersplitterte und dessen Gerüste fortschleuderte. Im Jahre 1808 wurde die Kirche durch frechen Einbruch um ein Kapital von 1000 Thalern bestohlen.
Vor der Reformation stand die Collatur über die Kirche zu Zöbigker dem Thomaskloster in Leipzig zu, welches dort Plebane unterhielt, von denen im Jahre 1375 Dietrich, von 1505 bis 1518 Gregor Strauss genannt wird, welcher letztere früher Pleban in Schönfeld war und als Prior des Augustinerklosters zu Leipzig starb. Von 1518 bis 1535 verwaltete das hiesige Plebanat Andreas Skölen, zuvor Küchenmeister im Leipziger Thomaskloster, mit dem die Reihe der katholischen Priester schloss. Sein Nachfolger, Heinrich Dietze, bisher Kaplan auf dem Schlosse zu Grosszschocher, trat 1539 zum Protestantismus über und starb 1554 im siebzigsten Lebensjahre. Das zum Rittergute Zöbigker gehörige Dorf Prödel mit dreizehn Gütern und zwölf Häusern ist in die Kirche zu Zöbigker eingepfarrt. Beide Dörfer machten früher eine besondere Parochie aus, und wurden zur Zeit der Reformation mit Gautsch vereinigt; doch hat Zöbigker noch jetzt Parochialrechte, deshalb wird hier wie in Gautzsch die gewöhnliche Probepredigt gehalten, auch eine besondere Vokation vom Rittergutsbesitzer als Kirchenpatron ausgestellt. Der in Gautzsch wohnende Pfarrer hat auch in Zöbigker eine ihm zustehende Wohnung, die er vermiethet. Die Schule besuchen etwa funfzig Kinder.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/055&oldid=- (Version vom 21.5.2018)