Trebsen, in Urkunden Tribizin, Trybesin, Trebezin, Trebissen und Trebisen genannt, ist seit der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts ein Vasallenstädtchen im Erbamte Grimma, während es vorher nur ein Flecken war. Der Ort liegt anderthalb Stunden von Grimma und zwei Stunden von Wurzen gegen 430 Fuss über der Nordsee in hügeliger Gegend, welche durch die nahen Waldungen, den Colmberg und dichtes Buschwerk viel Abwechselung erhält und namentlich durch die breite, fruchtbare Aue des Muldenstroms, der am südöstlichen Ende des Städtchens den von Selingstädt herankommenden Kranichbach und dem Schlosse Trebsen gegenüber den starken Mutzschener Bach aufnimmt, vorzügliche Annehmlichkeiten gewinnt. Von den Höhen herab bietet diese Aue vortreffliche Aussichten, welche durch das hübsche Städtchen Nerchau, das Dorf Neichen, Schloss und Dorf Nitzschka und andere Ortschaften ungemein gehoben und vervielfältigt werden. Nach Westen hin ragt aus dichter Waldung der kegelförmige mit Laubholz bewachsene Trebsener oder Altenhainer Colmberg hervor, in welchem sich ein trefflicher Steinbruch befindet, der einen kalkhaltigen, splitterigen Mauerstein liefert. Ueber die Mulde führt hier eine zum Rittergute Trebsen gehörige Fähre.
Das Städtchen Trebsen ist ziemlich unregelmässig an den Abhängen zweier Hügel erbaut, von welchen der Schlossberg eine Art Vorgebirge bildet. Es enthält über einhundert fünfzig Häuser mit etwa tausend Einwohnern, unter denen die meisten Handwerker, namentlich Leinweber sind, und etwa der achte Theil sich mit Landwirthschaft beschäftigt. Das schöne im Quadrat erbaute alterthümliche Schloss umschliesst einen grossen Hof und gewährt, obgleich es kein Thurm ziert, einen trefflichen Prospekt.
Bereits im Jahre 991 wird der Burg und des Ortes Trebsen erwähnt, indem es zu jener Zeit der Sitz des Gaugrafen Bucelin war, der von dem Erzbischof Gieseler von Magdeburg das Städtlein Nerichowa (Nerchau) für Pausitz (Busci) eintauschte. Letzterer handelte hier nach aller Wahrscheinlichkeit als Lehnsherr des Grafen Esiko. Am 6. October 995 überliess König Otto Nerci (ebenfalls Nerchau) als ein seinem Vasallen Esiko gehöriges Gut dem Stifte Meissen, sowie am 13. Juni 997 das Burgward Nirechouua, in der Grafschaft des Markgrafen Eginhard von Meissen gelegen, dem Erzstift Magdeburg. Es ist unmöglich, diese urkundlichen Dunkelheiten zu enthüllen. Im zwölften Jahrhundert gehörte Trebsen den Rittern von Trebissen, wahrscheinlich Nachkommen des Gaugrafen Bucelin, die sich nach der Sitte jener Zeit den Namen ihrer Burg beilegten. So befand sich im Jahre 1189 unter den Meissnischen Vasallen, welche auf dem Colmberge bei Oschatz ein Rittergedinge abhielten, auch Ritter Bernhard von Trebissen, und im Laufe der folgenden Jahrhunderte erhielt sich das alte stolze Geschlecht stets im Besitze ihres Stammgutes, bis dieses um 1505 an den Ritter Hans Friedrich von Saalhausen kam, der auch die Schlösser und Rittergüter zu Lauenstein, Schieritz und Püchen[VL 1] besass. Aber nicht lange finden wir die Ritter von Saalhausen als Herren auf Trebsen, denn 1519 herrschte hier Ritter Hans von Minkwitz, der noch 1546 bei Gelegenheit eines Kirchenstreites erwähnt wird. Von dessen Familie ging Trebsen an den Grafen Wolf von Barby über, der noch 1584 auf hiesigem Schlosse wohnte, und 1612 gehörte es einem Herrn von der Schulenberg, welcher in diesem Jahre drei Ritterpferde zum Defensionswerke stellen musste. Später besassen Trebsen mit Nerchau die Herren von Dieskau, von denen der königlich Grossbrittanische und churfürstlich Hannöversche Geheimrath Johann Adolf von Dieskau 1742 mit Tode abging, wodurch, da er ohne männliche Nachkommen starb, dessen Wittwe in das Erbe trat, jedoch an den Kammerherrn und Kreissteuereinnehmer Carl Heinrich von Dieskau auf Knauthain den vierten Theil eines gewissen Lehnsquantums abtreten musste. Nachher wurde Trebsen mit Nerchau Eigenthum des Doctor
Anmerkungen der Vorlage
- ↑ handschriftliche Korrektur: Püchau
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/159&oldid=- (Version vom 16.9.2022)