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Eythra.


Eythra liegt in einer schönen von der weissen Elster bewässerten Aue, nur eine halbe Stunde nordwestlich von dem Städtchen Zwenkau, 3 Stunden südwestlich von Leipzig, 2 Stunden nördlich von Pegau.

Eythra ist das im elften Jahrhundert schon erwähnte Städtchen Idern, und das 1018 dem Merseburger Stifte geschenkte Vbedern.

Die Fluren gränzen mit Bösdorf und den preussischen Orten Kleinskorlopp, Kutzen und Zitzschen. Zu Eythra selbst gehört Bösdorf, Mausitz an der preussischen Grenze bildet ein Nebengut, so wie auch Groitzsch als Zubehör von Eythra betrachtet wird. Eben so gehört zum Gute die Wüstung Hitzschen.

Im Dorfe giebt es einen Gasthof, eine schöne grosse Mühle mit 6 Gängen, Hirse- und Oelstampfen und mit Sagemühle.

Das im ausgezeichneten Style erbaute Schloss mit seinem vorzüglichen Park, der von Leipzigs Bewohnern und der ganzen Umgegend häufig besucht wird, um in ländlicher Zurückgezogenheit die Genüsse der grossen Stadt auf Zeit zu vergessen, zeichnet diesen Ort aus. Der Blitzableiter des drei Etagen hohen Schlosses gehört zu den ersten in Sachsen, so wie auch das Gut selbst zu den schönsten und besten gezählt wird.

Erst vom Anfange des funfzehnten Jahrhunderts finden wir einzelne Geschlechter im Besitze des Gutes und zunächst die Familie der Pflugke, welche damals, ausser dem noch jetzt mit Eythra verbundenen Gute Mausitz, auch Zöbigker und Knauthain besass. Unter diesen ältesten Besitzern ist besonders der kurfürstliche Rittmeister Siegmund von Pflugk merkwürdig, welcher sich 1421 bei Brix gegen die Hussiten auszeichnete. Die Tugend des Vaters erbte fort auf seinen Sohn Nicolaus auf Knauthain, welcher 1450 vom Kurfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen zum Ritter geschlagen wurde und den Beinamen des Eisernen erhielt. Beide aber wurden überstrahlt an Ruhm durch einen Sohn des Nicolaus, Cäsar Pflugk auf Eythra und Pegau, ein wohlerfahrener Rechtsgelehrter und der beste Redner seiner Zeit. Er war kurfürstlicher Land- und Appellationsrath, auch Ritter des goldenen Vliesses. Unzufriedenheit mit den religiösen Neuerungen in den Landen seines Fürsten veranlassten ihn, in die Dienste des Herzogs Georg zu treten, der ihn zum Kanzler erhob. Bei der in Leipzig im Juni 1519 zwischen Luther und Eck stattgehabten Disputation, führte Pflugk als herzoglicher Commissar nebst dem geh. Secretär Dr. Küchel und dem Schlosshauptmann von Wiedebach den Vorsitz.

     Leipziger Kreis, 18tes Heft, oder 71stes Heft d. g. F.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/213&oldid=- (Version vom 7.1.2019)