Collatur über Kirche und Schule Sr. Majestät dem König zu, die Inspection über beide aber üben gemeinschaftlich die Superintendentur und das königliche Justizamt zu Borna. Hierdurch ist der Pfarre ein Verlust geworden, indem ein bis 1815 aus dem benachbarten Kammerforste zu lieferndes Holzdeputat von acht Klaftern Scheiten in Wegfall kam. –
Zum Schlusse müssen wir noch bemerken, dass Ramsdorf einstmals der Aufenthaltsort des berüchtigten Räubers Nikel List war. Derselbe wurde 1656 zu Waldenburg geboren, trat 1674 in Kriegsdienste und liess sich alsdann zu Ramsdorf als Schenkwirth nieder, wo er bald einen Kreis von Raubgenossen um sich sammelte. Von hier zog er nach Beutha bei Hartenstein, betrieb das Räuberhandwerk im Grossen, und machte sich in- und ausserhalb Sachsen durch Kirchenraub und Mordbrennerei furchtbar. Als man ihn in Beutha verhaften wollte, schoss er auf der Flucht zwei Hartensteiner Bürger nieder, wurde aber doch endlich gefangen und 1699 zu Celle mit schrecklichen Martern hingerichtet. Im Jahre 1700 schleifte man sein Haus und setzte auf die Stätte eine Schandsäule. – In der moorigen Gegend zwischen Ramsdorf und Hagenest befinden sich eisenhaltige Quellen.
Wäldgen wurde in früheren Zeiten Wäldigen, oder auch „zum Walde“ genannt und liegt nicht weit von der Leipzig-Dresdner Chaussee in einer fruchtbaren nicht unangenehmen Gegend, kaum zwei Stunden von Wurzen und drei von Grimma auf der Grenze beider Aemter, nördlich vom Stenzwalde. Das Dorf Wäldgen besteht aus einer Mühle mit zwei Gängen und Schneidezug, einer Schenke, sechs Gärtnergütern und acht Häusern, mit etwa hundert Einwohnern, theils Ackerbauern, theils Handarbeitern. Der hiesige Flurbezirk umfasst einen Flächenraum von 259 Ackern 287 □ Ruthen.
Ueber die Gründung des Ortes fehlen alle Nachrichten, doch verräth schon der Name, dass vormals auf der Stätte, wo jetzt Wäldgen sich befindet, eine Holzung stand die muthmasslich im zwölften oder dreizehnten Jahrhundert ausgerodet wurde. Da Wäldgen in früheren Zeiten immer gleiche Besitzer mit dem nahen Sachsendorf hatte, so ist anzunehmen, dass ein solcher der Gründer des Rittergutes Wäldgen gewesen und dieses ursprünglich ein Vorwerk des Hauptgutes Sachsendorf gewesen sei, bis es Rittergutsgerechtsame erhielt. So viel ist gewiss, dass Wäldgen, Sachsendorf, Hohnstädt und andere nahe Güter ihre Entstehung nicht – wie Trebsen, Grimma u. s. w. – den Sorben verdanken, sondern neueren Ursprungs sind. Im Jahre 1284 gedenkt bereits eine Urkunde des Ortes Sachsendorf als eines zum Wurzener Distrikt gehörigen Dorfes, und Conrad von Sachsendorf lebte 1333, von dem Gute Wäldgen aber spricht keine Urkunde jener Zeit.
Das Rittergut Wäldgen, mit einem grossen, schönen Herrenhause und trefflichen Wirthschaftsgebäuden, ist wegen der beiden Dorfantheile sowol ein schriftsässiges Gut im Amte Wurzen, wie auch ein amtsässiges Gut im Amte Grimma. – Ob dasselbe, gleich Sachsendorf, zuerst im Besitze der Herren von Sachsendorf war, lässt sich nicht ermitteln, erst im Anfange des funfzehnten Jahrhunderts beginnt die Reihe der Herren auf Wäldgen in ununterbrochener Folge. Zu dieser Zeit gehörte das Rittergut Friedrich von Saalhausen, der auch Trebsen besass und um das Jahr 1450 gestorben sein muss. Sein Nachfolger war Hans von Canitz, dessen noch 1469 Erwähnung geschieht, wo er bei einem Vergleiche als Herr auf Sachsendorf, Wäldgen und Mühlbach genannt wird, doch scheint derselbe keine Söhne hinterlassen zu haben, indem die drei Güter an Bernhard von Stentzsch fielen, der sie 1514 Friedrich von Saalhausen auf Trebsen verkaufte. In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts kam Wäldgen an die Familie von Schleinitz, aus der Wolf Dietrich von
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/147&oldid=- (Version vom 14.9.2022)