Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen I.djvu/095

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in den blutigen Bruderkrieg geriethen. Die Wolkenburg gehörte damals dem alten reichen Geschlecht der Kaufungen, und wurde ihnen höchst wahrscheinlich theils wegen ihrer Lage, dem Stammsitze der Familie gegenüber, theils als Entschädigung für die Güter gegeben, welche im Hussitenkriege sowie in dem Bruderkriege den Kaufungen durch Verwüstung verloren gingen. Conrad und Heinrich von Kaufungen verkauften 1443 den Nonnen Margarethe und Elisabeth von Kayn fünf Gulden Zins in Waldsachsen für sechszig Schock; unter den Zeugen befand sich Jost von Kaufungen, auf Wolkenburg gesessen. Als der Pfarrer zu Wolkenburg 1449 wegen der hiesigen Pfarre Obmänner zu wählen hatte, befand sich unter diesen auch Hans von Kaufungen, der Burgherr; nach der Hinrichtung des unglücklichen Prinzenräubers Kunz von Kaufungen aber und dessen Bruders (?) Dietrich zog Churfürst Friedrich der Sanftmüthige mit andern Gütern der Familie Kaufungen auch Wolkenburg ein, das 1485 bei der Landestheilung seiner Söhne an den Churfürsten Ernst fiel. Nach Ernsts Tode kam Wolkenburg in Besitz Friedrichs des Weisen und seines Bruders Johann des Beständigen und gehörte unter das Amt Altenburg.

Von jetzt an finden wir im Besitze Wolkenburgs die alte Osterländische Familie von Ende, welche wahrscheinlich einstmals zu den deutschen Eroberern gehörte und in frühester Zeit den Namen Wolfersberg führte, weshalb sie auch den Wolf im Wappen trägt. Der erste dieses Geschlechts auf Wolkenburg war Gottfried von Ende, Herr auf Rochsburg, Wolkenburg, Königsfeld, Püchau, Gete, Laussnig und Kayn, ein vertrauter Freund seines Landesfürsten, Churfürst Johanns des Beständigen. Es wird behauptet, ist aber historisch nicht nachzuweisen, dass der Churfürst Gottfrieden von Ende, der sein Rath und Landvoigt war, zur Belohnung treuer Dienste mit Wolkenburg beschenkt habe und diese Sage hat insofern eine ziemliche Wahrscheinlichkeit als die Familien Ende und Kaufungen in verwandtschaftlichen Beziehungen standen. Er starb 1527 und hinterliess ausser seiner Wittwe Katharina von Schleinitz († 1530) elf Söhne, von denen zwei, Georg und Heinrich, bei der Belagerung der Insel Rhodus durch die Türken ihren Tod fanden, und der jüngste, Gottfried, von seinem Diener erschossen wurde. Gottfrieds von Ende Nachfolger im Besitze der Wolkenburg war Ehrenfried von Ende, der auf dem hiesigen Schlosse seinen Wohnsitz hatte und 1550 mit Tode abging. Gottfried von Ende wird als ein milder, gütiger und gottesfürchtiger Herr geschildert, der 1557 starb und das Schloss dem Reichsrath, Kammergerichtsassessor und churfürstlichen Geheimrath Dr. Nikolaus von Ende hinterliess, welcher 1567 in der Kirche zu Königsfeld begraben wurde. Schon 1565 werden Abel und Hiob von Ende als Mitbelehnte genannt, von denen Ersterer 1570 mit Tode abging, Letzterer aber den Oberdorfer Theil von Wolkenburg an Abraham von Thumshirn veräusserte, der 1595 nebst Hiob von Ende als Lehnsherr aufgeführt wird, den erkauften Theil aber bald wieder an den Besitzer des unteren Theiles von Wolkenburg, Georg Utz von Ende abtrat. Die Gebrüder Utz und Georg von Ende und die Vettern Quirin und Utz von Ende auf Püchau, Königsfeld und Wolkenburg werden 1595 als Lehnsherren des Schlosses genannt und 1596 ist Quirin von Ende dessen alleiniger Besitzer. Seine Gemahlin war Marie von Einsiedel, eine Schwester Abrahams von Einsiedel auf Scharfenstein, die ihm einen Sohn, Haubold, und eine Tochter, Christina, gebar. Haubold erscheint als Herr auf Wolkenburg zuerst im Jahre 1607; er wurde Vater von acht Kindern, von denen ihn jedoch nur vier überlebten, darunter Georg Haubold, geboren 1631. Als der alte Haubold von Ende 1631 mit Tode abging, hinterliess er den Ruf eines „wohlfrommen Lehns- und Gerichtsherrn“. Und in der That scheint Haubold ein sehr wohlwollender, guter Mann und dem Protestantismus sehr eifrig ergeben gewesen zu sein, denn als für die Pfarre ein Concordienbuch angekauft wurde, fügte er dem Verzeichniss der Unterschriften eigenhändig seinen Namen bei.

