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Kaufungen.


Kaufungen liegt 1¼ Stunde von Penig und 4 Stunden von Chemnitz, in anmuthiger Gegend, unmittelbar an der Mulde.

Ob Kaufungen, welches durch Kunz von Kaufungen berühmt geworden, von dem Geschlechte der Kaufungen selbst gegründet und wenn solches erbaut worden, dieses kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden.

Die Herren von Kaufungen kommen seit dem Jahre 1283 vor, und zwar zuerst ein Heinrich von Kaufungen, dessen Söhne, Tauzold und Heinrich das Kloster Bug öfter anfeindeten. Im Jahre 1357 wurden Kunz und Heinrich von Kaufungen als „Herren zu Waldenburg“ genannt. Eine Benennung, die darinnen ihren Grund haben mochte, dass denen von Kaufungen Waldenburg eine Zeitlang verpfändet war. Die von Kaufungen waren überhaupt reiche begüterte Leute, weshalb sie auch zu den höchsten Ehrenämtern gelangten. Dietrich von Kaufungen war im Jahre 1375 einer der vornehmsten Zeugen bei dem vom Kloster zu Chemnitz geschlossenen Kaufe der Herrschaft Rabenstein, und Jost von Kaufungen wurde im Jahre 1411 als Schiedsrichter erwählt zwischen den Dynasten von Schönburg, den Ahnherren der jetzigen Fürsten und Grafen gleichen Namens und dem Kloster Remse. In diesem Kloster[WS 1] ruhen mehre von der Familie derer von Kaufungen.

Kunz von Kaufungen, der Sohn Conrads von Kaufungen, ebenfalls reicher Sächsischer Vasall und Böhmischer Landeshauptmann, war ein tapfrer, edler Ritter. Er wusste Opfer zu bringen und kannte keine Falschheit, keine Lüge. Ein offenes, biedres, ja vielleicht etwas schroffes Wesen war der Hauptzug seines Charakters, dabei auffahrend und leicht zu beleidigen. Sein Jähzorn und seine Rachsucht hatte keine Grenzen, sobald er sich verletzt fühlte. Diese Leidenschaft brachte ihn ins Verderben und der unglückliche Bruderkrieg war die Veranlassung.

Vergeblich hatte der treffliche Kurfürst Friedrich der Streitbare noch auf dem Sterbebette seine Prinzen Friedrich und Wilhelm zur brüderlichen Eintracht ermahnt und Worte gesprochen, die als ein schönes Zeichen edler Fürsten-Gesinnung, da sie nicht so allgemein bekannt sind hier einen Platz finden mögen: „Lieben Söhne, Zeit und Stunde ist vorhanden, dass ich aus diesem sterblichen Leben scheide. Mein Abschied kommt zur ungelegenen Stunde. Der böhmische Krieg liegt mir am Herzen, man muss aber dem göttlichen Willen, der nie anders, als gut ist, Alles anheimstellen. Lasset es Eure grösste Sorge sein, das Vaterland beim Frieden zu erhalten. Solches wird, wie ich glaube, leicht geschehen können, wenn Ihr in der Furcht Gottes und in brüderlicher Liebe und Eintracht betet, die Unterthanen treulich schützet und ihr Bestes befördert. Darum ermahne ich Euch mit allem Ernst, dass Ihr bei dem jetzt entstandenen Glaubensstreit frommer und gelehrter Leute Unterricht anhöret. Nehmet Euch ja nicht zu Räthen, die ehr- und geldgeizig sind, und sich vom Regiment zu bereichern suchen. Beschweret nicht die Unterthanen mit neuen Bürden und Abgaben. Wollet ihr Einen zur Wohlfahrt fördern, so thut es ohne Unterdrückung der Andern. Mit dem Adel verfahret so, dass Ihr ihn geneigt und Euch zu Willen habet. Keine Uebelthat lasset ungestraft hingehen; wo aber Hoffnung zur Besserung ist, da helfet und lasset Nachsicht und Verzeihung stattfinden. Verdient Jemand Eure Ungnade, so bedenket, dass man im Zorne Maass halten müsse. Zu den Waffen greifet nicht eher, als wenn es die höchste Noth erfordert. Gegen Eure Unterthanen beweiset Euch als Väter und nicht als Wütheriche und Tyrannen, vor welchen die Natur selbst sich scheut. Denkt an den Markgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange, Euren Urahnen, der zwar gegen zwei Kaiser Krieg führte, aber blos um Land und Leute zu schirmen. Unsere Vorfahren hatten wenig Nutzen von den vielen Kriegen, die sie führen mussten. Was für Schrecken aber ein muthwilliges Kriegführen bringe, ist aus des Landgrafen Albrechts Beispiel zu ersehen. Darum ermahne ich Euch nochmals ernstlich, dass Ihr einträchtig seid und Einer dem Andern nachgebe und verzeihe. Dieses wird Euch eine Mauer sein wider jeden feindlichen Einfall, der nicht fern von Euch ist. Und Du, mein Sohn, Friedrich, verhalte Dich also bei der Kurwürde, wie Du es von mir gesehen hast, damit Du dem Reiche lieb und werth seiest. Du aber, mein Sohn, Wilhelm, achte diesen, den älteren Bruder, das wird Dir zur Ehre und zum Besten gereichen. Ach, lieben Söhne, nehmet doch diese meine väterliche Ermahnung wohl zu Herzen und ins Gedächtniss, und lasset Euch durch nichts

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kloser
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/216&oldid=- (Version vom 7.1.2019)