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Rüben.


Das Dorf und Allodial-Rittergut Rüben, welches Filial von dem eine Viertelstunde entfernt liegenden Orte Zehmen ist, liegt eine Stunde von dem Städtchen Rötha, wohin ausser der alten Strasse ein doppelter, sehr anmuthiger Weg an beiden Seiten der Pleisse führt. Rüben selbst liegt am rechten Ufer der Pleisse, am Rande einer der schönsten, Holz- und Wiesenreichen Auen von Leipzigs Umgegend. Ausser den Rittergutsgebäuden hat das Dorf selbst noch elf Güter, einen an der Strasse gelegenen Gasthof und vierzehn Kleinhäusler mit 182 Einwohnern.

Aus den früheren Zeiten hat sich von Rüben eine Sage erhalten. Der Begründer des Schlosses soll nämlich von seinem Vater einen grossen Länderstrich erhalten haben, mit den Worten:

Willst du hier bauen Rüben,
So wird dein Glück erblühen.
Wirst du nicht achten auf mein Wort,
So musst du fort von Ort zu Ort.

Der Sohn verstand die weise Lehre des Vaters falsch. Derselbe erbaute ein grosses Schloss und nannte solches Rüben. Mit dieser Erbauung ging der Stern dieser Familie unter. Merkwürdig ist, dass das Gut an verschiedene Familien gekommen ist. Die Nachrichten selbst datiren sich von 1444. Damals besass das Gut ein gewisser Paul von Gronow, in welcher Familie es bis zum Jahre 1533 verblieb. Im Jahre 1534 acquirirte es Georg von Haugwitz, von welchem es auf Jost Brand 1574 überging. Diese Brand’sche Familie besass es am längsten, ungefähr 124 Jahre. Von dem letzten Sprossen derselben erkaufte es der Kanzler Baron Otto Heinrich von Friesen auf Rötha im Jahre 1698. Von diesem kam es an die von Osterhausensche Familie auf Imnitz im Jahre 1720. Dann besass das Gut die von Dieskauische Familie bis zum Jahre 1749, von welcher Herr von Bölzig solches käuflich an sich brachte und in Lehn erhielt. Letzterer verkaufte es wieder an den Kaufmann Peter Richter zu Leipzig. Dieser verwendete auf den Bau der Kirche in Rüben, wozu 2000 Gulden aus dem Kirchenvermögen bestimmt waren, über 4000 Thaler von seinem eigenen Vermögen, wodurch das Dorf die jetzige Kirche erhielt, eine Zierde des Ortes. Das ihm gesetzte Denkmal trägt folgende Inschrift:

„Dem Andenken eines redlichen Mannes und edlen Freundes, Herrn Peter Richter, dachte, lebte, starb als Christ. Geboren den 21. November 1706, gestorben den 16. Januar 1782. Verwandelt sich, um schöner wieder aufzustehen.“

Ausserdem findet sich noch im Innern der Kirche ein steinernes Denkmal, ungefähr 3½ Elle hoch und 1½ Elle breit, das aus der frühern Kirche in die neue mit herüber genommen worden, auf welchem eine weibliche Figur in Lebensgrösse sich befindet mit folgender Inschrift:

„Anno domini 1597. Den 29. Juli in Gott seligklichen entschlafen die edle und ehren, viel tugendsame Frau Magdalene Blankin, eine geborne von Einsiedel vom Genandstein.“

Die Nachrichten, ob diese geborne von Einsiedel blos auf dem Gute lebte oder deren Ehemann selbst Besitzer war, fehlen gänzlich. Nach Peter Richters Tode ererbte das Gut Johann Christoph Richter, Kaufmann in

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/192&oldid=- (Version vom 30.7.2020)