Verschiedene Unglücksfälle und Verluste und endlich das damals herrschende berüchtigte Kipper- und Wipperwesen schadeten dem bisherigen Wohlstande der Familie von Ende dergestalt, dass Georg Haubold von Ende nicht im Stande war, die Wolkenburg zu behaupten. Anfänglich wurde das Schloss unterpfändlich auf drei Jahre Heinrich Hildebrand von Einsiedel, churfürstlich Sächsischem Geheimrathe und Viceoberhofrichter, Obersteuereinnehmer und Landschaftsdirector des Fürstenthums Altenburg, Herrn auf Scharfenstein und Löbichau, überlassen und diesem Herrn 1632 die Huldigung geleistet; 1635 kam es aber völlig in seinen Besitz, worauf er das Gut seinem Sohne Rudolf Haubold verpachtete. Dieser folgte dem Vater 1651, starb aber schon 1654 und hinterliess einen Sohn, Hans Haubold, der zur Vormünderin seine fromme Mutter, Agnes geborne von Schönberg hatte. Der Tod dieses Herrn erfolgte im Jahre 1700, zu welcher Zeit er die Standesherrschaft Seidenberg besass, Geheimrath, Obersthofmeister der Churfürstin und Herr auf Wolkenburg, Gersdorf, Böhrigen und Ehrenberg war. Sein Sohn Hans Georg stand ebenfalls mehrere Jahre unter Vormundschaft seiner Mutter Anna Sophie geborne von Rumohr auf Oppurg, Oberhofmeisterin der Churfürstin. König August ernannte ihn wegen seiner treuen Dienste zum ersten Hofmarschall und während des Reichsvicariats 1745 zum Reichsgrafen. Er starb 1760 und im Besitze Wolkenburgs folgte Detlev Carl, geboren 1737, der zu den von seinem Vater ererbten Gütern 1766 Kaufungen und 1801 Niederfrohna hinzukaufte, Mückenberg mit dem Eisenwerke Lauchhammer ererbte und 1790 durch Kauf auch den Burghammer erwarb. Graf Detlev Carl von Einsiedel verschied 1810 als königlich Sächsischer Conferenzminister und Landschaftsdirector des Herzogthums Altenburg und hinterliess im gemeinschaftlichen Besitz des Mannslehns Wolkenburg die Grafen: Carl, gestorben als Geheimrath 1841; Detlev, Cabinetsminister und Staatssecretair; Ferdinand, Berghauptmann in Schlesien, gestorben 1833 und Adolf, gestorben als königlich Preussischer Oberst 1821. Dem Grafen Carl folgten in seinem Antheile dessen Söhne Carl, Oesterreichischer Major, und Maximilian, dem Grafen Adolf seine Söhne Clemens und Detlev.

Das Dorf Wolkenburg scheint ursprünglich zunächst der alten Kirche, an der Strasse hinaus, gelegen zu haben, es wurde, wie bereits erwähnt, nebst dem nahen Biensdorf 1430 von den Hussiten zerstört, und man baute späterhin nur die Schenke, die Wirthschaftsgebäude des Rittergutes und auf der Stelle wo einst Biensdorf stand, die herrschaftliche Schäferei wieder auf. Die übrigen Häuser entstanden[WS 1] unter dem Schlossberge, an der schon im sechszehnten Jahrhundert vorhandenen Mühle, und so bildete sich ein Ober- und Niederdorf. Nachdem jedoch Abraham von Thumshirn die Brücke über die Mulde erbaut hatte, zu welcher man am 30. April 1585 den ersten Pfahl einschlug, entstanden auch verschiedene Wohnungen auf dem jenseitigen Muldenufer und zwar auf Grund und Boden eines Bauergutes, das schon die Herren von Ende mit

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: enstanden
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/095&oldid=- (Version vom 21.5.2018)