Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen I.djvu/129

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Sachsendorf.


Das Dorf Sachsendorf liegt an der ehemaligen Leipzig-Dresdner Poststrasse zwischen Leipzig und Hubertusburg, etwa drei Stunden von Grimma in einem weiten Thalgrunde, der sich bis zur Mulde hindehnt. Der schöne wohlhabende Ort zählt mit Inbegriff der Kirche des Rittergutes und der geistlichen Gebäude siebzig Hausnummern, darunter fünf Pferdnergüter, wovon jedoch zwei mit dem Rittergute vereinigt sind, funfzehn Gärtnergüter, von denen gleichfalls eins zum Rittergute gehört, und sechsundvierzig Häuser. Die Einwohnerschaft besteht aus ziemlich fünfhundert Personen, wobei ein Schmied, zwei Wagner, zwei Seiler, ein Böttcher, ein Leinweber, ein Drechsler und ein Bäcker befindlich sind, auch hat der Ort einen stattlichen Gasthof nebst einer Mühle, welche von dem sogenannten Mühlbache getrieben wird. Unweit des Dorfes beginnt die Mutzschener Haide und um dasselbe liegen mehrere zu dem hiesigen Rittergute und dem damit verbundenen Streuben gehörige Teiche. Das Gesammtareal des Flurbezirks Sachsendorf umfasst nach der neuen Vermessung 1247 Acker 135 □ Ruthen.

Die Zeit der Gründung Sachsendorfs ist, wie die der meisten Dörfer, unbekannt, doch wird der Ort schon in einer Grenzberichtigungsurkunde vom Jahre 1284, sowie auch 1330 erwähnt, in welchem letzteren Jahre zu Pausitz eine neue Kirche erbaut wurde, welcher der Bischof von Meissen aus achtzehn Hufen Landes zu Sachsendorf drei Malter Korn und drei Malter Hafer als Decem schenkte, welcher Getreidezins jedoch später vermindert worden ist. Das hier befindliche Rittergut ist mit dem Rittergute Streuben combinirt, welches letztere, ohne Gebäude, mit seinen Fluren nach Sachsendorf gehört, während das nahe Dorf Streuben zur Parochie Kühren zählt. Die Rittergutsgebäude zu Sachsendorf zeichnen sich durch regelmässige und massive Bauart aus und namentlich das 1790 in neuem und geschmackvollem Style aufgeführte Herrenhaus präsentirt sich äusserst vortheilhaft. Unmittelbar an dasselbe stösst ein schöner weitläufiger Garten, der von dem Mühlbach durchflossen wird, welcher das Dorf in zwei Hälften theilt. Kaum eine Viertelstunde von Sachsendorf liegt die zum Rittergute gehörige bedeutende Schäferei, umgeben von einer Kirschplantage. Die dem Rittergute zustehenden Waldungen sind von Bedeutung und gutem Bestande, auch die Fischerei ist ziemlich beträchtlich, denn ausser einer Anzahl von grösseren und kleineren Teichen besitzt das Gut in der Nähe des königlichen Forstes einen sehr umfangreichen Teich, der Doktorteich genannt. Das Rittergut Sachsendorf war in früherer Zeit sehr oft mit dem nahen Gute Wäldgen combinirt.

Den Namen hat Sachsendorf höchst wahrscheinlich von der einst hier hausenden Familie von Sachsendorf, aus der im Jahre 1333 Conrad von Sachsendorf als Zeuge in einer von dem Burggrafen von Leissnig ausgestellten Urkunde genannt wird. Später gehörte das Gut einem Ritter Görge von Canitz und 1469 Hansen von Canitz, der auch Wäldgen und Mühlbach besass. Nach ihm wird Bernhard von Stentzsch als Herr dieser drei Güter genannt, von dem sie um 1514 Friedrich von Saalhausen auf Trebsen erkaufte. In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts war Hans von Minkwitz Herr auf Sachsendorf, Streuben und Nitzschka, von dem die zwei erstgenannten Güter an Ritter Hans von Holläufer gelangten, der bereits Burkartshain, Zschepa, Mühlbach und Oelschütz als eine kleine Herrschaft besass, 1565 auf dem Schlosse Mühlbach starb und in der Kirche zu Burkartshain begraben wurde. Von der Familie von Holläufer kam Sachsendorf an die von Schleinitz, aus der Wolf Dietrich von Schleinitz 1601 vorkommt. Nach ihm besass das Gut Johann Samuel Mosbach, der 1630 mit Tode abging, worauf seine Wittwe, Anna Sophie Mosbach Eigenthümerin blieb, bis zum Jahre 1650, wo sie starb. Georg Christoph von Braune, Stiftsrath zu Wurzen, war im Besitze Sachsendorfs bis 1692. Durch testamentarische Bestimmung besassen Fräulein Johanna Elisabeth Mosbach und ihre Schwester Anna Sophie von Peres das Gut von 1693 bis 1705, worauf es der Generalleutnant

     Leipziger Kreis, 10tes Heft, oder 38stes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/129&oldid=- (Version vom 16.9.2022)